Buchtipp: Griechische Mythologie für Anfänger – Die Gesamtausgabe.

Hurra – da hat uns doch mal wieder ein Päckchen aus dem fernen Deutschland erreicht! In freudiger und nicht unwesentlich neugieriger Erwartung dessen, was sich uns da offenbaren sollte, rissen wir die Verpackung kurz und klein, nachdem wir eben gerade noch so aus dem Augenwinkel den Absender wahrgenommen haben: Nicolas Fayé, Aachen.

Und bevor wir des Inhaltes des Päckchens ansichtig werden konnten, wussten wir schon, dass es mal wieder ein Buch sein würde! Wundervoll – die Spannung stieg! Denn es handelte sich diesmal nur um ein kleines Büchlein, das allerdings als Gesamtausgabe die bisherige Reihe „Griechische Mythologie für Anfänger“ von besagtem Nicolas Fayé ersetzte.

Mit Geschichtsunterricht im Allgemeinen und griechischer Mythologie im Besonderen hat sicher jeder von uns so seine Erfahrungen gemacht. Die Einen waren einfach nur zu Tode gelangweilt, da der schulische Geschichtspädagoge sich im Unterricht auf das Herunterleiern von „ZDF“ – Zahlen, Daten, Fakten – beschränkte.

Andere kamen vielleicht ob der aussergewöhnlichen Fähigkeit eines Kollegen des vorgenannten Faktenreiters einfach nur mit spannendem Geschichtsunterricht, Hintergründen, Mythen und Meucheleien in Kontakt und hatten so die Möglichkeit, sich das Reich der Historie und Mytholgie aus Neugierde und „Spaß an der Freude“ zu erschliessen.

Die Liebe zur griechischen Mythologie

Nicolas Fayé scheint einer der Letzteren zu sein, oder vielleicht hat er auch erst lange nach seiner Schulzeit seine Liebe zur griechischen Mythologie entdeckt – das wird er uns hoffentlich bald mal persönlich in einer unserer Live Sendungen erzählen.

Wie dem auch sei – es ist ihm jedenfalls bravourös gelungen, selbst einen Geschichts- und Mythologiemuffel auf´s Beste zu bekehren und noch dazu zu erheitern (Letzteres gibt bei uns immer Extrapunkte!).

Denn Nicolas schreibt wirklich herzerfrischend von der Seele weg, spickt Fakten und Mythen mit Parallelen aus unserer heutigen Welt und verliert doch nie den Faden – trotz all der unzählbaren Götter, Halb- und Viertelgötter, Helden, Nymphen, Orakel und mythischen Wesen, von denen er in seine Einführung in die griechische Mythologie erzählt! Allein dafür verdient er sich schon ein „Chapeau! – Hut ab!“.

Besagte Gesamtausgabe ist übrigens eine Zusammenfassung der vorangegangenen 5 einzelnen Büchlein und umfasst folgende Themen: 

  • Die Götter
  • Die Helden
  • Der trojanische Krieg
  • Die Seefahrer
  • Die Palastkulturen

Kaum hatten wir das Päckchen in Empfang genommen und die Verpackung quasi atomisiert, fing Literaturredaktionsscheffin noch im Auto auf dem Weg nach Hause auch gleich an, laut daraus vorzulesen. Und zu lachen!

Damit Ihr einen kleinen Vorgeschmack auf Stil und Humor dieser mythologischen Schmankerl bekommt, folgt ein kleiner Auszug bzgl. der Götter. Sprache, Stil und Humor ziehen sich übrigens durch das komplette Werk, werden aber nie „albern“. Hier die Kostprobe:

goetter-des-olympDas reinste Chaos

„Die griechische Götterwelt war das reinste Chaos. Dies liegt vermutlich an der Tatsache, dass alles auf das Chaos zurückgeht. Es war sozusagen der Urvater der griechischen Götter. Den darauf folgenden Stammbaum näher zu definieren würde den Umfang beachtlich ausdehnen, da die Verwandtschaftsverhältnisse der griechischen Götter ähnlich verworren waren, wie die Koalitionen einer beliebigen bundesdeutschen Legislaturperiode“.

Wir beginnen unsere Reise durch die griechische Götterwelt also dort, wo man sie am ehesten vermuten würde: auf dem Olymp.

Man mag es kaum glauben, aber auf diesem windumtosten, saukalten Gipfel sollen die berühmten Olympier ihre Wohnstatt gehabt haben. Da man sie aber auf Abbildungen und als Statuen immer nur leicht bekleidet sieht und nicht mit Daunenjacken bewehrt, ist ein leiser Zweifel angebracht, ob Zeus und Konsorten nicht doch die sonnigen Gefilde griechischer Sandstrände bevorzugt hatten. (…)

Beginnen wir unsere Reise durch die Götterwelt der Griechen mit Zeus. Natürlich mit Zeus, war er doch der oberste aller griechischen Götter. Der erste Gott war er hingegen nicht. Vor ihm gab es schon eine ganze Reihe anderer Götter, die von sich behaupteten, die obersten Gottheiten zu sein. Das Chaos zum Beispiel kam und machte gleich dem Uranos Platz, der mit seiner Frau und Mutter Gaia das erste oberste Götterpaar darstellte, das bis in alle Ewigkeit den Himmel regieren sollte. Die Betonung liegt auf „sollte“, nur leider hatte dieses Paar auch Nachwuchs.

Da Uranos kein Bedürfnis hatte, als Vater des Jahres ausgezeichnet zu werden, ließ er seine Kinder einfach nicht aus Gaia heraus, die darüber so erbost war, dass sie ihrem Sohn, dem Titanen Kronos, eine Sichel fertigte. Und was tat der ungezogene Filius?

Er schlug seinem Vater das Geschlecht ab, welches in´s Meer fiel und die letzten Samen verlor. Aus diesen wurde einer Überlieferung zufolge Aphrodite, die „Schaumgeborene“ gezeugt, aber dazu später mehr.

So, nun war Kronos Herrscher der Götter, zusammen mit seiner Frau und Schwester Rhea. Verständlicherweise hatte der neue Obergott jetzt eine gewisse Angst, von seinen Kindern genauso in Rente geschickt zu werden wie sein Vater vor ihm. Deswegen fraß er alle seine Kinder einfach auf. Heutzutage würde ein solches Verhalten Heerscharen von Gutachtern beschäftigen, die dann mangelnde Zurechnungsfähigkeit oder schwere Kindheit attestieren würden. Damals schien es eine Selbstverständlichkeit zu sein und dementsprechend wurden seine Kinder Hestia, Demeter, Hera, Poseidon und Hades Opfer seines Heißhungers.“

In diesem Stil geht es in der kompletten Gesamtausgabe weiter, stellenweise recht flapsig, aber doch historisch oder zumindest mythologisch untermauert – der Radio Kreta Literaturredaktion hat Nicolas Fayé auf jeden Fall die Verquickungen und verschwurbelten Verwandschaftsverhältnisse allfälliger Götter, Helden, Krieger, Palastbauern und -ausgräbern auf amüsante und sehr lehrreiche Art und Weise näher gebracht.

Danke, Nicolas!

Kleiner Tipp: Hier unten findet Ihr besagte Gesamtausgabe.

Und wer sich ausser mit der „Mythologie für Anfänger“ zur zusätzlichen Bereicherung und Horizonterweiterung auch noch „Lust auf locker-leichte Griechisch-Lektionen im Urlaub“ hat, der klicke bitte hier