Beeindruckendes Kreta: Das Dikti-Gebirge.

Das auch als „die Berge von Lassithi“ bekannte Dikti-Gebirge erhebt sich im Nordosten von Heraklion und reicht bis westlich von Agios Nikolaos.

Die Grenze zwischen den Verwaltungsbezirken Heraklion und Lassithi führt in einer Zickzacklinie von Norden nach Süden durch die Berge und berührt dabei die drei höchsten Gipfel der Gebirgskette: den Lázaros (2.085 m), den Aféndis Kristós (2.141 m) und Díkti selbst (2.148 m).

Das Dikti-Gebirge ist aus jeder Perspektive beeindruckend.

Westlich der Straße von Sitía nach Ierápetra, an der Stelle, wo sie sich wie eine Schneise zwischen der Wand des Thrypti und den Hügeln des Dikti ihren Weg bahnt, treten die Berge langsam hervor.

Das Dikti-Gebirge auf Kreta.

Im Osten der Straße von Ano Viannos nach Heraklion tauchen sie abrupter auf. Am dramatischsten erscheinen sie im Norden der Straße von Ierápetra nach Ano Viannos, wo die Hänge mit natürlichen und künstlich angelegten Terrassen bedeckt sind.

Kalderimi – die alten Straßen Kretas

Im Hochland des Dikti-Gebirges gibt es so gut wie keine Straßen. In diesem trockenen Gebiet kan man sich praktisch nur zu Fuß auf den gepflasterten Kalderimi und auf den unbefestigten Pfaden der Schäfer fortbewegen.


Ein Kalderimi (griechisch καλντερίμι, Mehrzahl Kalderimia) ist ein gepflasterter Saumpfad, der kreuz und quer durch das Gebirge führt. Diese Wege wurden unter großen Anstrengungen von Schäfern angelegt, um gangbare Pfade in dieser unwegsamen Region zu gewährleisten.

Auch wenn sie in der Regel nicht mit Wegweisern markiert sind, bieten sie dennoch Hunderte von Kilometern gut befestigter Wanderwege – doch nur für den, der die Mühe nicht scheut, sie ausfindig zu machen. Viele der kretischen Kalderimi sind mindestens 300, wahrscheinlich aber über 1.000 Jahre alt. In vom Straßenverkehr weniger erschlossenen Gebieten, etwa auf Kreta, findet sich noch heute ein dichtes Kalderimi-Netz.


Oder man unternimmt die aufregende Besteigung des Dikti, dessen Gipfel hervorragende Blicke bietet. Wer dies versuchen möchte, findet in Agios Georgios am südlichen Rand der Lassithi-Ebene am ehesten einen Bergführer, sowie Möglichkeiten, sich mit Wasser und Proviant auszurüsten.

Auf die Lassithi-Ebene mit ihren ehemals berühmten Windpumpen führen nur wenige Straßen, die mühsam die schroffen Berge überqueren. Eine reichlich gewundene Strecke steigt von der Nordküste etwas westlich von Malia in südlicher Richtung auf, bis sie den 900 Meter hohen Pass von Seli Ambelou erreicht, wo sich plötzlich eine breite Sicht über die gesamte Ebene bis zu den hohen Bergen im Süden auftut. Die Straße umfährt dann die Felder un Obstplantagen auf dem Plateau und kommt dabei an Psychró vorbei, sowie am Ausgangspunkt zum Aufstieg zur Diktäischen Höhle, bevor sie am östlichen Rand der Ebene in Serpentinen hinunter nach Agios Nikolaos führt. 

Im Dikti-Gebirge gibt es aber auch weitere, zwar nicht so bekannte, jedoch kaum weniger reizvolle Hochebenen, allen voran Katharó hoch oben über dem Dorf Kritsa. Wer die verschlammten Uferbereiche des Flusses „Lasithiou“ oben auf der Katharo-Ebene durchwühlt, stößt vielleicht auf die versteinerten Knochen und Zähne von Nil- und Flusspferden, die vor vielen Tausenden von Jahren auf dem Plateau umherzogen. Und sogar Zwerg-Mammuts soll es hier gegeben haben!

Aber auch südlich von Agios Georgios am Pfad zum Gipfel des Dikti und nordöstlich von Ano Viannos an der südwestlichen Grenze  der Berge liegen kleinere Plateaus.

Der Schäfer und sein Mitato.

Dieses Landstriche mit ihren kleinen einzelstehenden Kirchen und gelegentlichen Steinhütten sind das Ziel der Schäfer, wenn sie im Sommer ihre Herden  aus den Dörfern der Vorgebirge heraustreiben. Dei Höhen des Gebirges sind nicht sehr gastfreundlich, auch wenn sie im Sommer meist von einer kühlen Brise gesegnet sind.

Während der Wintermonate sind sie mit Schnee bedeckt, es gibt kaum Wasser oder Vegetation und auch keine Unterkunftsmöglichkeiten.

Sie sind aber der wichtigste Fundort des begehrten Diktam-Krautes, dessen lateinischer Name Origanum dictamus von diesem Gebirge herrührt. Diese Majoran-Art verleiht Eintöpfen eine besondere Würze, bekannter ist es aber sicher als Tee, dem auch heilsame medizinische Wirkungen nachgesagt werden. 

Kretas Berge im Winter.

Nicht nur verletzte und kranke Tiere halten danach Ausschau, sondern auch die Schäfer und Bauern, was vermutlich daran liegt, dass dem Kraut auch eine potenzsteigernde Wirkung nachgesagt wird.

Die Berge sind reich an wildwachsenden Kräutern, wie z.B. auch Thymian, Oregano und Rosmarin und die Schafe und Ziegen dieser Gegend haben die nützliche Angewohnheit, dass sie durch den Verzehr derselben ihr eigenes Fleisch beim Grasen quasi schon mal „vorwürzen“.

Im 2. Weltkrieg hatte Manolis Bandouvas, einer der entschlossensten Widerstandsführer Kretas, sein Versteck auf einer dieser Hochebenen. Auch Patrick Leigh Fermor, der den Widerstand im Osten Kretas leitete, unterhielt mehrere Quartiere in dieser Region. 1943 gelang es ihm, den italienischen General Angelo Carta heimlich über die Berge zur Küste zu führen, von wo aus er nach Kairo gebracht wurde.