Invest in Greece – „Wir brauchen mehr Golfplätze?“

Was kann den Griechen aus Schuldenkrise und wirtschaftlicher Not helfen? Der ehemalige Siemens-Manager Aris Syngros gibt im Gespräch mit dem Tagesspiegel überraschende Antworten.

Herr Syngros, wer sollte in einem Land investieren, dessen Wirtschaft 2012 im fünften Jahr in Folge schrumpfen wird?

Investoren stecken ihr Geld in Möglichkeiten, also in die Zukunft. Die Arbeitskosten für Hochqualifizierte sind in Griechenland stark gesunken. Außerdem sind große Infrastrukturprojekte geplant, es geht vorwiegend um erneuerbare Energien und Ferienwohnanlagen.

Diese kurzfristigen Maßnahmen bringen zwar Kapital, aber kaum Jobs.

Zunächst geht es um eine Stabilisierung. Natürlich sind das kurzfristige Prioritäten. Aber wenn wir heute nicht überleben, müssen wir uns keine Gedanken über ein angenehmeres Morgen machen.

Welches sind die Sektoren für eine bessere hellenische Zukunft?

Die Hochqualifizierten, die ich vorhin angesprochen habe, finden sie beispielsweise im IT-Sektor. Dieser Branche geht es trotz der Krise gut. Der Tourismusbereich ist unterentwickelt. Touristen geben in Griechenland im Schnitt pro Tag weniger aus als anderswo, und es gibt ungenutzte Potenziale. Beispielsweise kann man hier zwar fast ganzjährig Golf spielen, es gibt aber nur sieben Golfplätze – Spanien hat mehr als dreihundert. Außerdem hat der griechische Lebensmittelsektor eine Zukunft, wenn er produktiver wird.

Investoren klagen, dass sie teils Monate auf Umweltlizenzen warten, weil es der Verwaltung angeblich an Personal mangelt. Wie soll da jemals Geld ins Land fließen?

Das Problem, das Sie ansprechen, ist einer der Gründe, weshalb unsere Agentur geschaffen wurde. Wenn Investoren zu uns kommen, vermeiden sie dank uns jeglichen Kontakt mit der Verwaltung. Das mit dem Personalmangel ist in den allermeisten Fällen nur eine Ausrede. Es fehlt in der Verwaltung am Willen. Wir besorgen derzeit jede Lizenz binnen zwei Monaten, wollen aber schneller werden. Dafür wurde eigens ein Gesetz geschaffen.

Genehmigungen im Schnellverfahren, an der Verwaltung vorbei – sollte Griechenland nicht lieber die Ursache des Problems angehen statt der Symptome?

Wir haben jahrzehntelang Fehler gemacht. Sie können das nicht binnen ein oder zwei Jahren ändern. Solche Veränderungen brauchen Zeit. Doch die haben wir nicht.

Die Fragen stellte Jan Georg Plavec

Aris M. Syngros ist der Chef der Agentur „Invest in Greece“, die neue Investoren nach Griechenland locken soll. Syngros war Manager bei Siemens und leitet die Agentur seit 2011.

Quelle: Tagesspiegel.de

Website: Invest in Greece

Ein Kommentar

  1. Es tritt genau das ein, was wir am Beginn der Krise gedacht haben. Griechenland wird von den Banken ruiniert, die Löhne werden zu Hungerlöhnen und nun kommen die Konzerne aus Deutschland und Frankreich und beuten die Menschen und die Natur in Griechenland aus. Wenn diese Konzerne Genehmigungen bekommen, dann bin ich nur dafür, dass sie die selben Umweltauflagen bekommen wie in Österreich oder Deutschland und dass sie für diesselbe Arbeit auch diesselben Löhne zahlen. Schlaue Manager gründen sofort eine Agentur, die anscheinend an der griechischen Verwaltung vorbei ganz schnell Lizenzen „beschafft“. An Stelle von korrupten Griechen holen sich Deutsche ein Stück vom Kuchen. Wer hat das Gesetz beschlossen, das eine schnelle Lizenzvergabe ermöglicht? Hier wird in Wirklichkeit Griechenland nicht geholfen, sondern es wird bedingt durch eine Notsituation ausgebeutet. Sind die Griechen schon total entmündigt?
    Liebe Grüße Maria und Gottfried

Kommentare sind geschlossen.