Auch wenn es jetzt gerade mal wieder aus vollen Wolken schüttet, scheinen die schwersten Unwetter auf Kreta doch (hoffentlich) weitestgehend vorbei zu sein. Wobei natürlich nun jeder halbwegs starke Regen die bereits abgerutschten und somit instabil gewordenen Hänge noch weiter in Mitleidenschaft ziehen kann – im Straßenverkehr sollte man auf jeden Fall immer noch sehr vorsichtig sein und gute Reflexe haben, können sich hinter der nächsten Kurve doch jederzeit mal wieder ein paar Tonnen Erdreich auf der Fahrbahn befinden.
A propos Fahrbahn: da sind natürlich die schwersten Schäden zu vermelden. Eingestürzte und weggeschwemmte Brücken, abgebrochene Fahrbahnränder, klaffende Schlaglöcher, meterlange Risse und allgemein instabil gewordene Fahrbahndecken sind überall auf der Insel zu beklagen. Wie bereits berichtet, arbeitet das Militär ja an der – zumindest provisorischen – Wiederinstandsetzung der wichtigsten Brücken und Straßen, aber all das wird dauern. Und im „Hinterland“ bzw. ab von den Hauptverkehrsstrecken müsste man wohl lange auf „offizielle“ Hilfe warten.
Viele Dörfer sind auch derzeit noch von der Umwelt abgeschnitten, die Schäden an Straßen, Gebäuden und der generellen Infrastruktur, die durch die starken Regenfälle und Stürme verursacht wurden, werden laut Regionalgouverneur Stavros Arnaoutakis über der ursprünglichen Schätzung von 100 Millionen Euro liegen. Die genauen Schäden und Kosten werden von Teams aus Experten des Infrastrukturministeriums und einheimischen Ingenieuren ermittelt. Infrastrukturminister Christos Spirtzis sagte, Kreta werde 10 Millionen Euro Soforthilfe erhalten – wie „sofort“ das allerdings passieren wird, weiß keiner so genau.
Da hilft mal wieder nur eines: Selbst ist der Kreter und nimmt die Aufräumarbeiten und Reparaturen selbst in die Hand. Bauunternehmer räumen (gerne auch eigenhändig) mit ihren Riesenbaggern die verschütteten Straßen frei und bessern sie auch so gut wie irgend möglich aus. Wer das bezahlt? Na – keiner! Vorerst zumindest mal nicht, aber 4 Wochen vor Beginn der Sommersaison bleiben nicht viele Alternativen, als halt alles selbst und auf eigene Rechnung zu machen. Denn ohne eine halbwegs intakte Infrastruktur bleiben früher oder später auch die Touristen aus – und das wäre für viele Dörfer dann die „richtige“ Katastrophe.
Wobei es sich bereits abzeichnet, dass es einige prominente Ausflugsziele gibt, die wohl zumindest in dieser Sommersaison nicht oder nur auf sehr beschwerlichem Weg frequentiert werden können. Eines davon ist eines DER Ausflugsziele hier im Westen der Insel: der Samaria Nationalpark. Die dortige Situation ist nach wie vor unbekannt, da derzeit eine Begehung nicht möglich ist – es besteht allerdings die Befürchtung, dass der Nationalpark erheblichen Schaden erlitten hat. Derzeit wird nach alternativen Wegen gesucht, um zur Schlucht zu gelangen und sich ein Bild der Schäden machen zu können. Wir haben heute mittag aus immer gut informierter Quelle erfahren, dass das Wasser in der Samaria-Schlucht bis zu 26 Metern hoch stehen soll. Kleiner Vergleichswert: in „normalen“ Wintern steigt der Pegel auf ca. 3 Meter…
Ob und wann der Nationalpark dieses Jahr geöffnet werden kann, steht jedenfalls noch in den Sternen.
Klar ist jedenfalls, dass das Tief „Okeanis“, das die Insel in den letzten Tagen heimgesucht hat, nachhaltige und bleibende Auswirkungen haben wird. Wie der Vize-Chef der Präfektur Chania, Apostolos Voulgarakis, konstatierte, hat sich die geophysische Karte der Präfektur dadurch bereits unwiederbringlich verändert.
Wie es in den vielen anderen Schluchten aussieht, kann noch nicht gesagt werden. Die müssen erstmal alle begangen und beurteilt werden.
Da heißt es Ärmel hochkrempeln und ran an die Arbeit – wenn alle im Rahmen ihrer Möglichkeiten pragmatisch mit anpacken, geht es auch leichter und schneller.
Eine der größten Schluchten Europas: Die Samaria-Schlucht.
Und hier noch aktuelle Bilder und Videos vom letzten Unwetter auf Kreta.
Update 08.03.2019
Die Schlucht ist durchwandert worden. Es wurden keine größeren Schäden festgestellt. Die Eröffnung findet wahrscheinlich Anfang April statt. Für andere Schluchten steht eine Beurteilung noch aus.
No major storm damage found during Samaria Gorge checks
http://www.ekathimerini.com/238330/article/ekathimerini/news/no-major-storm-damage-found-during-samaria-gorge-checks
vg, kv
Kalispera, mit grosser Betroffenheit habe ich das Wettergeschehen auf unserer Lieblingsinsel verfolgt. Ich wünsche allen Betroffenen viel Kraft und alles Gute. Wir sehen uns im Juni.
LG aus Berlin