Aus dem Kochstudio: das kretische Kraut „Throubi“ (θρουμπί).

Und schon wieder war vorgestern einer dieser unglaublichen Tage, die man vermutlich nur hier auf Kreta in dieser Weise erleben kann….

Die Vorgeschichte: da hatte mich doch die liebe Sonja aus Brandenburg (die übrigens das PAWS-Knuddelwelpen „Chara“ adoptiert hat und wir uns auch auf diesem Wege zumindest virtuell kennen gelernt haben) bereits vor einiger Zeit gefragt, ob ich ihr „Thribi“ oder auch „Throubi“ hier besorgen könne. Ihr Vorrat sei zur Neige gegangen und sie würzt so gerne ihre Hähnchen- und anderen Gerichte damit. Hmmmm….. Thribi oder Throubi? Egal – nie vorher gehört!

Kräuter? Panagiotis kennt sich aus

Aber wozu hat man liebe Freunde in den besten Jahren (70-80+…), wie unseren bereits oft zitierten Wassilis – wen fragen, wenn nicht ihn? Gleich die nächste Gelegenheit beim Schopf gepackt und Wassilis darauf angesprochen. Kurze aber klare Antwort: „da musst du Panagiotis fragen, das wächst bei dem da oben im Dorf wie blöd!“ Nun, ebenso blöd war, dass besagter Panagiotis nur selten aus seinem Dorf (Agii Theodori, nordwestlich von Paleochora auf dem umständlicheren Weg nach Sarakina) hier runter in die „Stadt“ kommt und somit schlecht zu erwischen ist.

Kretas verlassene Dörfer – Agii Theodori.

Nun haben uns aber die vergangenen Feiertage sehr in die Hände gespielt, da sich Panagiotis zu solch feierlichen Feier-anlässen natürlich auch gerne mal aus seinem 4-Seelen-Dorf runter in die Stadt bequemt. Ha! Da hatte ich ihn also am Wickel, bzw. direkt neben mir sitzen und sprach ihn natürlich in einem passenden Moment auch darauf an.

Antwort war: aber klar doch, natürlich, kannst du haben! Wieviel brauchst du denn?“ Auf meine Erwiderung „ooooch, vielleicht so hundert Gramm oder so…“ musterte Panagiotis mich lediglich mit einem leicht mitleidigen Blick und meinte nur „endaxi“ – okay. Das ist ja nun mal ein paar Tage her, ich hatte Panagiotis zwischenzeitlich immer mal wieder kurz gesehen, wollte ja aber mit dem Thema nicht nerven und dachte, ich erinnere ihn einfach bei der nächsten sich ergebenden Möglichkeit nochmal dran.

Tja, und dann traf ich ihn vorgestern im Supermarkt. Er kam grade in Richtung Ausgang, ich wollte grade rein, da schnappte er mich mit den Worten „komm eben mal mit!“ und ich geleitete ihn zu seinem Auto, dessen Kofferraum er öffnete und mir mit den Worten „du wolltest doch ein paar Gramm Thribi!“ eine komplett mit besagtem getrockneten Kraut gefüllte Plastiktüte in die Hand drückte.

Eine Tüte voller Gesundheit.

Alleine schon der Geruch des Krauts verzückte mich, von der Menge (800 gr. – okay muss noch gezupft werden, aber dennoch!) mal ganz abgesehen. Nach tausendmal Dank sagen fragte ich ihn, was er denn dafür haben wolle (also wieviel, in Euro) und entging nur knapp einer – liebgemeinten – Ohrfeige. Mit einem vor sich hingebrummelten tststs, diese Ausländer – da sind wir nun Freunde und sie will bezahlen!“  ließ er mich einfach stehen, nachdem er mir noch kurz zugerufen hatte „wir sehen uns am Sonntag, dein Mann weiß Bescheid!“.

Aber was hat es nun mit diesem Kraut auf sich? Jetzt, wo ich es habe, will ich ja auch wissen, WAS genau es ist. Da half nun mal wieder nur rumfragen, nachfragen, sich wortgewaltige Erklärungen anhören – und das ganze auch nochmal im Internet hinterfragen. Und dabei heraus kam das:

Thribi ist eine echte Wunderpflanze!

