Schwulen-Urlaub auf Kreta.

Kreta ist bekannterweise ja nun mal ein beliebtes und geeignetes Urlaubsziel für so ziemlich alle Arten von Zielgruppen: von alleinreisenden „Individualisten“ (auch für alleinreisende Frauen kein Problem!) über in Gruppen reisende Touristen aller Nationalitäten und Altersgruppen – gerne alles auch gut durchgemischt – über Familien mit kleinen oder größeren Kindern, Senioren bis hin zu All-inclusive-Pauschal-Touristen ist in jeder Preisklasse für jeden etwas dabei. Und Haustiere sind auch oft erlaubt oder sogar willkommen – das aber besser vor Reiseantritt bzw. vor Buchung abklären!

In den letzten Jahren ist Kreta aber auch ein beliebtes Reiseziel für homosexuelle Reisende geworden. Selbst Kreuzfahrtschiffe mit ausschließlich homosexueller Klientel kommen in den großen Häfen der Insel an – und von Saison zu Saison werden es mehr!

Homosexualität auf Kreta

Auf Grund der Tatsache, dass abseits der strandnahen Touristenzentren und Ballungsgebieten – also im bergigen Hinterland – auch im Jahre 2019 noch recht archaische Strukturen mit relativ strikten Moralvorstellungen herrschen – ist das homosexuelle Leben auf Kreta in diesen Regionen nicht besonders entwickelt – zumindest nicht „offiziell“. 

Dahingegen in den touristisch entwickelten, küstennahen Gebieten immer mehr. Und auch im Alltag begegnet man immer öfter homosexuellen einheimischen Pärchen, wobei man den Eindruck bekommen kann, dass die Schwulenszene weiter entwickelt ist, als die der gleichgeschlechtlichen weiblichen Pärchen. In den Städten wie Heraklion, Chania, Agios Nikolaos und sogar in den kleineren Städtchen Ierapetra und Sitia gibt es immer mehr Schwulen- bzw. LGBT-Cafés, -Bars und -Clubs – Tendenz auch hier steigend.

Unser Freund Iosif. Ist auch dieses Jahr wieder beim Lesefestival in Paleochora dabei.

Griechenland im Allgemeinen und Kreta im Besonderen mag zwar nicht überall das reinste Schwulenparadies sein, doch es gibt viele Orte, Städte, Strände und Inseln, wo man sich wirklich wohl und herzlich willkommen fühlen kann. Die Einstellung der Griechen zur Homosexualität hängt stark von der betreffenden Generation ab. Die jüngeren Griechen gehen meist entspannt und aufgeschlossen mit dem Thema Homosexualität um, so dass Griechenland auf dem „Spartacus Gay Travel Index“ immerhin Platz 11 einnimmt.

Die Szene auf dem Festland ist generell etwas konservativer. Das schwule Leben der Inseln ist wiederum größtenteils auf Mykonos konzentriert, insbesondere wenn man an Spaß, Strand und heißen Nächten interessiert ist. Wem Mykonos zu teuer ist, der kann gut auf die Inseln Santorini, Kreta, Rhodos, Korfu und Kos ausweichen, die in jüngster Zeit für viele homosexuelle Touristen immer attraktiver werden – allerdings aber auch nicht ganz billig sind…

Auch rechtlich hat sich etwas getan

Auch die Politik hat unlängst auf die Entwicklungen reagiert und ist die Sache etwas liberaler angegangen: Im Dezember 2015 hat Griechenland weitreichende Reformen bezüglich der Rechte von Schwulen und Lesben beschlossen. So liegt sowohl für Heterosexuelle als auch Homosexuelle das Schutzalter bei 15 Jahren (vorher galt für Homosexuelle das Schutzalter 17 Jahre).

