Es ist Winter auf Kreta. Naja, eigentlich überall in Griechenland. Gewitter, Niederschläge in Form von Regen, Hagel und sogar jede Menge Schnee – grusel-kuschelig, wenn man denn etwas zum Heizen hat. Sonst nur gruselig.
Und auch deswegen trifft man(n) sich morgens im Kafenion. Da is es wenigstens warm, der heiße Kaffee oder Tee wärmt auch noch von Innen und die jeweiligen Gespräche und daraus entstehenden Diskussionen heizen die Atmosphäre noch zusätzlich auf. Dann wird´s zwar laut, aber doch irgendwie wieder kuschelig…
Woher ich als – im Kafenio normaler- und traditionellerweise eher als „persona non grata“ erachtete – Frau das weiß? Nun – daher, dass ich auch als Frau kein Hasenfuß bin und mich trotzdem in die Höhle der Löwen (die Brüllen nur und beissen nur selten!) traue, um Scheff morgens abzuholen – aber jetzt erst mal der Reihe nach.
Esel im Kafenio
Seit September 2016 habe ich ja die „early-bird-shift“ bei der P.A.W.S.-Hundeversorgung (Füttern, frisches Wasser geben, Trockenfutter für den Tag bereit stellen, falls Babies anwesend sind auch Immun-Ampullen verabreichen und alle mal gediegen knuddeln) übernommen.
Da der Radio-Kreta-Scheffredakteur ja sowieso jeden morgen gegen halb acht (im Winter – im Sommer gerne auch mal früher!) zum Palaver in´s Kafenion fährt, bot sich das an. Da fährt Scheffredakteuse einfach mit, wird am Hundeshelter am Hafen abgesetzt, verrichtet allfällige Fütter- und Knuddelaufgaben und macht dann ihren Spaziergang in´s Dorf, in eben jenes Kafenion, in dem der GöGa (Göttergatte) grade sitzt (wurde zuvor telefonisch mitgeteilt, damit die Holde nicht allzulange suchen muss).
Und was soll ich sagen: Da ist was los!
Neulich habe ich mich allerdings kaum rein getraut, denn der Geräuschpegel, der von drinnen nach draußen drang, ließ viele Optionen offen: Ausbruch des 3. Weltkrieges? Neuer Bürgerkrieg? Anstehende Revolution oder Bruderkrieg? Oder vielleicht doch nur kollektive Empörung über ein und das selbe Thema – also alle sind sich einig und müssen das nur lautstark bekunden?
Nun, wir sind auf Kreta und somit gilt das Motto: Alles ist möglich! Als die Diskussion dann allerdings auch noch in lautstarkem Gelächter endete, war mir klar, dass relativ gefahrloser Eintritt in besagtes Etablissement auch für mich möglich war.
Also trat ich ein, grüßte in alle Richtungen und wurde freundlich begrüßt (incl. eines Freudentänzchens unseres Mitso´s, der mir seinen bisher okkupierten Stuhl freigab) und bekam dann langsam auch mit, was es mit diesem kollektiven Heiterkeitsausbruche auf sich hatte:
Giorgos (auch Lollo genannt), der mit Abstand größte Bauunternehmer hier, war schon sehr früh auf den Beinen, hatte sich im Kafenion am Busbahnhof platziert, um dort seine Arbeiter für den Tag einzusammeln. Doch keiner kam zur verabredeten Zeit (zwischen 6:30 und 7:00). Woraufhin Giorgos nun wutentbrannt seine Leute anrief, die dann auch ziemlich verpennt und schlaftrunken antworteten, dass sie doch Sonntags frei hätten.
Giorgos brüllte einen nach dem anderen an, dass doch schließlich Samstag sei (es WAR Sonntag!) und was sie sich überhaupt erlaubten und dass sie ihn noch in der nächsten Stunde im „Masasoura“ (Anm. d. Red.: ein Kafenion in der Ortsmitte) antreffen würden, wohin er seinen Kaffeetrinkplatz nun verlagern würde! Basta und aus!
In besagtem „Masasoura“ kam er dann an, setzte sich, bestellte seinen Kaffee und fragte in die Runde, was denn wohl für ein Tag sei. Einhellige Antwort: der Fünfzehnte. Das stimmte zwar, war aber nicht die Antwort auf seine Frage. Also konkret: welcher Wochentag? Wiederum einhellige Antwort: SONNTAG!
Giorgos´ doch sehr bedröppeltes Gesicht ob dieser Antwort sprach Bände und provozierte natürlich auch Fragen – woraufhin er besagte Geschichte bereitwillig erzählte… Naja, irren ist menschlich – auch und gerade hier auf Kreta, wo man normalerweise sowieso 7 Tage die Woche arbeitet!
Ansonsten drehen sich die diskutierten Themen natürlich vor allem um´s Wetter, (Grundstücks-)Preise, Banken, Steuern und die Politik. Da wird´s dann auch meistens laut – endet allerdings selten in Gelächter.
Radio Kreta – immer mit mindestens einem Ohr am Volk!
Und wer wohl meinen Malotira-Tee bezahlt hat, könnt Ihr hier ausknobeln.