Touristenboom und Wohnungsmangel in Griechenland.

Zunehmender Wohnungsmangel und immer populärer werdende Kurzzeitvermietungen wie über Airbnb führten zu einem imposanten Anstieg der Neubaumieten in Attika, wie dikaiologitika.gr berichtet. 

Der Anstieg der Kurzzeitvermietungen an Touristen über digitale Plattformen wie Airbnb in Kombination mit dem Umstand, dass in Griechenland seit etlichen Jahren keine neuen Häuser mehr gebaut werden und auch keine neuen Käufe getätigt werden, treibt die Mietpreise hoch.

In nur drei Jahren (2014 – 2017) und inmitten einer tiefen Rezession stiegen die Mieten der Neubauwohnungen in Attika um einen die 30% übersteigenden Satz, wobei den größten Anstieg die wenigen Neubauimmobilien im Zentrum von Athen verzeichnen (+34,8%), einem Gebiet, wo die sprunghafte Entwicklung der Plattform für Immobilien-Kurzzeitmietungen (Airbnb) das Unterste zuoberst gekehrt hat.

Zunehmende Wohnungsnot auch auf Kreta

Auf Chania in Kreta werden immer mehr Mietwohnungen in Touristenunterkünfte verwandelt. Für Einheimische wird es immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. 

Die Bürgerinitiative „Häuser ohne Bewohner, Bewohner ohne Häuser” (Κατοικοι χωρις σπίτια – Σπιτια χωρίς κατοικοι) wurde vor ein paar Wochen in Chania in´s Leben gerufen. 

Der Tourismus boomt gerade auf Kreta und in ganz Griechenland, doch es fehlt an Betten, um all die Besucher unterzubringen, die im Moment nach Griechenland wollen. Viele Immobilienbesitzer der kretischen Stadt Chania springen da ein und vermieten ihre Häuser und Wohnungen an Touristen, einerseits, weil sie das Geld dafür in der Wirtschaftskrise ganz gut gebrauchen können, andererseits, weil es leicht verdient ist. Doch diese Entwicklung hat auch eine Kehrseite:

„Ein großer Teil der Mietwohnungen wird an Touristen vergeben. Dadurch werden die Bewohner aber aus dem historischen Zentrum und dem Stadtzentrum vertrieben und die Preise steigen. Im Großteil der Häuser, die jetzt an Touristen vermietet werden, haben bis vor Kurzem noch Einheimische gewohnt“, sagt Christos Piperagkas , ein Arzt aus Nordgriechenland, der seit mehr als vier Jahren mit seiner Familie in der Stadt lebt.

Christos ist Mitglied der Bürgerinitiative „Häuser ohne Bewohner, Bewohner ohne Häuser” (Κατοικοι χωρις σπίτια – Σπιτια χωρίς κατοικοι), die sich vor ein paar Wochen formiert hat und gegen die Wohnungsnot in der Stadt kämpft: „Der Tourismus führt uns derzeit nicht aus der Krise, sondern aus unseren Häusern“, schreibt die Initiative in einem Aufruf. Hauptfaktor für den Anstieg der Mieten ist das imposant zurückgegangene Angebot, da zigtausende Eigentümer – leicht und schnell ihr Einkommen steigern wollend – sich entscheiden, ihre Wohnungen nächteweise an Touristen zu vermieten.

Ein Haus auf Kreta.

Kein rein „chaniotisches“ Problem

Hunderte von Häusern in Chania werden mittlerweile auf der Plattform Airbnb TouristInnen zur Vermietung angeboten. Das Gesetz in Griechenland erlaubt die kurzfristige Vermietung von Eigentum durch digitale Plattformen für bis zu 90 Tage pro Jahr. In mehreren Fällen verlangen die Immobilienbesitzer von den griechischen Mietern sogar, die Wohnungen zu räumen, damit sie diese auf die Plattform stellen und somit mehr Geld verdienen können. Wegen der Krise mieten in Griechenland viele Menschen Häuser, ohne einen Vertrag zu unterschreiben, weil sie dann meist weniger Miete bezahlen müssen. Im Fall einer Räumungsdrohung stehen sie dann allerdings rechtlich ungeschützt da.

Ärzte, Lehrer oder andere Angestellte, die nach Chania (gilt übrigens gleichermaßen für Rethymnon, Heraklion u.v.m.) versetzt wurden und vergeblich nach einer Wohnung suchten, waren sogar gezwungen, der Stadt den Rücken zu kehren und woanders eine Stelle anzunehmen, da man seine bisherige  Mietwohnung räumen musste und/oder kein erschwinglicher (alternativer) Mietraum zu finden war.

Teurer Wohnen in Paleochora

Das „Krokodil“.

Auch hier in Paleochora beobachten wir dieses Phänomen verstärkt – für die Hoffnung auf kurzfristigen höheren Profit werden langfristige Verträge gekündigt bzw. mit Füßen getreten – und dies auch mit sehr unlauteren Mitteln.

Hat man dann im Herbst eine Wohnung gefunden, weil so ein Vermieter ja auch über den Winter seine Einnahmen haben will, weiß man meist schon, dass man spätestens zu Anfang der Touristensaison im April wieder raus muss.

Für den Quadratmeter Wohnraum werden bis zu 10€ verlangt. Da ist eine gute 2 Zimmer-Wohnung schon der Luxus hier. Wenn man sie dann überhaupt noch findet.

Ein griechisches Problem? Mitnichten!

Es zeichnet sich deutlich ab, dass sich in Touristengebieten auf der ganzen Welt der gleiche Trend entwickelt – lieber 90 Tage lang „richtig Kohle“ machen, als mit zuverlässigen Mieteinnahmen über das ganze Jahr zu kalkulieren. Was das für die jeweils Einheimischen bzw. dort dauerhaften Residenten bedeutet – nämlich die Unmöglichkeit, erschwinglichen Mietraum in der eigenen (Wahl-)Heimat zu finden – dürfte den Airbnb-Fans wohl eher egal sein… Globale Zockerei eben.

Auferstanden aus Ruinen?

Millionen Quadratmeter staatlicher Wohnraum steht in Griechenland leer. Alte Schulen, Gemeindehäuser etc..  Hallo Athen – Entdecke die Möglichkeiten.

PS: Gegenwind gibt es von Georg Petras, auf allerdings eher hohem Niveau.