Wege aus der Krise – Auf´s Blaubeerfeld

Ein Bauer in Nordgriechenland gründet eine Kooperative und hilft jungen Menschen, sich eine neue Existenz aufzubauen. Das Projekt steht für eine ganze Bewegung.

Von der Stadt bis zum Feld sind es nur wenige Kilometer. Der blaue Geländewagen mit der kleinen Ladefläche holpert über schlecht geteerte Landstraßen. In der Ferne sind die verschneiten Gipfel der Bergkette Falakro zu sehen. Mitte März ist es ist noch kalt im Norden Griechenlands. „Das ist das ideale Klima für die Pflanzen“, sagt Nikolaos Papoutsis.


Der Wagen hält vor einem Gittertor. Papoutsis, 56, steigt aus und setzt sich eine zerschlissene Mütze auf. In der Ebene um die Stadt Drama liegt einer seiner Äcker, knapp 40.000 Quadratmeter, so groß wie mehrere Fußballfelder.

In langen Reihen ragen kniehohe Sträucher aus der Erde. An diesen Büschen wachsen im Sommer Blaubeeren. Sie sehen aus wie wilde Heidelbeeren, die auch in Deutschland gedeihen. „Unsere Jungpflanzen stammen aus Russland und werden seit vielen Jahren kultiviert“, sagt Papoutsis.

In Griechenland war der Anbau dieser Frucht bisher vollkommen unüblich. Nach der Ernte wird hier aus den vielen Tonnen Blaubeeren zuckerfreier Saft oder Marmelade. Doch das ist noch nicht das Entscheidende.

Die griechische Wirtschaft steckt in einer tiefen Krise – die Rezession hält nunmehr seit fünf Jahren an. Die Arbeitslosenquote ist auf über 20 Prozent gestiegen, von den unter 29-Jährigen sind 40 Prozent ohne Job. Um die drückende Schuldenlast zu senken, muss das Land aber wieder wachsen.

Zacharias Zacharakis ist eine Woche lang durch Griechenland gereist und hat nach Hoffnung statt Niedergang gesucht. Und er ist fündig geworden – in traditionellen und in neuen Wirtschaftszweigen des Landes. ZEIT ONLINE stellt einige Hoffnungsträger in einer Serie vor.

Das Besondere ist vor allem, dass Papoutsis vor einigen Monaten eine bäuerliche Kooperative gegründet hat, eine Erzeugergemeinschaft. Acht Mitglieder haben sich dieser Gruppe angeschlossen. In der Wirtschaftskrise bieten solche Gemeinschaften arbeitslosen Menschen eine neue Chance.

Bäuerliche Kooperativen haben in Griechenland eine lange Tradition, doch im Zuge üppiger Agrarsubventionen der Europäischen Union waren sie in Vergessenheit geraten. Nun erleben sie eine kleine Renaissance.

Mit einer Agraroffensive will die Regierung in Athen vor allem junge Menschen wieder für die Landwirtschaft gewinnen – Junge Landwirte heißt das Programm. Nach Angaben des Agrarministeriums sind 6.500 Anträge für die Bereitstellung von staatlichem Ackerland vor allem aus den Städten des Landes eingegangen. Wer zugelassen wird, soll im Monat fünf Euro Pacht zahlen pro Stremma – die griechische Maßeinheit für 1.000 Quadratmeter Land. Laut Ministerium stehen aus staatlichem Besitz etwa 1,2 Millionen Stremmata für das Programm bereit.

Quelle: Die Zeit. SEITE 2 Fundament für eine starke Kooperative ist gelegt.

Zacharias Zacharakis
Redakteur Nachrichten bei ZEIT ONLINE
NAME: Zacharias Zacharakis
WOHNORT: Berlin

ÜBER MICH:
Seit Mai 2011 Nachrichten-Redakteur bei ZEIT ONLINE. Davor Korrespondent für Financial Times Deutschland und NZZ am Sonntag in New York. Eingestiegen in das Nachrichtengeschäft bei Associated Press in Hamburg. Ausbildung an der Berliner Journalisten-Schule und Studienabschluss an der Universität Köln.

Serie: Hoffnung für Griechenland