Da hat man nun jahrelang in irgendwelchen europäischen Metropolen gelebt, hat einige andere – durchaus auch außereuropäische – ebensolche intensiv bereist und erkundet und ist dann nun vor gut 7 Jahren hier auf Kreta gelandet.
Metropolen? Fehlanzeige!
Macht aber nix – genau deswegen ist man (unter anderem) ja auch hier!
Und auch wenn die Verfasserin dieses Artikels nicht wirklich ein dominantes „Shopping“-Gen aufweist, mag sie gerne einkaufen gehen. Allerdings eher Dinge des täglichen Bedarfs, soll heißen, gute Lebensmittel und das Haushalts-„Drumherum“. Klamotten & Co. stehen da eher hinten auf der Liste – man zieht ja doch eh immer die Lieblingsklamotten an! Alles andere ist Schnickschnack und kann gerne auch mal auf dem 2-3 Mal im Jahr stattfindenden PAWS-Flohmarkt oder beim Chinesen für kleines Geld erstanden werden.
Nun wohnen wir seit gut einem Jahr in Gialos bei Koundouras, also ca. 5 km westlich von Paleochora, wo wir normalerweise unsere Einkäufe tätigen (Bäcker, der ein oder andere Schlachter, Petrakis oder SYNKA-Supermarkt etc.). Gerne kaufen wir auch mal beim Kaufmann vor Ort in Koundouras ein, da bleibt das Geld doch in der Gegend. Nach Chania fährt man bestenfalls dann, wenn man „muss“: DEI, OTE, Finanzamt und OAED lassen grüßen… – ist aber wetterbedingt momentan eh nicht möglich, von daher auch egal.
Und nun kam es, wie es wohl kommen sollte: in der Vor- und Nachweihnachts- und Jahreswechselzeit werden hier auf Kreta die Feste ja nun mal gefeiert, wie sie fallen. Da vereinen sich Feiertage mit Namenstagen, zwischendurch hat bestimmt noch jemand Geburtstag oder lädt zur Hochzeit und/oder Taufe – man kommt aus der allgegenwärtigen „parea“ kaum noch raus. Und wird während der einen „Parea“ gleich zur nächsten eingeladen…
So geschah es auch dieses Jahr wieder – Manolis der Fliesenleger lud uns in „sein“ Dorf ein: Sarakina. Dort hatten wir gemeinsam schon den Heiligen Abend 2015 verbracht – immer wieder gerne. Und letzten Sonntag war es dann soweit. Man traf sich erst mal im Kafenion, um dann Manolis zu seinem Haus zu folgen.
Im Kafenion angekommen (wir waren die ersten), bestellten wir erst einmal ein Bier. Direkt bei der Bestellung wurde uns eine ganze Litanei an Vorspeisen (Mezé) heruntergeleiert. Wir nickten zustimmend bei „Paximadi, Elies, Anthotiro kai Tomatoula me ligo ladi kai rigani“ (kretischer Zwieback, Oliven, Anthotiro-Käse und Tomate mit etwas Öl und Oregano). Kaum genickt wurde auch schon serviert. Und wa soll ich sagen: diese Oliven und dieser Anthotiro-Käse mit „Tomatoula“ plus Paximadi waren das Beste, was wir je gegessen hatten – ein Traum! Einfach, lecker, original!
Dann mussten wir allerdings los, da Manolis uns abholte und das Essen schon im Ofen hatte – es war noch ein wunderschöner, sehr leckerer und reichhaltiger, lustiger und toller Nachmittag in den Bergen Südwestkretas.
Kochstudioredakteuse wäre aber ja nicht Kochstudioredakteuse, wenn dieses kulinarische Vorspeisen-Erlebnis nicht Spuren hinterlassen hätte. Schnell war klar: da müssen wir nochmal hin. Anthotiro, Oliven und Paximadi kaufen!
Winter in Sarakina
Da wir uns eh vorgenommen hatten, nicht mehr 7 Tage die Woche durchzuarbeiten, sondern uns auch mal den einen oder anderen Wochenendausflug zu gönnen, war es gestern so weit: auf nach Sarakina – und wenn es nur wegen des Schnees da oben wäre!
