Die griechische Nationalhymne.

Nun kommt man ja dieser Tage kaum umhin, zu vorabendlicher Stunde so ziemlich an jeder Ecke des Dorfes (und wahrscheinlich so ziemlich jeden Dorfes auf diesem Planeten – nur halt zu anderer Stunde) aus überdimensionalen Lautsprechern mit irgendeiner Nationalhymne  beschallt zu werden.

Die für uns „gängigen“ Hymnen kennt man meist ja zumindest von der Melodie oder auch den Eingangsstrophen her („Einigkeit und Dings und Überhaupt“, „Aux armes enfants de la patrie, le jour de gloire est arrivé“, „God save our gracious Queen, Long live our noble Queen, God save the Queen!“ – etc.etc.), aber damit hat es sich meist auch schon.

Schade eigentlich, sind doch gerade solche Nationalhymnen extrem historien- und bedeutungsschwanger, und wenn man sich mal näher damit befasst, erfährt man oft mehr über das betreffende Land, als einem die lethargische Geschichtslehrerin dazumal überhaupt auch nur ansatzweise einzubleuen versucht hat.

Ist Griechenland auch diesmal bei der Fußball-Weltmeisterschaft mal wieder lediglich vor den Bildschirmen vertreten, da Kroatien den griechischen WM-Träumen bereits in der Qualifikationsrunde das „Aus“ beschert hat, scheint es uns doch mal wieder ein guter Anlass, sich mit der griechischen Nationalhymne auseinanderzusetzen. Und da gibt es viel zu tun!

Denn wusstet Ihr, dass Griechenland die längste Nationalhymne der Welt hat? Sie hat 158 Strophen!

Der „Ymnos is tin Eleftherian“ (gr. „Ύμνος είς την Ελευθερίαν“ – „Hymne an die Freiheit“) ist die Nationalhymne Griechenlands. Der Text entstammt dem gleichnamigen, 1823 von Dionysios Solomos geschriebenen Gedicht aus 158 Vierzeilern, die Musik stammt von Nikolaos Mantzaros, dem ‚Vater‘ der Ionischen Schule, der ersten Komponistenschule des modernen Griechenland.

Der „Ymnos is tin Eleftherian“ wird seit 1966 auch als Nationalhymne der Republik Zypern genutzt. Es handelt sich um die einzige Nationalhymne, die mit identischem Text und identischer Melodie von zwei souveränen Staaten zugleich verwendet wird. Sie erklingt außerdem bei den Feierlichkeiten der modernen Olympischen Spiele als Erinnerung an deren Ursprungsort.

Und hier ein Auszug des Textes der griechischen Nationalhymne – die kompletten 158 Strophen singt und kennt heute wohl kein Mensch mehr!

Originaltext
(polytonisch)
Originaltext
(monotonisch)
Transkription Aussprache
Σὲ γνωρίζω ἀπὸ τὴν κόψη
τοῦ σπαθιοῦ τὴν τρομερή,
σὲ γνωρίζω ἀπὸ τὴν ὄψη
ποὺ μὲ βιὰ μετράει τὴ γῆ.Ἀπ᾿ τὰ κόκκαλα βγαλμένη
τῶν Ἑλλήνων τὰ ἱερά,
καὶ σὰν πρῶτα ἀνδρειωμένη,
χαῖρε, ὦ χαῖρε, Ἐλευθεριά!
Σε γνωρίζω από την κόψη
του σπαθιού την τρομερή,
σε γνωρίζω από την όψη
που με βια μετράει τη γη.Απ’ τα κόκκαλα βγαλμένη
των Ελλήνων τα ιερά,
και σαν πρώτα ανδρειωμένη,
χαίρε, ω χαίρε, Ελευθεριά!
Se gnorizo apo tin kopsi
tou spathiou tin tromeri,
se gnorizo apo tin opsi
pou me via metrai ti gi.Ap’ ta kokkala vgalmeni
ton Ellinon ta iera,
ke san prota andriomeni,
chere, o chere, Eleftheria!
sɛ ɣnɔˈrizɔ‿aˈpɔ tin ˈkɔpsi
tu spaˈθju tin trɔmɛˈri
sɛ ɣnɔˈrizɔ‿aˈpɔ tin ˈɔpsi
pu mɛ vja mɛˈtrai ti ʝiap ta ˈkɔkala vɣalˈmɛni
tɔn ɛˈlinɔn ta jɛˈra
kʲɛ san ˈprɔta‿anðriɔˈmɛni
ˈçɛrɛ‿ɔ ˈçɛrɛ ɛlɛfθɛˈrja
Wörtliche Übersetzung Deutsche Nachdichtung Übersetzung Mindlers[2] Übersetzung Günthers[5]
Ich erkenne dich an der Klinge
des Schwertes, der gewaltigen.
Ich erkenne dich an dem Blick,
der mit Kraft die Erde bemisst.Den Knochen entsprossen
der Griechen, den heiligen (sc. Knochen),
und, wie früher, tapfer,
sei gegrüßt, oh sei gegrüßt Freiheit!
Ja, ich kenn’ dich an der Klinge
deines Schwerts, so scharf und blank,
wie auf diesem Erdenringe
schreitet dein gewalt’ger Gang.Die du aus der Griechen Knochen
wutentbrannt entsprossen bist,
die das Sklavenjoch zerbrochen,
holde Freiheit, sei gegrüßt!
An dem scharfen Riesenschwerte
Deinen Feinden fürchterlich
An dem Blicke, der die Erde
Misst im Fluge, kenn ich dich.Ja, du bist uns neuerstanden
Aus der Väter Heldenblut
Heil dir Freiheit! Wiederfanden
Wir in dir der Ahnen Mut.
Ich erkenn’ dich an der Schneide,
Die des Schwertes Schrecken ist.
An dem Blick, der stolz ins Weite
Zielt und kühn die Erde mißt.Hellas’ Schrein hielt dich geborgen,
Und aus Heldenasche wich
Licht von neuem Ruhmesmorgen,
Freiheit, heil, ich grüße dich.

Und auch hier ist das zentrale Thema mal wieder die Freiheit. Frei nach Nikos Kazantzakis: „Δεν ελπίζω τίποτα. Δε φοβούμαι τίποτα. Είμαι λέφτερος.“ (Ich erhoffe nichts, ich fürchte nichts – ich bin frei!)

In diesem Sinne: auf die Freiheit!

Radio Kreta – einfach Leben!

Quelle des Hymnentextes: Wikipedia


streamplus.de

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