Kreta: Ausverkauf an Touristen?

Jeder Besucher der Nordküste zwischen Heraklion und Maliá wird die Veränderungen bemerken, die der Massentourismus Kreta beschert hat. Aber die Insel versucht, mit ehrgeizigen Plänen für sanften Tourismus den notwendigen Ausgleich zwischen dem Bedarf an Einkommen und Devisen und den Verwüstungen herzustellen, die der Tourismus an der Ökologie und dem sozialen Leben bisher schon angerichtet hat – und weiterhin anrichtet….

Fehler und Abhilfe

Pauschalreisen nach Kreta gibt es erst seit den 1970-er Jahren. Anfangs wurden viele Fehler gemacht. Spekulanten kauften große Landparzellen direkt am Wasser auf, Bettensilos wurden hochgezogen, Planungsvorschriften fehlten oder wurden nicht eingehalten, Kinderarbeit wurde nicht kontrolliert. Zahllose Bars und Diskotheken schossen an der Nordküste aus dem Boden.

Die Beweise schlechter Planung und Bauaufsicht sind heute noch zu sehen, aber die Behörden sind unter der Anleitung Athens wachsamer geworden – zumindest verglichen mit der schleichenden Katastrophe, die sie der Insel vorher schon beschert haben. Vorschriften bzg. Gestaltung, Abstand und Verkehrsanbindung der Gebäude, Planung und Anlage von Tourismus-Zentren, Sanitäranlagen und Einstellung saisonaler Arbeitskräfte sind verschärft worden. Das Straßensystem wurde verbessert, besonders durch den Bau der Schnellstraße zwischen Agios Nikólaos und Chaniá.

Die Entwicklung der Fischerdörfer an der Südküste ist erstmals unter die Lupe genommen worden und eine Bauerlaubnis in Schutzzonen oder Gebieten großer landschaftlicher Schönheit wird nur noch selten gegeben (Anm.d.Red.: Dann müsste das Bauen auf Kreta ja eigentlich komplett verboten sein!!!). 

Grüner oder sanfter Tourismus

Viele Urlauber erforschen heutzutage die Insel, statt nur in der Sonne zu braten.  Unglücklicherweise heißt das meist, in einem offenen Jeep durch die Landschaft und über Stock und Stein zu donnern.  Aber das Aufkommen des „sanften Tourismus“ wird vielleicht mehr Besucher dazu bewegen, das Hinterland zu Fuß zu durchwandern. Die alten Viehwege sind markiert worden, bessere Karten entworfen und mehr Informationen werden bereit gehalten. Ein 250 km langer Wanderweg von einem Ende der Insel zum anderen ist fertiggestellt und wurde auch z.B. von unserem Freund Luca Giannotti absolviert

Die Erhaltung Kreta´s Fauna wird allmählich Priorität, und Dorfbewohner werden ermuntert, Besucherzimmer für Familien einzurichten, die gerne das dörfliche Leben kennenlernen wollen. Wie wir mittlerweile wissen mit teilweise desaströsem Erfolg (Airbnb lässt grüßen…).

Die Veränderungen überleben

Das Leben der Inselbewohner hat sich zwangsläufig in den letzten 40 Jahren verändert. Mit der Verbesserung der Infrastruktur sind Touristen mit ihren Mietwagen in die Berge gekommen und haben Frieden und Einsamkeit der Dörfer zerstört. Junge Leute haben die abgelegenen Dörfer verlassen, um in der Stadt, in Touristenzentren oder im Ausland zu arbeiten.

Die meisten Dörfer haben jetzt Strom, fließendes Wasser, Fernseher, Telefon, Glasfaser-Internet und natürlich Autos. Und die Bewohner haben immer noch viele Wünsche….

Die Nachfrage nach Konsumgütern wächst, die soziale Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen Kopf- und Handarbeit hat sich vertieft. Vorstellungen von Wohlstand kamen mit den Touristen, dem Fernsehen und Internet, wodurch die stille Hinnahme des Schicksals für immer verschwunden ist.

Dennoch hat die kretische Tugend der Gastfreundschaft den Einbruch des Tourismus´ überlebt – diese jüngste und vielleicht heimtückischste aller Invasionen.

7 Kommentare

  1. jassas, zwei Artikel (auf griechisch) aus Chania, die sich kritisch mit dem zunehmenden Tourismus in Chania auseinandersetzen.

