Aktuell – „Was kann schöner sein auf Erden, als Politiker zu werden?“

Dass bei Radio Kreta ja manchmal „Olle Kamellen“ laufen, was allerdings nur in den wenigsten Fällen von der Hörerschaft bemängelt wird, ist bekannt.
Und integraler Bestandteil des Musikprogrammes – Charts kann ja jeder…

Das schöne an „ollen Kamellen“ ist ja, dass sie irgendwie in Vergessenheit geraten, irgendwo im Archiv einstauben und immer weiter nach hinten rutschen, bis eine vorwitzige Musikredakteurin ihre Nase mal wieder in die hintersten Reihen des Archiv-Regales steckt und nicht selten ganz besondere Schätzchen zutage fördert. Verblüffend ist dabei oft, dass besagte „Kamellen“ häufig noch absolut aktuellen Anspruch haben, zumindest was Text und Inhalte angeht.

So auch im heutigen Falle, denn bereits im Jahr 1974 hat Reinhard Mey eine Berufsgruppe besungen, die auch heute wieder im Mittelpunkt des Interesses steht (und sei´s nur wegen der Frage „was machen die eigentlich den ganzen Tag?“). Da werfen sich natürlich Fragen über Fragen auf: wie wird man Politiker? Welche Qualifikationen muss man mitbringen? Und wie war das noch mit Ethik und Moral? Ganz wichtige Themen also, die der Herr Mey aber wie gesagt schon im letzten Jahrhundert, ach was sag ich: Jahrtausend! recht eingängig beantwortet hat.

Es gibt halt offensichtlich doch Dinge, die sich nie ändern.
Ob das nun gut ist, oder nicht, sei dahin gestellt.

Schön aber auch, dass das offensichtlich länderübergreifend funktioniert – allgemeingültiges Anforderungsprofil für Politiker weltweit. Tja, Politiker sind halt die wirklichen Väter der Globalisierung…

Hier die musikalische Version besagten Songs mit dem Titel „Was kann schöner sein auf Erden, als Politiker zu werden?“ – leider ohne Video aber aufgrund Reinhard´s rasanten Tempos mit Text untendrunter; den kann man sich dann in Ruhe richtig auf der Zunge zergehen lassen.

Weil man mich zu Recht für einen Trottel hält,
weil man mir die Mannequin-Karriere verstellt,
weil das Mambotanzen sich nun auch nicht mehr lohnt,
weil auf dem Mambokönigsthron bereits ein anderer thront,
weil ich pleite, faul, gefräßig bin, entscheide ich prompt,
daß für mich nur ein erholsamer Beruf in Frage kommt.

So komm ich um die Erkenntnis nicht umhin,
daß ich wohl zum Staatsmann geboren bin,
denn wie sagte doch mein Vorbild Fred Kasulzke einmal
nach seinem elften dicken Immobilienskandal.
Wer die Noten liebt, der mache Musik,
doch wer die Banknoten liebt, der mache Politik.

Was kann schöner sein auf Erden, als Politiker zu werden.
Vom überfluß der Diäten platzen dir die Taschen aus den Nähten.
Du kannst dir auf leisen Sohlen dein Schäfchen ins Trockne holen.
Prost! Es lebe die Partei! Frisch und fromm und steuerfrei!

Etwas Anständiges hab ich Gott sei Dank nicht gelernt,
hielt mich stets vom rechten Pfad der Tugend entfernt,
und so steht mir, wenn ich mir meine Fähigkeiten überleg,
einer Laufbahn als Politiker schon gar nichts mehr im Weg.

Außerdem hab ich noch ein paar Trümpfe auf der Hand.
Mir sind vom Minister ein paar Dinge bekannt,
durch Kasulzkes Immobilien-Firma ist er mir vertraut,
denn der hat dessen Maitresse einen Swimmingpool gebaut,
und zum Dank und dafür, daß die Frau Minister nichts erfährt,
hat er ihm den Auftrag für eine Sozialsiedlung beschert.
Dabei fiel für den Minister noch ein Bungalow mit an,
und Kasulzke baut noch achtzig Kilometer Autobahn.
Tja,

Was kann schöner sein auf Erden….

Der Minister, der sich während jeder Sitzung schlafend stellt,
tut als ob er, wie die andern, nur sein Mittagsschläfchen hält,
hat dabei die Ohren offen und verdingt sich als Spion
bei der Rechten, bei der Linken, bei der Opposition.

Dieses Wissen bringt mir mehr als ein Hochschulstudium ein
und beschleunigt die Beamtenlaufbahn ungemein.
Wenn dem Mann an seinem Amt liegt, und es liegt ihm sehr daran,
dann versteht er, daß er auf mich nicht verzichten kann.

Wenn ich dann die schwere Bürde meines hohen Amtes trag,
dann erlaub ich mir den ersten Beratervertrag,
kassier von jedem Rüstungsauftrag Provision
und beginn eine Kampagne gegen Korruption.

Was kann schöner sein auf Erden…..

Früher hatte ich vor Wahlen noch Gewissensqualen,
heute wähl ich die, die am meisten dafür zahlen.
Und geht irgendwann die Fraktion baden dabei,
dann hör ich auf mein Gewissen und ich wechsle die Partei.
Unter meinesgleichen hab ich mich bestens bewährt,
darum wir mir nächstens das Verdienstkreuz beschert,
ich werd vom Papst empfangen, geadelt und geehrt
nach der alten Devise: Wer gut schmiert, der gut fährt.

Die Zukunft seh ich rosig, die Kollegen schweigen still,
weil von denen keiner vor den Untersuchungsausschuß will.
Und platzt der ganze Schwindel eines Tages, na wenn schon,
dann geh ich krankheitshalber frühzeitig auf Pension.
Ja,

Was kann schöner sein auf Erden…..

Radio Kreta – DAS kann schöner sein auf Erden!


4 Kommentare

  1. Lieber Friedhelm,
    komisch, aber bei diesem Lied muss ich auch immer spontan an dich denken ;-). Einer meiner Reinhard-Mey-Favourites – von denen es aber zugegebenermaßen jede Menge gibt. Aber er beschreibt das schon genial. Kommt demnächst bei uns – mit einer Reminiszenz an alle Friedhelms, die daran arbeiten, etwas dran zu ändern ;-).
    Liebe Grüße von hier nach da – auch an Marlies!
    Su & der Rest der Crew

  2. Lieber Helmut,
    ein paar Asse müssen wir uns ja immer noch im Ärmel behalten. Wir wollen ja auch in Zukunft noch kraftvoll zubeißen können (wollen ja aber nur spielen….). Aber Danke für die Tipps, „Das Meer“ hatte ich grade nicht meeeehr im Fokus.
    Bis bald dann….
    Dein Radio Kreta Team

  3. Hi Sue, natürlich auch das Lied: „Einen Antrag auf ein Antragsformular“ – auch nicht zu verachten – Bürokratie ist weltweit gleich ähnlich…und symphatisch einfach, wenn man sie nur versteht, z. B. mit einem Behördenfinder…. Aber das wisst ihr ja nur zu gut!
    Friedhelm

  4. Hi Sue!
    Ja ja, der Reinhard hat noch viele Lieder mit zeitlos gültigen Texten – hör Dir beispielsweise mal das „Narrenschiff“ an oder „Das Meer“.
    Grüße aus dem „sibirischen“ Salzburg.
    Helmut

Kommentare sind geschlossen.