Griechenland – Heiligenhafener Hilfe kommt an

HEILIGENHAFEN · Vor gerade einmal fünf Wochen riefen Paul-Michael Heit, Niko Chatzipanagiotidis und Heiner Wilcken die Aktion „Norddeutschland hilft Griechenland“ ins Leben und können schon jetzt eine beachtliche Zwischenbilanz vorweisen: Die erste Lieferung mit Hilfsgütern aus der Warderstadt ist wohlbehalten an ihrem Bestimmungsort angekommen. Auf ihrem Erfolg ausruhen wollen sich die drei engagierten Heiligenhafener allerdings nicht – denn es gibt noch viel zu tun im Einsatz für die durch die Finanzkrise in Not geratenen Menschen.

Überwältigt waren die hilfsbereiten Warderstädter vor allem von der Eigendynamik, die ihre Spendenaktion entwickelte: „Wir hatten das im Grunde nicht großartig geplant,“ entsinnt sich Paul-Michael Heit; „wir wussten, dass wir helfen mussten und haben das einfach gemacht.“ Als die Aktion dann erst „ins Rollen gekommen“ war, sei die Unterstützung plötzlich aus allen Richtungen gekommen, ergänzt Heiner Wilcken.

Niko Chatzipanagiotidis und Heiner Wilcken (2.,3.v.l.) bei der Übergabe von Hilfsgütern in Thessaloniki. Mit ihrer unkomplizierten Unterstützung konnten die Heiligenhafener einen Grundstein legen für weitere Aktionen – und zeigen, dass auch mit geringen Mitteln etwas erreicht werden kann.
Niko Chatzipanagiotidis und Heiner Wilcken (2.,3.v.l.) bei der Übergabe von Hilfsgütern in Thessaloniki. Mit ihrer unkomplizierten Unterstützung konnten die Heiligenhafener einen Grundstein legen für weitere Aktionen – und zeigen, dass auch mit geringen Mitteln etwas erreicht werden kann.

Der Kontakt zu ähnlichen Hilfsbewegungen war schnell hergestellt und so konnten Anfang März zwei volle Lkw mit Nahrungsmitteln, Medikamenten, Kleidung und anderen Hilfsgütern ihre über 2 000 Kilometer lange Fahrt nach Thessaloniki und Kassandra antreten (HP vom 5. März). Unerwartete Unterstützung erfuhren die Helfer dabei etwa durch ein Fährunternehmen, dass sich kurzerhand bereit erklärte, die ansonsten mehrere tausend Euro teure Überfahrt von Italien nach Griechenland kostenlos zu übernehmen.

Gesicht des Landes durch die Krise stark verändert

Auch Niko Chatzipanagiotidis und Heiner Wilcken machten sich auf den Weg nach Griechenland, um zu helfen und sich selbst ein Bild von der Situation der Menschen zu machen, für die sie die Hilfsaktion organisiert hatten. Schnell merkten die Heiligenhafener, wie sehr ihre Unterstützung gebraucht wird: „Die Not dort ist so groß, das können wir uns gar nicht vorstellen“, berichtet Heiner Wilcken; viele Griechen seien hochverschuldet, hätten Existenzängste, wüssten überhaupt nicht, wie sie sich und ihre Familien über Wasser halten sollen. Auch Niko Chatzipanagiotidis, der in der Vergangenheit schon oft nach Griechenland gereist war, erkannte die Menschen und das Land fast nicht wieder: „Was wir dort in den letzten sieben Tagen gesehen haben, war unglaublich“, resümierte er, wieder in Heiligenhafen angekommen. Im Angesicht der Finanzkrise habe Griechenland ein völlig anderes Gesicht bekommen, bedauert Chatzipanagiotidis. Besonders bewegt habe sie dabei der persönliche Kontakt zu den Betroffenen, der aus den anonymen Opfern in Medienberichten konkrete menschliche Schicksale werden ließ; „Jeder Grieche, den wir kennengelernt haben, hatte eine Geschichte der Not aus der eigenen Familie zu erzählen“, erinnert sich Heiner Wilcken.

