Wie die Kartoffel nach Hellas kam.

Von Leonidas Chrysanthopoulos.

Antonius Graf Apodistrias war das erste Staatsoberhaupt des durch den griechischen Unabhängigkeitskrieg vom Osmanischen Reich befreiten Griechenlands und wurde 1828 durch die griechische Nationalversammlung für 7 Jahre zum Präsidenten gewählt. Er war ein recht pfiffiges Kerlchen und ein ausgesprochen ordnungsliebender Staatsmann. Das konnte natürlich nicht gutgehen.

Nachdem die Engländer gleich zu Anfang auf ihn nicht gut zu sprechen waren, ging es ihm kurz darauf mit den Griechen ähnlich und er wurde bereits 3 Jahre nach seiner Wahl in Nafplion, was damals die Hauptstadt Griechenlands war, auf dem Weg zur Kirche ermordet.

Zorbas mit Rucksack
Ein Sack voller Kartoffeln?

Eine der größten Errungenschaften seiner Präsidentschaft gourmet-technisch gesehen ist sicherlich die Tatsache, daß er der griechischen Küche die Kartoffel trotz der Kürze seiner Regierungszeit schmackhaft machen konnte.

Diese war zwar schon seit längerem in Europa bekannt und eingeführt, aber mehr als Zierpflänzlein wegen ihrer Blütenpracht oder wie bei den Italienern, die die Kartoffel an Trüffel erinnerte, zum Schweinefutter degradiert. Wenn das die Pommes Fritz von heute wüsste.

Kapodistrias jedenfalls hatte eine Idee. Während man in Russland z.B. auf russische Weise bemüht war, die Kartoffel zwangsweise als Nahrungsmittel einzuführen, dachte sich Ioannis etwas anderes aus. Seiner Meinung nach – und er hatte sicherlich die alten Griechen ausgiebig studiert – war die effektivste Methode, beim Menschen Interesse für etwas zu wecken, wenn man es ihm verbietet.

Katarina beim Kartoffelschälen im Waters Edge Cafe.

Na, dann sollen sie die Kartoffel eben sehen – aber nicht haben dürfen. Gedacht, gesagt, getan. Er lagerte kilo- und tonnenweise Kartoffeln ein und ließ selbige durch Soldaten bewachen. Den Leuten erzählte er was von dem hohen Wert dieser neuartigen Knolle und den Soldaten befahl er wegzugucken, wenn sich die Bevölkerung zwecks Testen die eine oder andere davon klauen wollte.

So geschah es dann. Die Soldaten guckten weg, die neugierigen Griechen klauten die Kartoffeln und fanden heraus, daß sie eine kulinarische Bereicherung ihrer Tafel ist.

Weitere Marketing- und Reklame-Maßnahmen waren dann nicht mehr nötig. Die Mund-zu-Mund Propaganda erledigte den Rest.

Aus dem Englischen von Edit Engelmann.

3 Kommentare

  1. und efcharisto parapoli, dem Kochlöffel-Genius, der auf die grandiose Variante „Patates fourno“ kam. Dem ein ganz großes Bravo !!!

  2. Wie schön so etwas zu lesen! Das Schmunzeln tut den Muskeln gut und die Tatsache, dass auch damals schon, die Menschen zum Glück des Tagtäglichen gezwungen werden mussten , zeigt , dass sich bis heut nicht viel geändert hat !
    Dies gilt für Kartoffelesser als auch die genialen Führungskräfte!

  3. So hatte es bereits der Preußenkönig Friedrich II. in seiner Provinz Pommern getan. Der „Alte Fritz“ ließ die Kartoffeln bewachen. Nach ihm sind dann ja deswegen auch die gebratenen Kartoffelstreifen benannt: Pomm- Fritz.

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