Von Uta Wagner
„Bei nahezu jedem Besuch zuhause bei einer griechischen Familie bekomme ich eine „Süßigkeit vom Löffel“ vorgesetzt. Diese „Glyko Koutaliou „, die traditionell Gästen zum Empfang angeboten werden, sind in Sirup eingelegte Früchte.
Die durch Zucker konservierten Früchte oder auch Gemüse sind SUPER süß!
Allerdings empfinde ich hier fast alle Süßigkeiten, Eissorten, Kuchen, Torten oder Kekse als sehr süß – das liegt wohl an meinen langjährigen deutschen Essgewohnheiten ;-))
Aus Konservierungsgründen ist es jedenfalls logisch, dass mehr Zucker verwendet wird, da es durch die höheren Temperaturen im Sommer auf Kreta alles schneller verderben würde.
Eingelegt werden die Früchte immer wenn sie Hauptsaison haben. Genutzt werden Orangen, Bergamotten, Süß- und Sauer-Kirschen, Weintrauben ohne Kerne, Quitten, Kumquats, Melone, kleine Äpfel, Feigen, Limetten, Grapefruit und Zitronen. Daneben sind Nüsse, wie Pistazien und unreife Walnüsse beliebt, sowie auch Rosenblütenblätter und Gemüse wie Karotten, Tomaten oder kleine Auberginen.
Die Früchte sollten möglichst frisch und reif, jedoch nicht überreif sein. Sie dürfen bei der Zubereitung nicht zu lange kochen, da sie sonst zerfallen. Der Zuckersirup darf nicht zu dickflüssig sein, damit der Zucker gut in die Früchte eindringen kann. Die verwendeten Gefäße, Gläser und Gerätschaften müssen immer sehr gut und heiß gereinigt werden.
Wenn man die Löffelsüßigkeiten mit Zimt, Kardamon, Nelken, Vanille, Anis oder Ingwer zu aromatisieren möchte, jedoch die Gewürze nicht im Glas haben will, werden diese in dem Zuckerwasser gekocht. Anschließend werden sie herausgenommen bevor man die Früchte hinzugibt.
Sehr häufig werden anstelle der Früchte auch ansonsten nicht essbare Teile der Früchte genutzt, zum Beispiel Orangen- und Bergamotten-Schalen. Die Schalen werden häufig vor dem Einlegen aufgerollt.
Traditionell werden die Früchte im Sirup gekocht und dann luftdicht steril abgefüllt. Bei empfindlichem weichem Obst wie Weintrauben ist es jedoch auch möglich, sie kurz zu Blanchieren und den Sirup getrennt zu kochen. Die Früchte werden anschließend in Gläser gelegt und mit dem abgekühlten Sirup übergossen. In den verschlossenen Gläsern werden sie dann sterilisiert. Gut gemachte Löffel-Süßigkeiten behalten die ursprüngliche Form, Farbe, Aroma und Geschmack der Früchte.
Löffel-Süßigkeiten werden in der Regel auf kleinen Porzellan-, Glas- oder Kristallschälchen zusammen mit Kaffee, Tee oder kaltem Wasser serviert.
Bei meinen Bekannten sind die meisten Sirupfrüchte noch selbstgemacht, aber man kann sie auch problemlos in Supermärkten kaufen. In diesen Fertigprodukten wird jedoch ein Teil des Zuckers aus Kostengründen durch Glukosesirup ersetzt!
Ich benutze die Früchte zum Joghurt oder zum Käse. Sie sind ebenfalls beliebt zu Loukoumades, Grießpudding, zum Eis oder wie Marmelade auf Brot.
Als ich im November vor lauter Orangen nicht mehr wusste wie ich sie noch verwenden sollte – ich hatte schon fünf verschiedene Marmeladen und Gelees eingekocht und Orangenlikör angesetzt – habe ich mich dann auch mal Glyko aus Orangen herangetraut. Es ist sehr einfach herzustellen und erinnert stark an die Marmeladenproduktion ;-).“
Die Rezepte findet Ihr im wunderbaren Blog „Der Geschmack von Kreta“ von Uta Wagner