Urlauber aufgepasst: Spezielle Gefahren und Erkrankungen beim Urlaub auf Kreta.

Spezielle Gefahren und Erkrankungen beim Urlaub auf Kreta.

Von Susanne Röhrig, ehemals Ärztin in Plakias.

Inhalt:

  • Tierbisse
  • Insektenstiche
  • Skorpione & Spinnen
  • Schlangen
  • Meerestiere
  • Pflanzen
  • Sonnenbrand
  • Sonnenstich, Hitzeschlag

1. Tierbisse durch Katzen, Hunde, Pferde, Esel

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Esel auf Kreta

Zunächst das Positive: Es wurden in den letzten Jahren keine Tollwuterkrankungen auf Kreta gemeldet. Bei jeder Bissverletzung drohen aber Wundinfektion, Wundstarrkrampf (Tetanus) durch den Speichel des Tieres. Daher wird bei jeder Bissverletzung eine ärztliche Vorstellung empfohlen.

2. Stiche (durch Bienen, Wespen, Mücken, Flöhe u.a.)

Bei Bienen- und Wespenstichen kann es zu allergischen Reaktionen kommen, bei besonders empfindlichen Menschen durch anaphylaktische Reaktion zu Schock und Kreislaufversagen – ein Notfall. Unbehandelt besteht für die Betroffenen Lebensgefahr! Bienen- und Wespen-Allergiker sollten daher immer an die Mitnahme von Notfallkits (Antihistaminikum + Kortison + Adrenalin) denken!

Ansonsten gilt:
Nach einer Stichverletzung nach einem (Bienen-)stachel schauen, falls zu finden, diesen vorsichtig herausziehen, auf keinen Fall dabei den Stachel „ausdrücken“. Den Stich im folgenden nicht „aussaugen“! Anschließend die Stichstelle kühlen und falls vorhanden, mit einem antihistaminischem Gel oder Aloe vera-Gel bedecken. Starke Schmerzen, Schwellungen oder Unwohlsein deuten auf einen Schockzustand hin, der ein NOTFALL ist und schnellstmögliche ärztliche Hilfe bedarf.

Bei mäßiger Schwellung, Juckreiz und Rötung als Zeichen einer leichten allergischen Reaktion kann ein Arzt Antihistaminika als Salbe oder in Tablettenform verordnen. Wichtig bei allergischen Reaktionen ist immer die Aufnahme von viel Flüssigkeit in Form von Wasser, Tee oder Säften, um die Ausscheidung zu erhöhen. Rötung und langsames Anschwellen können auch Zeichen einer Wundinfektion sein, die manchmal antibiotisch behandelt werden müssen. Bei Mücken- oder Flohstichen kommt es meist zu starkem Juckreiz, selten aber zur Wundinfektion an der Stichstelle.

3. Bisse durch Skorpione und Spinnen

Die Skorpione auf Kreta sind zwar leicht giftig, aber nicht lebensbedrohlich. Es soll giftige Spinnen, „schwarze Witwen“ und „braune Einsiedlerspinnen“ geben, auch „Springspinnen“. Ich habe noch keines dieser Exemplare selbst gesehen, hatte aber zwei Patienten mit deutlicher allergischer Reaktion der Haut nach Spinnenbissen. Die schwarze Witwe ist übrigens eine sehr kleine Spinne und durchaus auch in Nordeuropa zu finden. Allgemein können die Bisse von Skorpionen und Spinnen zu starken Schmerzen, Schwellungen, allergischer Reaktion und im Verlauf auch zu Wundinfektionen führen. Es gelten die unter 2. genannten Erste-Hilfe-Maßnahmen.

4. Verletzungen durch Schlangen oder Reptilien

Auf Kreta gibt es keine einheimischen Schlangen oder Reptilien, die für Menschen lebensbedrohlich sind. Es gibt zwar eine giftige Schlangenart auf Kreta, die Europäische Katzennatter (Telescopus fallax), allerdings ist sie für Menschen ungefährlich, da ihre Giftzähne so weit hinten im Rachen liegen, dass sie nur gegen ihre Jagdbeute (Mäuse und Eidechsen) eingesetzt werden können. Meistens ergreifen die Tiere beim Herannahen eines Menschen sofort die Flucht. Falls es doch einmal zu einer Verletzung kommt, gelten die unter 2. genannten Erste-Hilfe-Maßnahmen.