    ΕΝΑΝΤΙΑ ΣΤΗ ΒΙΟΜΗΧΑΝΙΑ ΤΟΥ ΤΟΥΡΙΣΜΟΥ
    Αφίσα ενάντια στην τουριστική βιομηχανία που κολλήθηκε στους δρόμους των Χανίων
    https://alogomyges.espivblogs.net/2017/06/11/tourismos/

    Ο ΤΟΥΡΙΣΜΟΣ ΕΝΑΝΤΙΑ ΣΤΗΝ ΚΟΙΝΩΝΙΑ
    Ζώντας σε μια πόλη που υποφέρει από την επέκταση της τουριστικής βιομηχανίας, δε μπορούμε να παραβλέπουμε τις οικονομικο-κοινωνικές επιπτώσεις στην ποιότητα της ζωής μας αλλά και στη ζωή των μελλοντικών γενεών.
    http://rosanera.squat.gr/2018/11/08/%ce%bf-%cf%84%ce%bf%cf%85%cf%81%ce%b9%cf%83%ce%bc%ce%bf%cf%83-%ce%b5%ce%bd%ce%b1%ce%bd%cf%84%ce%b9%ce%b1-%cf%83%cf%84%ce%b7%ce%bd-%ce%ba%ce%bf%ce%b9%ce%bd%cf%89%ce%bd%ce%b9%ce%b1/

    vg, kv

  2. https://www.hxonews.gr/details.php?id=39624 Für diesen Müll sind nicht die Touristen verantwortlich. Das sind die Einheimischen.Umweltbewusst sein? Vor einer Woche haben sie in ierapetra gegen Windgeneratoren protestiert.https://www.hxonews.gr/details.php?id=39790,Als Belohnung dass er im Kickboxen Platz 3 bekommen hat,darf er ohne Aufnahmeprüfung studieren. Natürlich kriegt auch vom Staat eine sehr gute Stelle wie die üblichen Athleten auch, in andere Länder unvorstellbar. Eine Militärhunda ist die einzige Lösung

  3. Um was geht’s eigentlich?
    Darum ob den Touristen und Reichen die ihre Villen hier bauen alles noch so gefällt?
    Oder geht es um Kreta und seine Menschen?

  4. Seit Jahrzehnten wurde die Nordküste an den Tourismus verkauft.
    Wir fahren nur noch in den Süden der Insel, noch einigermassen ursprünglich.

  5. Über die kretische Gastfreundschaft lohnte es sich ein Buch zu verfassen!
    Ebenso wie sie von einigen Menschen aufs übelste ausgenutzt wurde und immer noch wird
    Ist es so verwunderlich wenn manche jungen Kreter die von kleinauf mit dem Tourismus zu tun hatten
    Deren Erbe durch die Krise teilweise verschleudert wurde
    Die durch ihre Sprachkenntnisse so manches Spiel durchschaut haben
    Etwas an Gastfreundschaft verloren haben?

  6. ….sorry, aber es hat sich NICHTS geändert! Allenfalls hat die Finanzkrise die negativen Entwicklungen etwas gebremst, aber es geht munter weiter. Korrupte Politiker bis hin zu den „kleinen“ Bürgermeistern, Vorteilsnahme, Rücksichtslosigkeit, fehlendes Umweltbewußtsein und ausländische Investoren höhlen Kreta (und GR) kontinuierlich aus. Und die vielgerühmte „philoxenia“ muss man gerade bei den Jüngeren heute tatsächlich suchen …

  7. Moin und Kalimera Susanne, ich beobachte leider in den letzten Jahren auch eine negative Tourismus-Entwicklung auf Kreta.

    Besonders durch die vielen neuen 5 Sterne Hotels und Luxus-Resorts die gebaut wurden (einige sind noch in Planung).

    Dazu noch weitere Naturzerstörungen durch fragwürdige neue Groß-Projekte, ein neuer Flughafen ist in Planung, eine neue Autobahn, Brücken und Tunnel, Windparks, usw….

    2017 haben über 4 Millionen Touristen die Insel Kreta besucht. Chania, Rethymon und Heraklion werden von Touristen überschwemmt. Es werden immer mehr Unterkünfte für Touristen angeboten, hinzu kommt die Verschärfung durch Airbnb. Einheimische finden kaum noch Wohnungen in den Städten oder können sich die Wohnungen nicht mehr leisten.

    Eine weitere negative Tourismus-Entwicklung ist der zunehmende Kreuzfahrttourismus. Mit allen seinen negativen Auswirkungen. 2018 allein in Chania 74 Kreuzfahrtschiffe und 150.000 Kreuzfahrt-Touristen.

    Die Zerstörung der Natur und der Ausverkauf der Insel gehen ununterbrochen weiter, für den schnellen Profit einiger wenigen. Auf der Strecke bleiben Mensch und die Natur. Die Regionalregierung von Kreta trägt hier die Verantwortung.

    schönen Sonntag noch, kv

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