Strahlendes Winterwetter lud nun sowieso zu einem sonntäglichen Winterausflug ein, also nix wie los! Nach einer halben Stunde Fahrt, die man hier für 16km Entfernung gerne mal braucht, trafen wir in Sarakina ein. Mitso hatte erst mal wieder Spaß im Schnee, den er von früheren winterlichen Deutschlandbesuchen und vom Gruselwinter 2014 in Kakodiki her kannte, dann ging es weiter in´s Kafenion des Dorfes.
Dort wurden wir auf´s Herzlichste empfangen, trafen alte, neue Bekannte und bekamen ausser der bestellten Kaltgetränke auch noch wunderbare Mezedes kredenzt. Andere als neulich, aber auch sehr lecker. Auf meine Frage hin, woher der Wirt Eftychis denn den wundervollen Anthotiro vom letzten Mal normalerweise bezieht, gab er mir wortreich Auskunft.
Er bezieht ihn, wie so vieles in seinem Kafenion, aus Chania. Die leckeren Paximadia allerdings aus Sfakia. Und auf die Frage hin, ob er denn nicht ab und an mal in Paleochora einkauft kam ein kurzes Zungenschnalzen in Verbindung mit einem in den Nacken geworfenen Kopf (was so viel heißt wie „Nein“ bzw. „um Himmels Willen, im Leben nie nicht!“). „In Paleochora kaufe ich bestenfalls mein Brot – sonst nix!“
Leider hatter er keinen Anthotiro mehr vorrätig, denn die Straßen von Chania in den Süden sind leider wetter- und schneebedingt gesperrt. Aber dafür hatte er Graviera! Graviera Kritis!
Und er war gerne bereit, uns davon einen Teil zu verkaufen. Ein Kilo? Locker! Macht 12 Euro. Deal? Deal! Nun ja, es wurde dann etwas mehr als ein Kilo, dazu kam noch das geniale sfakiotische Paximadi und ich konnte mich nur mit Händen und Füßen des angebotenen Weines, Olivenöls und Rakis erwehren.
Während Eftychis den Käse nun zurechtschnibbelte, auswog und verpackte, klagte er mir auch noch sein ganzes Leid. Wie schwer das alles in den letzten Jahren geworden sei. Zum Beispiel beim Raki merke man das ganz besonders. Der sei ja so teuer geworden, nur wegen all der Steuern! Verkaufte Eftychis vor Jahren seinen Raki noch für 2 Euro das Kilo, muss er heute 4 Euro dafür nehmen – nur wegen der Steuern und der Polizei, die immer mal wieder zur Kontrolle vorbei schaut!
Trotzdem gibt es in Eftychis´ Kafenion so ziemlich alles, was man für den täglichen Bedarf so braucht. Und das alles zu absolut moderaten Preisen!
Er hat mir versprochen, dass er mir ein Schippchen Anthotiro zurücklegt – auf dass wir bald mal wieder kommen. Und das werden wir. Wir gehen nämlich jetzt auch verstärkt zum Shoppen in die Berge und werden vielleicht bald auch nur noch unser Brot aus Paleochora beziehen – oder selbst backen.
Radio Kreta – Einfach Leben!
Das Rezept für lecker selbstgebackene Ciabatta gibt es hier.
*Pantapoleion: „Da, wo ich immer alles kaufen kann“.
Der aufmerksame Leser hat sicher mitbekommen, dass durchaus „in Paleochora eingekauft“ wird – aber wenn wir im Bergdorf entweder Produkte finden, die es so oder ähnlich im Dorf nicht gibt, bzw. „dort oben“ von besserer Qualität sind, kaufen wir halt im Bergdorf. Die Leute dort oben haben etwas Umsatz auch nötiger, als die Supermärkte in Paleochora…. Entbehrt sicher nicht einer gewissen Logik, oder?
und warum wird nicht in Paleochora eingekauft? ????