Homosexuelle können nun eine eingetragene Partnerschaft eingehen. Der noch im Gesetzbuch stehende Paragraph 347 des Verbots der widernatürlichen Unzucht zwischen Männern wurde nun auch formal abgeschafft. Die Griechen sind ein warmherziges und gastfreundliches Volk, in dem Sie mit Ihren sexuellen Vorlieben nur selten auf Schwierigkeiten stoßen werden. Aber auch hier gilt wieder: Leben und leben lassen – solange man sich Einheimischen und Fremden gegenüber mit dem entsprechenden Respekt verhält, ist es wohl jedem Kreter egal, welche sexuelle Orientierung sein Gegenüber so hat.

Eine zusätzliche Zielgruppe des Tourismus

Aber nicht nur die Politik hat sich auf die jüngsten gesellschaftlichen Entwicklungen eingestellt – auch die Tourismusindustrie nutzt den gelockerten Rahmen bzgl. gleichgeschlechtlicher Beziehungen aus, in dem sie nun auch die Zielgruppe der Homosexuellen ganz klar in den Fokus nimmt. 

Von den oben bereits erwähnten Kreuzfahrtschiffen mit ausschließlich oder doch überwiegend homosexueller Klientel abgesehen, findet man bei entsprechender Recherche auf der ganzen Insel ausdrücklich „schwulenfreundliche Hotels“ oder sonstige „gay-friendly accommodation“ und nicht nur im Bereich der Unterkünfte oder des Nachtlebens (Schwulenbars und -Clubs etc.), sondern auch bzgl. des Strandlebens tut sich einiges. 

Damit hier kein Missverständnis aufkommt: es gibt auf Kreta keine speziell ausgewiesenen „Gay-Beaches“, wie es z.B. bei FKK-Stränden meist der Fall ist, aber manche Strandabschnitte entwickeln sich halt nach und nach dazu. Dennoch sollte man aufmerksam sein, denn keiner der Strände der Insel ist bisher ausschließlich Homosexuellen vorbehalten – aber sie sind willkommen!

Auch sind nicht alle von Homosexuellen bevorzugt frequentierten Strände FKK-Strände – auch das sollte man wissen und respektieren. Manche FKK-Strände haben sich offensichtlich durch die Ausbreitung der Homosexuellen sogar zu „Textil“-Stränden „zurückentwickelt“, glaubt man einigen unzufriedenen Kommentatoren, die ihrem Unmut über diese Tatsache im Internet Ausdruck verleihen. Aber man kann halt nicht alles haben…

Die beliebtesten Schwulen-Strände Kretas

Auf jeden Fall gibt es ebendiese Strände, die unter homosexuellen Menschen – hier allerdings vor allem Männern – sehr beliebt sind. Und die stellen wir Euch jetzt vor – und zwar gegen den Uhrzeigersinn einmal um die Insel. Beginnend im Norden bei Chersonissos:

  • Der Strand von Sarandari (Chersonissos)

Dieser bei Schwulen äußerst beliebte Strand liegt an der Nordküste der Insel, gleich in der Nähe der Touristenhochburg Chersonissos und ist angeblich die 1. Wahl unter Schwulen-Stränden auf Kreta. Und deswegen leider meist auch ziemlich überfüllt…

  • Karteros (Heraklion)

Gleich in der Nähe des Flughafens Heraklion gelegen, erfreut sich dieser Strand großer Beliebtheit vor allem bei einheimischen „Gleichgesinnten“. Ist ja auch eine schöne Möglichkeit, Land und Leute kennen zu lernen und nicht immer nur mit anderen Touristen abzuhängen.

  • Kavros (Georgioupoli)

Laut einschlägiger Quellen ist dieser Strand ein absolut heißer Treffpunkt für homosexuelle Reisende! Zwischen Kavros und Georgioupolis, ebenfalls an der Nordküste der Insel, befindet sich direkt an der Durchgangsstraße ein Parkplatz, von dem aus man dann zu Fuß durch Dünen und kleine Wäldchen zum Sandstrand gelangt.

  • Maherida (Chania/Akrotiri)

So langsam wird der Strand von Maherida  immer populärer und mutiert vom absoluten Geheimtipp unter Homosexuellen zu einem offiziellen Treffpunkt zum Sonnen, Baden und Flirten. Er liegt ca. 14 km nordöstlich von Chania, ca. 1 km vom Dörfchen Horafakia entfernt.

