Kretas endemische Pflanzen und Tiere.

Wie gesagt: Da lebt man auf Kreta, erfreut sich jeden Tag an der überwältigenden Natur und Landschaft, am Meer, den Bergen, den Pflanzen und Tieren, berichtet in unserem Falle sogar auch noch ausführlich darüber und merkt irgendwann, dass man eigentlich gar nicht so recht weiss, woher das alles kommt und warum alles so ist, wie es ist.

Grund genug, sich mit der Entstehung der Insel und ihrem Einfluss auf die – oft genug endemische – Flora und Fauna zu beschäftigen. Wie kam es dazu, wann und warum? Nun, diesen Fragen sind wir auf den Grund gegangen – in diesem Falle mit wunderbarer Unterstützung von George Sfikas´ großartigem Buch „Die wilden Blumen Kretas“.

Endemische Pflanzen und Tiere

Unter den Tieren und Pflanzen Kretas gibt es eine ganze Reihe von endemischen Gattungen oder Untergattungen, die nirgendwo sonst auf der Welt gefunden werden. Man nimmt an, dass es 210 solcher Pflanzenarten gibt.

Das bedeutet, dass 44% aller endemischen Pflanzen der Ägäis auf Kreta zu Hause sind. Bei den Schnecken beträgt der Prozentsatz 60%, im Falle der Coleoptera (das sind ganz einfach Käfer!) sind es 42% und von den Schmetterlingen schließlich sind ca. 10% endemisch.

Was die Säugetiere betrifft, geht die Entwicklung natürlich nur allmählich voran; das bedeutet, dass der Unterschied häufig nur ein einer Subspezies besteht, nicht aber in einer völlig anderen Spezies. So ist z.B. die Wildziege Capra aegagrus-cretica nur eine Subspezies der asiatischen Capra aegagrus, die Wildkatze Felis silvestris agrius eine Subspezies der eurasischen Felis silvestris u.s.w. Selten sind natürlich endemische Vögel; hier kommen ja nur die ständig auf der Insel lebenden Arten in Frage, wie z.B. der goldene Adler (Aquila chrysaetus hoemeyeri).

Die große Zahle der endemischen Pflanzen und Tiere geht auf die Tatsache zurück, dass Kreta zwar wiederholt mit den angrenzenden Kontinenten verbunden war, dass die Insel andererseits aber auch für lange Zeitspannen vollkommen isoliert war. Durch diese abgeschiedene geographische Situation bedingt bildeten sich in dem abgelegenen Gebiet neue Arten oder wenigstens Unterarten.

Flora Karte1

Eine besondere Eigenheit auf Kreta ist, dass die endemischen Pflanzen zum Großteil auf bestimmte Gebiete beschränkt zu finden sind, so z.B. auf Westkreta mit seinen weißen Bergen, auf die letzten Ausläufer von Ostkreta, auf die Berge von Sitia und auf die Berge westlich der Messará-Ebene.

Einige endemische Pflanzen sind auf der ganzen Insel zu Hause, andere wiederum nur in ganz bestimmten Gebieten von Ost- oder Westkreta. Die Scabiosa albocincta (ein Geißblattgewächs) z.B. kommt nur in Westkreta vor; ihre Verwandte, die Scabiosa minoana, nur in Ostkreta. Die Anthemis glaberrima (aus der Familie der Hundskamillen) wächst in Westkreta; ihre Verwandten Anthemis tomentalla und Anthemis ammanthus sind ausschließlich in Ostkreta zu finden. Und so geht es mit vielen „Verwandten“ weiter – so ein bisschen Abstand schadet ja meist auch nicht…. 😉

Flora Karte3

Das Phänomen, dass endemische Lebewesen nur an eng begrenzten Plätzen auf der Insel vorkommen, kann – wie bei den Pflanzen – auch bei den Schnecken beobachtet werden. Eine Erklärung dafür ist in geohistorischen Zusammenhängen zu suchen, und der Schluss liegt nahe, dass Kreta vor langer Zeit in zwei oder auch mehrere kleinere Inseln unterteilt war. Und in der Tat: geologische Untersuchungen unterstützen diese These.

Teil 1: Die Geologische Entstehung: Kreta vor Millionen Jahren.