Heute mal in eigener Sache, denn auch ich muss meinem Unmut ja ab und zu mal Luft machen. Ich bin bei diesem Radio Kreta ja nun mal – logischerweise – der allererste Tierschutzbeauftragte und nehme diese Aufgabe auch sehr ernst. Bin ja selbst durch meine Menschen vom Streuner- in ein wundervolles Familienleben (sogar mit Katzen, urgs!!!) „gebeamt“ worden und dafür auch immer noch dankbar, auch nach nun fast genau 9 Jahren noch – bzw. jeden lustigen Tag noch mehr.
Und ich freue mich natürlich über den tollen Job, den die Leute von PAWS hier machen und den ich sehr genau verfolge, denn die kümmern sich alle ganz liebe- und aufopferungsvoll um meine Streunerkumpels: da ist von Mini-Welpen über mittelgroße bis ausgewachsene, teilweise kranke, blinde, humpelnde, amputierte und sonstige Kumpels alles dabei – egal ob Hund oder Katz.
Die machen echt einen tollen Job – und alle ehrenamtlich! Frauchen hat mir erklärt, dass das bedeutet, dass die keinen müden Cent dafür sehen – es sei denn, andere tierliebe Zweibeiner helfen mit Spenden, denn das kostet ja doch alles Geld. Futter, Tierarzt, Unterbringung, Vermittlung, Ausreise, Flugpaten, Spritgeld für die Flughafentransporte etc.etc. Tierliebe Menschen gibt es ja zum Glück doch überall – und wenn jemand schon selbst kein Tier (mehr) aufnehmen kann, hilft er/sie ja dankenswerterweise doch gerne mal mit Geld- oder Futterspenden.
An dieser Stelle erst mal ein riesengroßes DANKESCHÖN dafür!!!
Aber da gibt es halt auch Solche – und jetzt kommen wir zum Anlass des Artikels und zum Grund meines tiefempfundenen Unmutes – die das alles offensichtlich als ganz selbstverständlich ansehen. So frei nach dem Motto „na, wenn die das ehrenamtlich machen, werden sie schon genug Geld und außerdem vermutlich nix anderes zu tun haben“. Halloooo?!? Geht´s noch??
Nur mal zur Klarstellung: Alle dieser „Ehrenamtlichen“ sind einfach nur Tierliebhaber, die durchaus noch 1-3 Jobs haben, um überhaupt über die Runden zu kommen – plus Familie! – und die restliche Zeit und Ressourcen meinen bemitleidenswerten Kumpels widmen. PAWS finanziert sich ausschließlich über Spenden, die leider in letzter Zeit recht rückläufig sind, behält das hohe Niveau an „Kümmern, versorgen, verarzten, vermitteln und verfrachten“ aber unverändert bei. Das sollte auch mal honoriert werden.
Leider gibt es da zunehmend Menschen, die all das offensichtlich einfach als selbstverständlich voraussetzen. Der aktuelle Fall, der mich wirklich anfrisst, weil mein Frauchen diesbezüglich echt ziemlich sauer war, ist der, dass in den letzten, hmmmmm, naja, sagen wir mal 14 Tagen sage und schreibe 8 Hunde alleine über PAWS Paleochora ausgeflogen wurden. Das heißt, es wurden für 8 Hunde Flugpaten und „Heimathäfen“ bzw. Pflegestellen in D, AT, Italien und sonstwo gefunden, wohin die Racker dann reisen sollten/mussten/durften.
Was es mit den Flugpatenschaften so auf sich hat, weiss der geneigte Radio-Kreta-Leser sicher schon – eigentlich kein Problem, wenn man denn mal einen gefunden hat, der zu den passenden Zeiten fliegt. Aber was noch alles davor geschaltet ist und ebenfalls wieder Zeit und Geld kostet, wird da gerne mal verdrängt: die Versorgung überhaupt, Tierarzt zum ersten Check (incl. Tests auf evtl. Erkrankungen wie Leishmaniose, Parvo etc.), Entwurmung, Entflohung, Impfungen, idealerweise Kastration und – wenn denn dann eine Ausreise ansteht – Chippen. Und all das kostet Zeit und Geld!