Thribi (Θρύμπι) oder auch Throubi (Θρούμπι) erinnert von Geschmack und Aroma her an etwas zwischen Oregano und Thymian. Auch hierbei handelt es sich um krautige Pflanze, die überall im Mittelmeerraum gedeiht – besonders an sonnigen Standorten auf felsigen, kalkhaltigen Böden. Seit der Antike wurde es als Kraut für bzw. gegen verschiedene Krankheiten, aber auch als Gewürz in der Küche verwendet.

Im alten Griechenland wurde Thribi oft auch dem Wein beigegeben und sogar sogar heute noch werden Weinfässer mit einem Absud des Krautes ausgespült, um Bakterien, Mikroben und Pilze abzutöten. Die alten Römer verwendeten Thribi angeblich als Aphrodisiakum.

Nützlich sind vor allem seine Blüten, das ätherische Öl und in einigen Fällen auch die ganze Pflanze. Das ätherische Öl enthält Wirkstoffe wie Terpin, Phycin, Carvacrol, Zimt, Chinol und Thymol. Die heilenden Eigenschaften der Pflanze sind seit der Antike bekannt.

Thribi – Kretas fantastische Kräuter.

Die Väter der Kräutermedizin und Pharmakologie, Theophrastos und Dioskouridis, verweisen in ihren Arbeiten darauf. So wird z.B. bei Wunden oder Entzündungen im Mund oder Hals empfohlen, mit einem Sud aus Thribi und Wein (die jeweiligen Mengenverhältnisse sind uns leider nicht überliefert) zu gurgeln und es ggf. dann auch noch zu trinken. 3-4 Tropfen des Pflanzensaftes vor dem Schlafengehen in die Ohren geträufelt, sollen angeblich das Hörvermögen verbessern.

Ein Sud aus Thribi gilt als stimulierend und tonisch, wirkt gegen geistige und körperliche Erschöpfung, hilft gegen Übelkeit, Nierensteine, Bauchkrämpfe, Magenschmerzen und Durchfall und tötet Bakterien, Mikroben und Pilze ab. Außerdem wirkt er schleimlösend bei Husten, Bronchitis und Asthma. Es kann aufgrund seiner antibakteriellen und antimikrobiellen Eigenschaften auch äußerlich als Antiseptikum auf Wunden und Insektenstiche aufgetragen werden, da es sofortige Linderung bietet. Ein echtes Wundermittel der Natur! (Anm.d.Red.: „fragen Sie aber trotzdem lieber Ihren Arzt oder Apotheker“…)

Um ein wohlschmeckendes Getränk vorzubereiten, gießt man einen Teelöffel des getrockneten Krautes mit einer Tasse kochenden Wassers auf und lässt es für 10-15 Minuten ziehen. Die empfohlene Dosis beträgt ein bis drei Tassen pro Tag nach den Mahlzeiten. Für die äußerliche Anwendung auf Wunden oder Insektenstichen bereitet man einen Sud aus 30 Gramm Thribi pro Liter Wasser zu und lässt diesen Aufguss ebenfalls gut ziehen.

Wir werden unseren Thribi nun erst mal liebevoll zupfen, dann schauen, wieviel von den 800 gr. übriggeblieben ist, einen guten Teil davon für Sonja abzweigen und dann die verschiedensten Anwendungsmethoden – vor allem die in der Küche – im Selbstversuch ausprobieren. In vielen Ländern wird Thribi auch Verdauungslikören hinzugefügt – wir werden es wohl mal mit Thribi-Raki probieren (wir werden berichten…) 😉

Radio Kreta – Gutes und Gesundes aus der Natur.

Update Herbst 2018: Bei unseren Streifzügen durch die Gemarkung haben Mitso und ich auch hier oberhalb unseres Häuschens in Kalamos jede Menge Thribi gefunden, der jetzt auch wieder auf Vorrat gepflückt und gezupft wird – gibt´s jetzt auch bei uns im Shop! 

Noch ein tolles Gewürz: kretischer Lorbeer.

2 Kommentare

  1. Hab ich auch schon erfahren, riecht und schmeckt aber überhaupt nicht nach Bohnenkraut! Ich nehm´s als ne Mischung aus Thymian und Oregano – denn so riecht und schmeckt es auch! Aber lieben Dank für den Kommentar – über den Thribi-Raki werden wir bei Gelegenheit mal berichten 😉

  2. Liebe Susanne,
    throubi ist Bohnenkraut. Aber dass man damit so viel machen kann, wusste ich auch nicht.
    Na, denn man Prösterchen ?!
    Und liebe Grüße nach Paleochora,

    Irene

Kommentare sind geschlossen.