Leben auf Kreta: Von Gemüse und Wildkräutern.

Die Kreter waren von jeher – und sind abseits der touristischen Ballungszentren (also in den Bergen) immer noch – ein Volk von verstreut lebenden Kleinbauern, die sich an überlieferte Lebensformen und Ernährungsgewohnheiten hielten und immer noch halten. Was von außén kommt, berührt sie wenig und wird bestenfalls skeptisch und kritisch beäugt.

Sie leben aus dem, was ihre Erde, der Boden ihrer kleinen Umgebung hergibt. Da werden landwirtschaftliche Erträge noch vergleichbar wenig durch künstliche Düngemittel aufgepeppt, auch wenn diese Praktiken auch hier vermehrt zunehmen, was begreiflicherweise leider recht nahe liegt.  

Die Entscheidung zwischen der überlieferten kargen Existenz und ein wenig zusätzlichem Marktgewinn ist nicht leicht. Noch gilt aber in den wenig erschlossenen Gebieten: Das Land ist ihr Leben, und sie pflegen es auf hergebrachte Weise. Die Früchte des Feldes bescheren im Lauf der Jahreszeit ihre Lebensmittel. Da herrscht manchmal sogar Überfluss – gerade jetzt im Winter biegen sich die Zitrusbäume unter der „Last“ ihrer Früchte – und was sie ernten und verzehren, taugt ihrer Gesundheit und ihrem Altern.

Freilich ist nicht zu übersehen, dass auch Kreta zu den geförderten Regionen der Europäischen Union zählt; und dazu gehört auch, dass jeder Bauer monetäre Zuschüsse für die Steigerung seiner Erzeugnisse bekommen kann, und das macht für ihn die Entscheidung zwischen Qualität und Quantität schwer. Erste Folgen sind schon wahrnehmbar: Große Flächenbetriebe dehnen sich aus, und klein bewirtschaftete Feldstücke werden intensiviert und erweitert, der Konkurrenzkampf ist im Gang. Wir hätten es so gern bewahrt, wie es war und wahr war….


Was Griechen so über ihre Landsleute denken

Maria Karapakla:

Tut mir leid aber jetzt werde ich ungemuetlich….denn diese ewige Prozerei mit den kretischen Produkten geht mir auf die Nerven.

Auf Kreta gibt es nichts gesundes mehr….So wie wir in die EU eingetreten waren habt ihr Kreter ALLE ABER WIRKLICH ALLES von der Olive bis zur Tomate alles mit schnell schnell und Gen-Saatgut und Spritzereien versaut…Euer Grundwasser ist voller Gifte !!! Da kommt nix biologisches mehr zustande!

Der Wettlauf mit Italien Spanien und Portugal hat die griechische Landwirtschaft vollkommen kaputt gemacht….nur im Gebirge dort wo es vieleicht noch frische Quellen gibt…aber seitdem das Grundwasser vergiftet ist…..ist nichts mehr sicher!

Und ihr Bauern dort auf Kreta …so wie ihr gewusst habt was sich dort abspielt…habt ihr eure privaten Gaerten angelegt wo ihr nicht gespritzt habt…und im uebrigen einfach so weitergemacht ohne Gewissen…Ihr habt Euer Paradies kaputt gemacht ganz alleine!!!! SCHAEMT EUCH !!!



Allerdings ist auch hinlänglich bekannt, dass gewisse monetäre Zuschüsse vor allem in den 1980-er und 90-er Jahren mitnichten zur Steigerung der Erträge eingesetzt wurden, sondern eher in den privaten Fuhrpark, den Ausbau des Privathauses oder die „Priki“ (η προίκη – die Aussteuer) für die Tochter u.ä. geflossen sind. Subventionen in Millionenhöhe ohne Kontrolle verlocken nun mal zur „kreativen“ Verwendung… Aber darum soll es hier jetzt gar nicht gehen…

Alte Kreter und junges Gemüse

Aus minoischen Wandmalereien schon ist abzulesen, dass auf Kreta eine archaische Beziehung zur Natur und ihren pflanzlichen Gaben besteht – natürlich mehr im gemeinen Volk als bei den wohlhabenden Herrschern und Familien, die das zu eigenem Ruhm aufzeichnen ließen. Doch das Letztere können wir auch übertragen auf unsere Zeit und die „Entfremdung“ der Konsumenten von lebenswichtigen Pflanzenstoffen, deren Nutzen kaum mehr bekannt ist. Einige dieser Gemüse sind in den letzten Jahren eher exotischer Globalisierung auf unseren Märkten wieder aufgetaucht, doch den gesundheitlichen Wert und die kulinarische Vielfalt dieser wie vieler unserer eigenen Pflanzen wissen wir kaum noch einzuschätzen – und schon gar nicht zu schätzen!

Einige von ihnen besitzen so starke essenzielle, kräutergleiche Kräfte, dass wir sie unbedingt in unseren Speiseplan aufnehmen sollten. Zu diesen kretischen Spezialitäten gesellen sich auch saisonbedingt Mittelmeerpflanzen wie Auberginen, Artischocken, Zucchini und andere Kürbisarten, Paprikafrüchte, grüne Bohnen und Erbsen, frische weiße und dicke Bohnen, Kicher- und Platterbsen und Lupinen, Spinat und Mangold, Sellerie und Rote Beete, Weinblätter, Blatt- und Kopfsalate – die prächtig gedeihenden Importe aus der Neuen Welt – und natürlich reichlich Zwiebeln und viel Knoblauch zur Würze. Und nicht zu vergessen natürlich die vielen Wildgemüse wie Askolimbri, Stamnagathi, Vlita & Co.!

