Wildes Campen auf Kreta.

Wie allgemein bekannt sein dürfte, ist in Griechenland auf Basis des Gesetzes N. 2160/1993 nach wie vor die „Errichtung von Zelten oder das Verweilen von Wohnwagen an archäologischen Stätten, Küstenzonen, Stränden, Rändern öffentlicher Wälder und allgemein auf öffentlichen Flächen“ verboten.

Das selbe Gesetz sieht im Fall der Missachtung des Verbots die Verurteilung der Missetäter im Schnellgerichtsverfahren zu einer (üblicherweise in Tagessätze wandelbaren) Freiheitsstrafe von 3 Monaten und/oder einer von dem Gericht bestimmten Geldstrafe sowie die Verhängung einer vor Ort ausgesprochenen Verwaltungsstrafe in Höhe von 150 Euro zugunsten der jeweiligen Kommune oder Gemeinde vor.

Konzertierte Aktionen gegen Wildcamper?

Wie bei den meisten absurden gesetzlichen Bestimmungen hängt die praktische Umsetzung des Vorstehenden natürlich von einer Fülle von Faktoren ab – die lokalen Behörden und deren Haltung gegenüber dem freien Campen, das … Glück, aber auch das Verhalten der Camper eingeschlossen: wer stört, seine Abfälle nicht einsammelt oder den Zugang zu einem bestimmten Strandabschnitt behindert, wird mit großer Wahrscheinlichkeit bei der Polizei oder Gemeindeverwaltung angezeigt werden.

In der Praxis wurde und wird das freie Campen auf breiter Basis stillschweigend geduldet, zumal die – sofern überhaupt existierenden – „organisierten“ Strukturen vielerorts unzureichend sind und den Gemeinden/Kommunen durchaus bewusst ist, dass auch die „Wildcamper“ zur Stimulierung der lokalen Wirtschaft beitragen.

Camping Koundouras1
Camping am Meer. Geht auch ohne Zelt.

In diesem Rahmen schreitet die Polizei mal einfach nur zu „Belehrungen“, mal verhängt sie (nur) die Geldstrafe, manchmal wird auch das „volle Programm“ durchgezogen, wobei jedoch das Schnellgericht die Verhandlung häufig vertagt und letztere nach ungefähr einem Jahr erfolgt.

Dies ein Auszug von 2014 aus dem wie immer gut informierten Griechenland-Blog.gr.

Was hat sich getan? Wie sieht es 2016 aus?

Jetzt im Hochsommer ist jede noch so kleine Bucht westlich von Paleochora mit griechischen Urlaubern besetzt. Hier und dort sieht man auch mal ein ausländisches Wohnmobil. Der Campingplatz in Grammeno ist gut besucht.

Ich habe einen „wilden Camper“ gefragt, warum er dann nicht dort sei (ist doch angenehmer mit WC, Dusche und Kochgelegenheit), da kam sofort die schnelle Antwort: „Ist mir zu teuer. Dies hier ist jetzt meine Bucht. Hab auch ein Recht auf Urlaub.“

Camping Koundouras3
„Der wilde Mann und das Meer.“

Nach Müll- und menschlicher Entsorgung gefragt, da begann er zu lachen und seine Hand zeigte in Richtung Meer.

Krios Beach
Aber auch alles wird einem verboten. Nicht mal Bäume darf man mehr schlagen.

Respekt (gr.: Sewasmos), vor der Umwelt, vor dem Anderen. Das scheint in der Krise komplett abhanden gekommen zu sein (Aber da sind manche Deutsche auch nicht viel anders).

Und noch ein Tipp: Wild Campen mit dem Wohnmobil.

3 Kommentare

  1. Da fällt mir eine Erinnerung meines Onkels ein (muß wohl in den 70er-Jahren gewesen sein): er erzählte von einem Schild am Strand von Rethymon, auf dem stand (auf deutsch):
    „Es ist verboten nachts zu schlafen“
    Dieser Satz wurde und wird in unserer Familie noch immer vor jeder Kreta-Reise zitiert….:-)

  2. Kalimera Eddi, „Fazit : geduldetes wildes Camping = Ja, wilde Müllkippen = nein.“ = das sehe ich auch so. Den Platz sauber halten und sich respektvoll gegenüber seiner Umwelt, Mensch und Natur zu verhalten sollte selbstverständlich sein. Ich ärgere mich über jede Bierdose die am Strand rum liegt.

    Ich bin froh das es auf Kreta so viele gedultete Plätze zum Free Camping gibt. Das das weiterhin so bleibt hängt auch von unserem Verhalten ab.

    Es wird aber auch immer die Spießer geben, die gegen free Camper wettern, und diese Art von Lebenseinstellung ablehnen. Das Thema Free Camping wird auch weiterhin die Gemüter polarisieren.

    Eins ist klar, durch die Krise wird es in Zukunft weiterhin Free Camper geben. Mit einer Abnahme ist nicht zu rechnen, im Gegenteil.

    http://www.klaus-boetig.de/in-griechenland-am-strand-schlafen-geht-das/

    vg aus Hamburg, kv

  3. Hirnlosigkeit, Arroganz, Ignoranz usw. usw findet man leider überall auf der Welt. Weißt man, unter anderem auch, seine eigenen Landsleute auf ihre Fehler hin so bekommt man oftmals dumme oder freche Antworten, wird beschimpft oder schlimmstenfalls mit Prügel bedroht. Anzeigen bei der Polizei geht nicht da ich die Sprache nicht beherrsche und mich deshalb dort nicht klar artikulieren kann.
    Manchmal könnte ich mich selber Ohrfeigen für meine Hilflosigkeit.
    Um mit diesen Kronen der Menschheit nicht in einen Topf geworfen zu werden bleibt oftmals nur “ Gib mir mal deinen Müll, ich entsorge ihn eben mit“.
    Da es mit der Vernunft dieser geistigen Blüten nicht zu rechnen ist bleibt nur der Weg der Kontrolle. Es wäre möglich den Ignoranten beizubringen das Gebühren auf dem Campingplatz preiswerter sind als die Strafgebühren für wilde Entsorgung.
    Ich gehöre selbst zu den Leuten die zuweilen an einem schönen Ort bleiben und dort ein oder zwei Nächte zu stehen aber es gilt die simple Faustregel “ was ich mitbringe – das kann ich auch wieder mitnehmen“
    Fazit : geduldetes wildes Camping = Ja, wilde Müllkippen = nein.

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