5. Verletzungen durch Meerestiere (Seeanemonen, Seeigel, etc.)

Dabei können folgende Verletzungen auftreten: Stich- und Schnittverletzung mit und ohne Giftbeteiligung, z.B. durch Seeigel, Fische, Korallen, Schnecken. Bissverletzungen mit und ohne Giftbeteiligung, z.B. Seeschlangen, Barrakudas. Nesselung z.B. durch Quallen, Seeanemonen und „Feuerwürmer“. Elektrische Schläge, z.B. durch Zitteraale.

5.1 Verletzung durch Seeigel

Die im Mittelmeer vorkommenden Seeigel bei Kreta sind ungiftig, aber die Verletzung mit den Stacheln ist sehr schmerzhaft und es können nachfolgend Infektionen auftreten. Oft brechen die Stacheln beim Versuch, sie zu entfernen, ab.

Erste-Hilfe-Maßnahmen:
Möglichst viele der Stacheln mit einer Pinzette herausziehen. Tief eingedrungene Stacheln nicht selbst herausziehen, sondern durch einen Arzt entfernen lassen, oder abwarten, ob sie sich durch Auflegen von Essigkompressen (auf-)lösen. Stichwunden anschließend desinfizieren wg. Entzündungsgefahr.

5.2 Verletzung durch Quallen

Einige der im Mittelmeer bei Kreta vorkommenden Quallen können einen allergischen (anaphylaktischen) Schock hervorrufen. Dies ist selten, aber wenn, eine lebensgefährliche Situation. Manche, wie die „Feuerquallen“, sind schon bei leichter Berührung stark schmerzhaft durch das austretende Nesselgift.

Erste-Hilfe-Maßnahmen:
Abwaschen mit Meerwasser, NICHT mit Süßwasser behandeln, denn dann platzen die Nesselkapseln und es wird noch mehr Nesselgift freigesetzt. Auch Abreiben oder leichtes Schaben der betroffenen Körperstellen mit Sand hilft (mechanische Entfernung der Nesselkapseln). Ansonsten gelten die Erste-Hilfe-Maßnahmen unter 2.

5.3 Verletzung durch Seeanamonen

wie bei Quallen (s.o.)

6. Verletzungen und Vergiftungen durch Pflanzen

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Oleander auf Kreta

Der beliebte und schöne Oleander ist sehr giftig! Und zwar sind alle Pflanzenteile giftig, also NICHT probieren. Die Blätter schmecken bitter, womit die Pflanzen auch für Tiere abschreckend sind. Für Kinder kann schon der Verzehr von einem Blatt tödlich giftig sein. Giftig sind auch die Rhizinuspflanze (Wunderbaum), die Datura (Stechapfel) aber auch unreife Auberginen. Wenn Sie eine Pflanze nicht kennen, sollten Sie diese nicht pflücken oder gar essen.

6.2 Verletzungen an Feigenkaktus oder Palmenspitzen

Nach Berührung der Feigenkaktusfrüchte bleiben häufig die Enden der winzigen Stacheln in der Haut. Man kann versuchen, diese selbst zu entfernen, oder warten, bis sie vom Körper an die Hautoberfläche gebracht werden. Die Stelle ist zu desinfizieren, die größte Gefahr ist die Wundinfektion. Die äußerst harten Spitzen der unteren Blätter der einheimischen Palmen stellen eine Gefahr für spielende Kinder und Tiere dar.

7. Sonnenstich und andere Hitzeerkrankungen

7.1 Der Sonnenstich

Ein Sonnenstich (medizin.: eine Insolation) entsteht durch lange andauernde direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf und den Nackenbereich. Der für diese Schädigung verantwortliche Teil der Sonnenstrahlung ist die Wärmestrahlung des Sonnenlichtes. Das führt zu einer Irritation der Hirnhaut und des Hirngewebes und zu einer Entzündungsreaktion, die in schweren Fällen in ein Hirnödem übergehen kann. Der Sonnenstich äußert sich durch Schwindel, Übelkeit bis zum Erbrechen, Ohrgeräusche, und Nackenschmerzen bis hin zu Nackensteifigkeit (Meningismus). Die Körpertemperatur ist fast immer normal. In schweren Verlaufsfällen kann es zu Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit und zu Kreislaufversagen führen.

Sofortmaßnahme:
Den Patienten in den Schatten bringen, Kopf hochlagern, Kühlen des Kopfes mit kalten feuchten Tüchern. Sollten Bewußtseinsstörungen, sehr starke Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit oder hohes Fieber auftreten, ist sofort ein Arzt aufzusuchen.

Vorbeugung:
Einem Sonnenstich kann durch das Tragen einer hellen Kopfbedeckung vorgebeugt werden. Besonders gefährdet sind kleine Kinder, aber auch Menschen mit Glatze oder Kurzhaarfrisur.