Lange Anreise zur Ausreise inklusive…
Wenn das dann alles steht und die Tierärztin „Thumbs up“ – den Daumen hoch – für die Ausreise gegeben hat, geht es weiter. Im Idealfall steht ein Flugpate schon bereit, dann geht es meist nur noch um den Transport zum jeweiligen Flughafen. Chania ist von hier aus relativ „easy“ (auch wenn das bei Abflug um 6h25 wieder eher relativ ist….) – Heraklion ist da schon eher eine Herausforderung, denn besagter „Transporteur“ hat doch eben mal schlappe 500 km zurückzulegen. Incl. der Zeit, die es am Chaos-Flughafen braucht, ist er/sie dann doch gut und gerne mal 8-9 Stunden unterwegs – ein Arbeitstag geht dabei also drauf.
Okay, wer sich darauf einlässt, ist so gesehen natürlich selbst schuld – aber manchmal kommt mal als tierliebender Zweibeiner da halt offensichtlich doch in die Gewissens-Bredouille: Wer, wenn nicht ich? Und „Was wird aus den Flug-Hunden, wenn sie nicht rechtzeitig zum Flughafen kommen? Dann sind Flugpate und im schlimmsten Fall auch die aufnehmende Stelle perdu!“. Geht gar nicht, und auch deswegen lässt mein Frauchen sich auch immer wieder darauf ein – und bitte nicht falsch verstehen: sie tut es GERNE, meinen Kumpels zuliebe. Denn wer erzählt, dass er GERNE eben mal nach Heraklion und zurück donnert, um da unter denkbar ungünstigen Umständen ein paar Flug-Kumpels auf die Reise zu schicken, der sagt m.E. nicht so ganz vollständig die Wahrheit. Trotz allem – es wird getan und ist ja auch gut so.
„All inclusive“-Mentalität auch beim Tierschutz
Was allerdings gar nicht so gut ist, ist die Tatsache, dass einige Menschen – meist diejenigen, die die Tiere dann im Empfangsland ihr „Eigen“ nennen dürfen – sich offensichtlich all dieser der „Versendung“ vorausgehenden Aktivitäten so überhaupt nicht bewusst sind. Ich will jetzt mal nicht hoffen, dass dem doch so ist, denn das würde bedeuten, dass diese Leute einfach nur geizig, ignorant und berechnend sind, denn so müsste man das ja dann sehen…
Aber sagt mal: wenn Ihr Euch in einen meiner Kumpels hier spontan verliebt habt und ihn/sie jetzt für immer bei Euch (wo außerhalb Kretas auch immer) haben wollt – meint Ihr nicht, dass zumindest mal die Frage „was kostet das denn?“, wahlweise auch „die Tierarztkosten übernehme ich dann aber selbstverständlich!“, gerne auch „kann ich einen Beitrag zu den Spritkosten leisten?“ (einmal Heraklion Flughafen und zurück sind locker 50,- Euro bei Spritpreisen von 1,72€/ltr.) oder vielleicht „Wo steht denn Eure Spendenbox, ich möchte da gerne was rein tun…“ auch angebracht wäre?
Oder einfach mal irgendetwas im ortsansässigen Pet-Shop kaufen?
Aber nein, es scheint auch hier nur noch um „me, myself and I“ zu gehen – auf dass die neuen Herrchen und Frauchen sich in ihren Heimatländern damit brüsten, doch so einer armen kleinen Kreta-Kreatur ein neues Heim beschert zu haben. „All inclusive“, versteht sich….
Meine Güte, was bin ich froh, dass ich mit meinen Zweibeinern hierbleiben durfte! Und wer hier Scheff im Ring ist, ist eh klar….
Manchmal ziemlich sauer, aber trotzdem guter Dinge,
Euer Mitso