11 Fragen an…. Melitta Kessaris Manowarda von Jana.

Statt einer Vita… – Melitta Kessaris über Melitta Kessaris:

Ich bin Wienerin und lebe in Athen. Ich tue das nicht ganz alleine. Die zauberhafte Arnolda – Witwe des verewigten Katers Arnold – leistet mir zärtlich schnurrende Gesellschaft. Zeitweise sind auch meine Kinder Vassilis (Augenarzt) und Olga (Theaterwissenschaftlerin), die in Wien leben und arbeiten, bei mir.

  • Wenn Du nur 5 Worte hast, um dich selbst zu beschreiben. Was würdest Du sagen?

Zerstreute, neugierige, romantische, sarkastische Kaffeetrinkerin

  • Was war Dein Lieblingsbuch als Kind und als Jugendliche?

“Das grüne Schloss” von Annelies Umlauf-Lamatsch. Es handelt von Knirpsi der kleinen Ameise. Seither habe ich ein besonderes Verhältnis zu Ameisen. Ich hatte ja auch keine anderen Haustiere (Großstadtkind) 😉 In den Jugendjahren war es selten e i n bestimmtes Buch, sondern immer ein Autor, dessen Werk ich verschlang und der gehörte dann der gerade von mir favorisierten Nationalität an. Das waren die Deutschen, die Russen, einige Franzosen. Die Jugendjahre sind noch nicht beendet, ich lese noch immer anfallartig.

Melitta mou
Melitta liest und erzählt
  • Was liest du heute am Liebsten?

Historisches (vor allem Altertum und Mittelalter), Biographien, Poesie und jedes gut geschriebene Buch.

  • Gibt es auch Bücher, die du nur gezwungenermaßen oder nie zu Ende gelesen hast? Welche (und warum)?

Das kommt nur sehr selten vor, denn ich beginne meistens nur Bücher, von denen ich im Vorhinein weiß, ob sie mir liegen. Nicht fertiggelesen habe ich den Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil. Es war mir zu langwierig, zu zerfahren und jetzt, da ich weiß, wie er entstanden ist, weiß ich auch warum. Musil wurde gar nicht fertig, weil er offensichtlich den Faden verloren hatte. Vielleicht versuche ich es aber in ein paar Jahren wieder, wenn ich erwachsen bin.

  • Wie bist du selbst zum Schreiben gekommen?

Geschrieben habe ich immer schon. Ich bin redefaul und es ist mir bequemer zu schreiben. Meine Aufsätze waren in der Schule die einzige Möglichkeit, meinen Notendurchschnitt anzuheben und meinen Lehrern wenigstens ein Quäntchen Achtung abzujagen. Später, am Arbeitsplatz, erschien eine Monatsschrift der Firma, in der regelmäßig Verschiedenes von mir erschien.

Nichts Weltbewegendes, kleine unernste Artikel und Reime. Während der ersten Jahre in Griechenland kam ich nicht weit über gelegentliche Notizen und Kinderliedertexte hinaus, ich hatte überhaupt keine Zeit mehr für eigene Aktivitäten. Erst als die Kinder erwachsen waren, begann ich wieder zu schreiben – und diesmal verlor ich nicht mehr alles, denn der Computer brachte etwas Ordnung in meine Schreiberei. Ich wäre aber nie auf die Idee gekommen, irgendetwas zu veröffentlichen. Die kam von meinem lieben Mann. Und dann nahm alles ganz plötzlich seinen Lauf.

  • Wieso dieses Genre („chaotische“ Kurzgeschichtensammlung, modern aufbereitete klassische Alpträume jedes altsprachlichen Gymnasiasten und ein irgendwie „anderer“ Opernführer, der aber gar keiner ist)?