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Ein Pferd auf Kreta

Ein Hitzekollaps, auch Hitzeohnmacht, ist eine Fehlfunktion des Kreislaufs mit kurzer Bewusstlosigkeit aufgrund einer hitzebedingten Erweiterung der Blutgefäße.

Um die Wärmeabgabe über die Haut zu verstärken, erweitern sich Blutgefäße in der Peripherie des Körpers. Dies führt zu einer massiven Umverteilung des Blutes in diese Bereiche, welches dort „versackt“. Das Herz bekommt nun nicht mehr genug Blut angeboten, um es weiter zu pumpen. Der Blutdruck wird verringert, das Gehirn bekommt nicht genügend Blut und es kommt dadurch zu einer meist nur kurz andauernden Bewusstlosigkeit (Synkope). 

Risikofaktoren hierbei sind vor allem Alkoholgenuss sowie längeres Stehen, vor allem in größeren Menschenmengen, wo die Möglichkeiten der Wärmeabgabe über die Haut verringert sind. Symptom ist zumeist nur die plötzlich einsetzende Bewusstlosigkeit. Warnzeichen können Schwindel, Schwächegefühl, Übelkeit und Erbrechen sein.

Sofortmaßnahmen:
Die wichtigste Maßnahme in der ersten Hilfe besteht darin, den Patienten in den Schatten oder eine kühlere Umgebung zu bringen. Ist der Patient noch bei Bewusstsein, sollte er in die Schocklage gebracht werden. Ein bewusstloser Patient muss in die stabile Seitenlage gebracht werden. Dann Arztruf.

7.3 Der Hitzekrampf

Ein Hitzekrampf entsteht durch einen Mangel an Flüssigkeit und Mineralien infolge von erhöhtem Schwitzen. Vor allem betroffen sind dabei nicht an die Temperaturen angepasste Menschen.

Die Symptome sind Krämpfe in der belasteten Muskulatur, zum Beispiel den Beinen, bei normaler Körpertemperatur. Kreislaufbeschwerden oder ein Anstieg der Körpertemperatur sind untypisch für Hitzekrämpfe, sie können auf das Vorliegen eines anderen oder weiteren Hitzeschadens hinweisen. Stark gewürzte Suppen oder Elektrolytgetränke bessern beim Hitzekrampf meist die Beschwerden.

Sofortmaßnahmen:
Ruhe. Möglichst entsprechende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr.

Vorbeugung:
Viel Flüssigkeit trinken (keinen Alkohol), Salzgebäck in Maßen, gegebenenfalls Kalzium- und Magnesiumpräparate einnehmen.

7.4 Der Hitzschlag

Bei dem lebensgefährlichen Hitzschlag oder Hitzeschlag steigt durch zuviel Wärmezufuhr ohne die Möglichkeit der Abkühlung, also z.B. bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit die Körpertemperatur auf über 40 °C an (Rektaltemperatur). Diese akute Überhitzung des Körpers führt zu einem Hirnödem. Symptome sind eine Körpertemperatur wie bei sehr hohem Fieber, Krämpfe, Ausbleiben der Schweißabsonderung durch akuten Wassermangel und Bewusstseinstrübung, die wie Müdigkeit und Schlaf erscheinen kann.

Sofortmaßnahmen:
Notarztruf; sofortige Kühlung, z.B. durch Entfernung wärmender Kleidung, kalte Umschläge, Abkühlen von Armen und Beinen in Wasser und Zufuhr von Flüssigkeit, wenn der Betroffenen bei Bewußtsein ist.

Danke für die guten Tipps, Susanne.

Dein Mitso


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3 Kommentare

  1. Hi Mitso,
    Ich seh schon, Du bist sehr bekümmert um Deine zweibeinigen Zeitgenossen und ich finde das super.
    Dafür gebe ich Dir gern noch ein bissl Nachhilfe in Botanik, mein Frauchen springt ja immer duch den Garten und da hab ich schon einiges gelernt, der Oleander da oben, dass sind eher Geranien und somit nicht giftig, muss man aber nicht essen, markieren kann man da schon mal hin 😉
    Was mittlerer Weile sehr gut bei Stichen hilft ist der „bite away“ Stift, den hält man auf den Stich, dann erwärmt sich das und somit verändert sich die Eiweißstruktur im „Gift“ und juckt nicht mehr. Tolle Sache, aber nicht für Hunde gedacht, aber wir sind da ja auch härter im nehmen!
    Und vor der gefährlichsten und langwierigsten Krankheit hast Du gar nicht gewarnt.
    Der „Kretavirus“, aber das führt zu weit, das Krankheitsbild hier genauer zu beschreiben.
    Beste Grüße aus M von Kurti und Leia

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