Thalia Petritakis über die griechisch-orthodoxe Religion.
Von Anna Kauber Birkelbach, Marie Boms, Marie Busold. Praktikantinnen bei Radio Kreta.
Der griechisch-orthodoxe Glaube wird als Staatsreligion Griechenlands angesehen. Auch auf Griechenlands größter Inseln, Kreta, sollen etwa 95 bis 98 Prozent der Inselbevölkerung dem griechischen Glauben angehören.
„Der griechische Glaube ist sehr stark. Wir haben eine schöne Religion und wir wissen sie zu schätzen. Der Glaube macht uns glücklich“, erklärt die 72-jährige Kreterin, Thalia Petritakis. Im Vergleich, in Deutschland fühlen sich nur rund 52 Prozent der Bevölkerung dem christlichen Glauben zugehörig. Der orthodoxe Glaube kann als eine spezifische Form des Christentums betrachtet werden. Der griechisch-orthodoxe Glaube ist eine von mehreren orthodoxen Traditionen, die national oder regional organisiert sind.
Aufgrund dessen basiert sowohl die römische Kirche als auch die „griechische Kirche“ auf dem Glauben an Jesus Christus. Die Traditionen und Lehren der orthodoxen Kirche prägten sich jedoch im byzantinischen Reich. Aufgrund der ähnlichen Entstehungsgeschichte gleichen sich die griechische Kirche und die römische Kirche unter anderem im Glauben an die Dreifaltigkeit, in der Heiligen Schrift und in den sieben Sakramenten. In einem religiösen Kontext bezeichnet „orthodox“ die Einhaltung der traditionellen und als authentisch angesehenen Glaubenslehre und -praktiken. Dies zeigt sich im täglichen Leben der Griechen, denn in diesem spielt Glaube nach wie vor eine große Rolle.
Die Griechin betont: „Unsere Religion hat ihre Wurzeln nicht vergessen, sie ehrt die Tradition. Deshalb beeinflusst der Glaube noch immer das Leben der Griechen.“ Die orthodoxe Kirche bewahrt aber nicht nur die alten Traditionen, sondern prägt auch seit Jahrhunderten die griechische Kultur. „Meine Generation und auch die Vorherigen haben immer versucht und versuchen auch heute noch, den Glauben aufrechtzuerhalten. Ich habe aber das Gefühl, dass das Interesse der jüngeren Generationen am griechischen Glauben immer stärker abnimmt – das beunruhigt mich.“
Die orthodoxe Kirche ist eine Gemeinschaft von eigenständigen Kirchen, die durch gemeinsame Dogmen und Eucharistie verbunden sind. Konträr zum römischen Katholizismus gibt es keinen zentralen Autoritätsträger wie den Papst, jedoch unterhält die griechische Kirche eine besondere Beziehung zum ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Die Liturgie des griechisch-orthodoxen Glaubens ist geprägt von Ritualen, Mysterien und Traditionen. Interessant ist zudem, dass man das Kreuzzeichen im griechischen Glauben umgekehrt ausführt: Zuerst wird die Stirn berührt, dann der Bauchbereich, aber anstatt danach die Hand zur linken Schulter zu führen, bewegen die Griechen ihre Hand zunächst an die rechte Schulter.
Darüber hinaus ist die Verehrung von Ikonen zentral. Im griechisch-orthodoxen Glauben werden diese als Fenster zum Himmel angesehen, wodurch Gläubige an die Heiligen und an Gott herantreten können. Aufgrund der hohen Anzahl an Heiligen und deren besondere Stellung, feiern die Griechen sogenannte Namensfeste. „Wir haben sehr viele sehr kleine Kirchen, die alle nach unterschiedlichen Heiligen benannt sind“, erklärt die Kreterin, „ich glaube, das ist etwas sehr besonders.“ Die Griechen feiern der Gedenktag des Heiligen, nach dem jemand benannt wurde, oft größer als den eigenen Geburtstag. „Ostern ist dennoch das wichtigste Kirchenfest in Griechenland“, betont die 72-Jährige. Deshalb ist auch das große Fasten vor Ostern für die Griechen die bedeutendste Fastenzeit im Jahr.
Während dieser Zeit verzichten Gläubige auf bestimmte Lebensmittel und widmen sich verstärkt dem Gebet und der Buße. Seit dem 1. August verzichteten die Griechen beispielsweise auf Fleisch, Fisch und Eier, um sich für das Fest Maria Himmelfahrt (Koimēsis tis Theotokou) am 15. August vorzubereiten.
Gute Geschichte !