Die zahlreichen wild wachsenden Kräuter, in dieser Intensität und Fülle in deutschen Landen kaum vorstellbar, spielen mit ihren Aromen besonders bei der Zubereitung von Gemüsepasteten eine wichtige Rolle. Solche Chortopites (Χορτόπιτες) gibt es in jeder Größe und in großer Vielfalt der Füllungen. Ihre Beliebtheit hat außer geschmacklichen auch sehr praktische Gründe: die gefüllten Teigtaschen lassen sich einige Tage aufbewahren und wieder aufbacken – und sie stellen eine gut transportable Tagesverpflegung oder leckere Mitbringsel zu Essens- oder Party-Einladungen dar.

Gesunde Ernährung vs. Bewegungsarmut

Der Verzehr von viel Gemüse und Kräutern scheint heutzutage um so wichtiger, als auch hier auf Kreta (vor allem in den Küstenregionen, aber zunehmend auch in den Bergen) sich eine gewisse Bewegungsarmut breit macht. Noch vor 50 Jahren waren die Bauern täglich 13 km zu Fuß unterwegs. Heute, so ergeben die Untersuchungen, laufen 70% der Kreter kaum noch 2 km am Tag, hat man doch noch den einen oder anderen (stellenweise uralten, TÜV-freien und vermutlich nicht versicherten) Pick-up, ein Moped oder sonst ein motorisiertes Gefährt im Fuhrpark. Das können wir nur bestätigen, lautet doch die Überlegung der meisten mittlerweile „sobald die zurückzulegende Strecke länger ist als das Auto, wird gefahren!“ So viel zum Thema moderne Bewegungsarmut…. 

Und da ist der Griff zur „Chortopita“ sicher hin und wieder sinnvoller und gesünder, als der zur „Gyro-Pita chirino apo ola me sos“ (Gyros-Pita vom Schwein mit allem und „Soß“)…

Die Zeiten ändern sich, aber die Besinnung auf Althergebrachtes schadet meist nicht. 

Und wer es genauer wissen will, interessiert sich sicher auch für Details und Rezepte zu Cannabispizza, Lupinen, Askolimbri, Stamnagathi, Portulak, Rote Beete und andere leckere Gemüse- und Kräuter-Gerichte.

Ein Kommentar

  1. “ Noch vor 50 Jahren waren die Bauern täglich 13 km zu Fuß unterwegs. Heute, so ergeben die Untersuchungen, laufen 70% der Kreter kaum noch 2 km am Tag……..“, das bestätigt genau meine Beobachtungen über die Gesunde Ernährung vs. Bewegungsarmut der Kreter. Klar, ernährt sich der überwältigene Teil der Kreter, besonders in den Dörfern gesund und essen das was die Natur gerade hergibt.

    Die gesunde Ernährung der Kreta-Küche ist das eine, ich beobachte aber seit Jahren das die jüngeren Menschen auf Kreter immer dicker werden (und man sieht auf Kreta sehr viele dicke Kinder und Jugendliche). Und das hängt viel mit der ungesunden und fetten Fastfoodernährung und der mangelnden Bewegung zusammen. Man kann sehr gut das Einkaufsverhalten der Jugend in Paleochora in den Supermärkten und Kiosken beobachten, meistens Schoki, Cola und Chips. Bewegung und Sport ist auch für viele ein Fremdwort. Die kleinste Entfernung wird mit dem Mofa zurückgelegt. Auch sieht man sehr oft Familien mit ihren Kindern in den Fast-Food/Pita-Buden. Ein Grund ist sicherlich auch die Krise und hier wird man für wenig Geld satt. Das ist die andere Seite der Medaille der gesunden Kreta-Küche/Kreta-Diät.

    In Paleochora gibt es ja auch mehrere Fast-Food Buden (was ich nicht schlimm finde). Auch ich esse sehr gerne auf Kreta mal ne Pita zwischendurch. Ist günstig und macht satt.

    Ich hatte 3 Jahre von 2015-2017 ein Haus in der Nähe von Kalyves gemietet. In Kalyves gbit es eine sehr gute und günstige Pita-Bude, die eigene Tiere haben und neben der Pita-Bude eine eigene Schlachterei. Die Pita-Bude hat über Kalyves herraus einen sehr guten Ruf und hat 364 Tage im Jahr auf. Was dort los ist kann man sich kaum vorstellen, der Laden brummt. Im Minutentakt gehen dort die telefonischen Bestellungen ein. Ununterbrochen halten die Pick-Ups vor der Tür und holen sich etliche Pitas. Es gibt auch einen Lieferservice. Ein Angestellter fährt ununterbrochen mit seinem Moped zu den Kunden. Hinzu kommen noch viele Residenten und Touristen. Auch ich habe mir hier mehrmals die Woche eine Pita geholt. Man bekam das Gefühl, daß sich halb Kalyves von Pita ernährt.

    Es gibt aber auch positive Ausnahmen. Vor einigen Wochen habe ich über einen Kreter gelesen, der sich jeden Tag nur von Tomaten, Oliven, Brot und Olivenöl ernährt. Einmal die Woche ein wenig Fleisch. Das fand ich sehr beeindruckend.

    schönen Sonntag noch. kv

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