Mal was „Politisches*“ aus Griechenland: Wir wandern, wir wandern…

Von Edit Engelmann

Wir wandern, wir wandern – von dem einen Ort zum andern…

Nach den geltenden Richtlinien für Flüchtlinge innerhalb der EU müssen die Länder Flüchtlingen und Asylanten Unterkunft gewähren, in denen diese Flüchtlinge ankommen. Dabei handelt es sich zumeist um die süd- und südosteuropäischen Staaten, die über kilometerlange schwer überwachbare Strände verfügen und die geografisch den Zonen, aus denen geflohen wird, am nächsten kommen: Italien, Spanien und Griechenland, die IGS Staaten. Die reichen nordeuropäischen Staaten – also das eigentliche Ziel der Asylanten und Flüchtlinge – hat sich gesetzesmässig gegen zu große Flüchtlingsströme abgeschirmt und ist dabei, diesen Trend noch verstärken zu wollen. Jedenfalls diskutiert man das wohl nicht nur ausgiebig in Bayern.

Heute wird in einem EU Bericht veröffentlicht, dass hinsichtlich derzeitiger Migrantenströme noch ein Trend eingesetzt hat. Aus eben diesen IGS Staaten möchten viele gern weg: Krise. Und zwar nicht nur von den Asylanten und Flüchtlingen, sondern auch ein Großteil der einheimischen Bevölkerung.
Zum Beispiel Einer von Vieren aus Griechenland möchte gerne so schnell wie möglich anderweitig unterkommen – am liebsten in den nordeuropäischen Staaten, wo laut Medien und allgemeiner Befindenslage noch Milch und Honig fliessen. Als Zahlensalat liest sich das so:

· 24% der Griechen möchte schnellstens in ein anderes Land umziehen – das sind 2,64 Millionen Menschen /(ohne eventuellen Anhang)

· 63% davon möchten das gerne in die nördliche EU – das sind 1,66 Millionen Menschen, die sich im wesentlichen über Frankreich, Deutschland, Holland und England niederlassen möchten. Denn wer sollte schon in ein anderes IGS-Land wollen oder in baltische oder in osteuropäischer Staaten, wo das Leben annährend genauso schlecht ist wie im eigenen.

· 4,1% kommen noch in den nächsten 12 Monaten – das sind 108.240 Menschen.

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Karikatur von Freund Klaus Stuttmann

Größtenteils wird es sich hierbei um hervorragend ausgebildete jüngere Menschen handeln. Denn das muss man den Griechen lassen – die schulische Ausbildung ist besser als in Deutschland. Hier bekommt man sein Abitur nicht, wenn man nicht in insgesamt acht Fächern die Prüfungen bestanden hat. Und damit sind nicht nur Sport, Musik und Sozialkunde gemeint. Dazu zählen Mathematik, Chemie, Biologie genauso wie Geschichte, Fremsprachen und oftmals auch Altgriechisch. Fremdsprachen spechen Griechen übrigens häufig mehrere – und das gut. Obgleich auch die griechischen Universitäten nicht schlecht sind, verfügt der größte Teil der Migrationswilligen über erstklassige Diplome englischer, französischer, amerikanischer und deutscher Institute.

Da ergibt sich für den Beobachter so ein bisschen die ketzerische Frage: welche von diesen möchten denn nun bei den Deutschen Tourismus lernen, um dann zurückzukommen und ihren früheren Lehrherren den Frappée am Strand zu servieren? Es ist eher anzunehmen, dass der nordeuropäische Studienabgänger mit einer gewaltigen Powerladung südeuropäischen Könnens auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert wird, sollten die 1,66 Millionen alle tatsächlich ihre Koffer packen und nach Europa marschieren.Und dann kommen ja nicht nur die Griechen. Aus Spanien haben sich die Migraten nach Deutschland verdreifacht, aus Italien verdoppelt. Die aus Bulgarien, Rumänien, Polen, Kroatien usw noch gar nicht gezählt.

Noch schlimmer als Deutschland trifft der derzeitige Migrantenschwarm das Land Canada. 301% mehr Spanier, 158% mehr Irländer, 155% mehr Griechen, 96% mehr Italiener und 69% mehr Portugiesen fühlen sich in der EU nicht mehr wohl und wandern über den großen Teich. Das war Anfang des 20. Jahrhunderts schon einmal der Fall. Nur damals war der Kontinent der Freien und Gerechten noch fast unerschlossen und die vielzitierten Tellerwäscher hatten noch Aufstiegschancen.

Eine wichtige Frage wird leider oftmals beim Kofferpacken von angehenden Emigranten vergessen: Ist es denn auch wirklich besser im gelobten Land? Ist das Gras dort grüner? Schmecken die Äpfel dort süsser? Hier tun sich die Empfängerländer mit ihren geschönten Tabellen natürlich keinen Gefallen. Wer von knapp 30% Arbeitslosigkeit in ein Land marschiert mit vermeintlichen 7,1% , macht sich verständlicherweise Hoffnung. Er weiss ja nicht, dass man die tatsächliche Zahl der Leistungsempfänger ruhig verdoppeln darf. Das stellt er erst fest, wenn er dort eintrifft und für die berühmte Apfel-und-Ei Entlohnung in Zeitarbeitsverhältnissen landet, als Akademiker Klos schrubbt und sich eine Bruchbude an Behausung suchen muss. Da geht es dem EU-Wanderer nicht viel anders als dem Flüchtling. Auch der landet nach den Torturen der Reise in Auffanglagern, wo er in den folgenden Jahren vor sich hindümpeln darf und – wenn er ganz besonders viel Glück hat – Handlangertätigkeiten verrichten.

Schöne neue Welt – würde Aldous Huxley sagen.

(Die Zahlen stammen aus dem vierteljährlichen Report der EU Kommission über die Soziale und Beschäftigungssituation in der EU – veröffentlicht bei neoskosmos.com)

* Politik – ein griechisches Wort

Der Ausdruck Politik wurde, mit Umwegen über das Lateinische (politica, politicus), nach griechisch Πολιτικά (politiká) gebildet. Dieses Wort bezeichnete in den Stadtstaaten des antiken Griechenlands alle diejenigen Tätigkeiten, Gegenstände und Fragestellungen, die das Gemeinwesen – und das hieß zu dieser Zeit: die Polis – betrafen. Entsprechend ist die wörtliche Übersetzung von politiká anzugeben als „Dinge, die die Stadt betreffen“ bzw. die „politischen Dinge“. In dieser Bedeutung ist „Politik“ vergleichbar mit dem römischen Begriff der res publica, aus dem der moderne Terminus der „Republik“ hervorgegangen ist. Eine begriffsgeschichtlich besonders prominente Verwendung fand das Wort als Titel eines Hauptwerks des antiken Philosophen Aristoteles, der Politik.

Politisches Handeln kann durch folgenden Merksatz charakterisiert werden: „Soziales Handeln, das auf Entscheidungen und Steuerungsmechanismen ausgerichtet ist, die allgemein verbindlich sind und das Zusammenleben von Menschen regeln“.