Von Alpträumen im altsprachlichen Gymnasium kann gar keine Rede sein. Wie aus dem nächsten Absatz hervorgeht, waren die Träume der Gymnasiastin ganz anderer Natur – grins …Die Beschäftigung mit beiden Richtungen – sowohl Homers Mythen als auch die Opernstoffe – sind meiner historisch-romantischen Ader zuzuschreiben. Bei keinem der Stoffe war dieses Ausmaß geplant. Homers Werk sollte ein kurzes, informatives Heftchen werden, unterwegs fand ich heraus, dass „kurz“ bei mir offensichtlich nicht geht.

Im Video: Olga Kessaris, die Tochter von Melitta.

Es hat mich einfach überrumpelt. Die Operntexte waren überhaupt nicht als Gedicht geplant, sondern als kleine Artikelchen, die den Inhalt in einer unterhaltsamen Weise vermitteln und die Stoffe aus unserer modernen Warte betrachten. In beiden Fällen liegt der Arbeit aber der Wunsch zugrunde, das Genre nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

  • Wieso gerade Griechenland? Was verbindet dich mit diesem Land?

Griechenland war immer bestimmend für mich. Ich lief mit griechischem Vor- und Familiennamen durch die Welt … und sprach kein Wort griechisch (die Familie meines Vaters war im 18.Jahrhundert von Griechenland in die Donaumonarchie gekommen). Als ich im Gymnasium den schönsten Geschichtsprofessor der Welt hatte, sog ich griechische Mythologie und Geschichte schmachtend ein. Der klavierspielende Grieche, der später in mein Leben trat, hatte deshalb leichtes Spiel. Er brauchte mich nur noch einzupacken und mitzunehmen.

  • Sind die Handlungen und Protagonisten deiner Bücher reine Fiktion, oder gibt es da Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Geschehen und realen Personen oder gar autobiographische Züge (naja, bei der „Ilias“ und „Sigi“ erübrigt sich das fast….) ?

Ja, natürlich sind meine Personen real. Die Menschen, die mir begegnen sind alle so einzigartig, dass man sie gar nicht besser erfinden könnte. Das schließt natürlich auch mich ein 😉

  • Woher nimmst du die Inspiration für deine Bücher im Allgemeinen? Was treibt dich um?

Oft höre ich irgendwelche Bemerkungen, sehe Eigenartiges oder fische einfach in der chaotischen Datensuppe, die in meinem Hirn hin- und herschwappt.

  • Wie hast du deine Teilnahme am griechisch-deutschen Lesefestival vom 13.-21. Mai 2016 in Paleochora auf Kreta wahrgenommen? Welche Wünsche oder Anregungen hast du noch für uns als Organisatoren vor Ort für das nächste Mal, zu dem du bereits jetzt schon herzlich eingeladen bist ?

Ich konnte viele interessante Menschen kennenlernen und Erfahrungen austauschen. Die herzliche Aufnahme durch die ortsansässigen Organisatoren erleichterte und förderte die Kontakte! Mein langjähriger Aufenthalt in Griechenland hat mich gelehrt, dass es wenig Sinn hat, etwas straff durchzuorganisieren. Vielleicht könnte man aber versuchen – eventuell mittels Verteilung von Einladungen und Flyern an die Betreiber von Unterkünften – das Interesse der deutschsprachigen Urlauber zu wecken.

Bosnisch-deutsch-oesterreichische Freundschaft
Melitta (rechts) mit neuer Freundin Bisera (links) und altbekannter Suse (Mitte) beim Lesefestival in Paleochora.
  • Was wünschst du dir für die Zukunft Griechenlands – und für deine Eigene?

Für Griechenland wünsche ich mir, dass es innerhalb der europäischen Familie den Platz findet, der ihm gebührt (jede glückliche Familie hat ihren genialen Lebenskünstler) und damit seinen Einwohnern ihren Stolz wiedergibt.

Persönlich wünsche ich mir, dass – so rundherum alles stimmt – ich das Angefangene fertigstellen und noch viel Neues – und zwar alles gleichzeitig und total durcheinander – beginnen kann!

Radio Kreta bedankt sich für dieses Interview – und für eine wundervolle Freundschaft!

Einen Einblick in Melitta´s „Chaos“ gibt´s hier.