Eine unfassbare Meldung jagt die andere – jetzt soll es auch noch ganz offizielle Quittungen geben, und das hier!
Am 14. Juli 2010 haben wir diesen Artikel von Verena Lueken in der „FAZ.net“ gefunden:
„Durch das Einführen von Quittungen in nahezu allen Lebensbereichen sollen die griechischen Staatskassen wieder aufgefüllt werden. Die Griechen schreiben plötzlich Quittungen, was das Zeug hält. Doch auch beim amtlichen Beleg finden sie einen großem persönlichen Interpretationsspielraum.
Es heißt ja, Griechenland sei zwar pleite, aber die Griechen hätten schon Geld, die meisten jedenfalls.
Das Problem sei eben nur, sie gäben es nicht gern dem Staat.
Die Bootsführer einer kleinen Insel im Saronischen Meer inzwischen schon. Wohl niemand hat je auf dem dröhnenden Dieselschipper, der maximal acht Passagiere pro Fuhre vom Hafen zu einer schäbigen Kieselbucht ein paar Seemeilen um die Ecke verschifft, nach einer Quittung gefragt. Die Fahrt dauert kaum eine Viertelstunde, kostet 2,50 Euro, und selbst ein findiger Berater in Deutschland brächte es nicht fertig, sie als steuerlich abzugsfähig auszuweisen.
Was für den griechischen Bootseigner bisher bedeutete, das Fahrgeld unversteuert in die Tasche zu stecken.
Damit ist es jetzt vorbei.
Zwar muss die Handhabung der Blöcke noch geübt und Schreibgerät gesucht, gefunden oder vom Nachbarbootsführer geliehen werden;
aber dann werden Fahrscheine ausgestellt und Quittungen geschrieben, was das Zeug hält.
Nicht für jeden selbstverständlich, aber beinahe für jeden Zweiten.
Fast vorbildliche Steuerzahler sind seit kurzem auch die Besitzer der Esel, auf deren Rücken auf derselben autofreien Insel die Koffer ihr Ziel am Berg erreichen.
Dreißig Euro kostete es bisher, einen beladenen Esel knapp fünfhundert Stufen hinauf- und bei Abreise dieselben wieder heruntertrotten zu lassen. Jetzt kostet es vierzig. Das ist selbst auf einer Insel, auf der ein Kilo Aprikosen, das einzige Obst, das dort wächst, für neun Euro weggeht, eine steile Kurve. So sei das leider, dafür bekämen wir auch eine Quittung, sagt die Eselsbesitzerin und fügt an, die Quittung gebe es allerdings nur über zwanzig Euro.
Der Taxifahrer wiederum, der in Piräus wartet, war immer schon ein sorgfältiger Quittierer, für den vollen Betrag, der dieses Jahr nicht höher war als letztes. Am Tag zuvor allerdings hatte er, wie alle seine Kollegen von der Taxifahrergewerkschaft, gestreikt. Glück gehabt, sagten wir. Aber nein, erwiderte er.
Ich hätte Sie schon gefahren. Aber nicht im selben Auto.
Und ohne Quittung.“
Radio Kreta quittiert das mit einem müden Lächeln.