Unterstützung strikt von der Politik getrennt

In Thessaloniki packten die Heiligenhafener dann kräftig mit an, um einen Teil der Hilfsgüter an die Organisation „Ärzte der Welt“ Thessaloniki zu übergeben. Auch auf der nächsten Station ihrer Reise, der Halbinsel Chalkidiki, wurden arme Familien mit den Spenden versorgt. Anfangs wurden die Helfer dabei mit einiger Skepsis beäugt – wohl aufgrund der unerwarteten Richtung, aus der die Unterstützung kam. Als klar wurde, dass hier lediglich unkompliziert und praktisch geholfen werden sollte, sei das sprichwörtliche Eis gebrochen und die berühmte griechische Herzlichkeit zum Vorschein gekommen, freut sich Heiner Wilcken. Besonderen Wert legen die Helfer jedoch darauf, ihre Aktion von jeglichem politischen Hintergrund fernzuhalten: „Es geht um die Menschlichkeit“, betont Niko Chatzipanagiotidis. Deswegen wollte man auch um jeden Preis das Auftreten als „große deutsche Gönner“ vermeiden, denn das habe dieses stolze Volk nicht verdient.

Die Lieferung und Verteilung der Spenden markiert einen ersten Schritt auf dem Weg, den Griechen in ihrer Not zu helfen. Durch den schnellen Erfolg ermutigt, zeigt sich Niko Chatzipanagiotidis enthusiastisch; „Jetzt geht‘s erst los“, so der Heiligenhafener Gastronom. Die Hilfsaktion habe mittlerweile große mediale Aufmerksamkeit erregt und so konnten schon viele Verbindungen zu weiteren Helfern geknüpft werden; derzeit kämen Anfragen aus ganz Deutschland und auch aus Nachbarländern, die sich ebenfalls an der Griechenlandhilfe beteiligen wollen, so Chatzipanagiotidis. Im Internet hält er unter http://www.norddeutschland-hilft-griechenland.de über den aktuellen Fortschritt der Aktion auf dem Laufenden. Auch in Heiligenhafen nimmt die Aktion weiter Fahrt auf: Aktuell seien bereits über 2 000 Euro auf dem Spendenkonto von „Norddeutschland hilft Griechenland“ zusammengekommen, so Heiner Wilcken. Das Geld ist ausschließlich für „Ärzte der Welt“ Thessaloniki bestimmt, die mit der Summe dringend benötigte Medikamente besorgt. Auch zahlreiche weitere Güter seien mittlerweile eingetroffen, die auf der nächsten Fahrt nach Griechenland mitgenommen werden.

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Mit vereinten Kräften den Weg weitergehen

Diese soll voraussichtlich schon Ende März oder Anfang April erfolgen, doch überstürzen wollen die Helfer nichts: Zunächst sollen die weiteren Schritte geplant werden, die bereits bestehende Vernetzung mit anderen Organisationen ausgebaut werden, um künftig noch effektiver zusammenarbeiten zu können, so Chatzipanagiotidis. So bemühen sich die Helfer derzeit, neue Mitstreiter zu gewinnen; beispielsweise suchen die Heiligenhafener den Kontakt zu den hiesigen Ärzten und Apothekern, denn der Bedarf an Medikamenten ist in Griechenland bei weitem am größten. Doch schon jetzt habe man einiges bewegt, freut sich Paul-Michael Heit; durch die helfenden Impulse von außen hätten viele Griechen, die zuvor keinen Ausweg mehr sahen, wieder neuen Mut gefasst – sie sehen, dass sie nicht auf sich allein gestellt sind.

„Wir wollten zeigen, dass Hilfe unkompliziert und direkt erfolgen kann“, beschreibt Heiner Wilcken den Ansatz von „Norddeutschland hilft Griechenland“; der Erfolg dieser ersten Spendenlieferung habe eindrucksvoll bewiesen, dass auch mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln etwas bewegt werden kann, sieht sich auch Paul-Michael Heit in seinem Engagement für das Hilfsprojekt bestätigt. Die Heiligenhafener sind glücklich und natürlich auch ein wenig stolz, dass die erste Fahrt so gut geklappt hat – und wollen auch mit weiteren Lieferungen ihrem Motto der direkten Hilfe treu bleiben.

Quelle: Fehrmarn24.de

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