  • Komos Beach (Matala)

Der berühmte, kilometerlange Strand von Komos, der sich in der Nähe von Matala befindet, ist nicht nur bei brütenden Schildkröten äußerst beliebt, sondern auch bei homosexuellen Touristen und Einheimischen. Der „Schwulen-Abschnitt“ des Strandes liegt so ziemlich in der Mitte des Strandes.

  • Ammoudaki (Plakias)

Ca. 4 km von Plakias entfernt, findet Ihr den Strand „Klein Ammoudi“ (genau das heißt „Ammoudaki“ nämlich) in der Nähe der Dörfchen Lefkogia und Damnoni. Ein ruhiger und recht abgeschiedener Strand, der sich auch zunehmender Beliebtheit bei homosexuellen Touristen erfreut.

  • Peristeras (Ierápetra)

So heißt der östliche Teil des langen Strandes von Europas südlichster Stadt: Ierápetra, im Südwesten der Insel, der in den letzten Jahren auch immer mehr von Schwulen frequentiert wird.

Und last but not least und wieder zurück an der Nord-(Ost) Küste Kretas:

  • Kolokitha Beach (Elounda)

Diesen kleinen aber sehr feinen Strand gleich in der Nähe der Luxus-Tourismus-Hochburg Elounda findet Ihr, wenn Ihr von ebendort in Richtung Kolokitha Island fahrt und dann nach den Windmühlen nach Agios Fokas abbiegt. Er weist, wie alle anderen auch, ebenfalls zunehmende Besucherzahlen Homosexueller auf.

Wir hoffen, dieser kleine Ausflug in diese – zumindest hier auf Kreta noch – touristische Nische ermutigt und ermuntert Euch, die Insel im Sommer-Sonne-Strand-Urlaub auch mal zu erkunden. Verabreden könnt Ihr Euch ja vorab auf Portalen wie gays leipzig und ähnlichen – denn wer mag schon alleine in Urlaub fahren? 

Vom 07. bis 14. Juni. Das Lesefestival 2019 in Paleochora.

 

Ein Kommentar

  1. Moin und Kalimera Susanne, interessantes Thema. Du schreibst „Die jüngeren Griechen gehen meist entspannt und aufgeschlossen mit dem Thema Homosexualität um…“

    Das ist sicherlich richtig, richtig ist aber auch, daß homophobe Ansichten in breiten Teilen der Bevölkerung und allen gesellschaftlichen Schichten tief verwurzelt sind. Entscheidungsträger, die in der Öffentlichkeit stehen, zögern aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung, gegen die mit Homophobie verbundene Hassrhetorik einzustehen.

    Ein wichtiger Player beim Thema Homosexualität nimmt in der griechischen Gesellschaft die Griechisch-Orthodoxe Kirche ein. Beim Thema Homosexualität werden immer noch konservative und anachronistische Ansichten vertreten.

    Hohe Geistliche fallen in Griechenland immer wieder mit homophoben Ausfällen in der Öffentlichkeit auf. Z.B. der Metropolit von Kalavrita, Amvrosios. Amvrosios gehört zu den Kirchenfürsten, die sich öffentlich mit den politischen Ansichten der rechtsextremen Goldenen Morgenröte identifizieren und diese zum Teil auch in Predigten kommunizieren.

    Der Metropolit von Kalavrita, Amvrosios, wurde am Montag vergangener Woche in zweiter Instanz, zu einer auf drei Jahre Bewährung ausgesetzten Haftstrafe verurteilt. Angeklagt war Amvrosios wegen einer Hetzschrift, die er am 4. Dezember 2015 unter dem Titel „Abschaum der Gesellschaft! Reden wir Klartext: spuckt auf sie!“ auf seinem Internetblog gegen Homosexuelle und Transsexuelle veröffentlicht hatte. Der Metropolit hatte die betreffende Bevölkerungsgruppe zu einer Art Vogelfreie erklärt und es zur Pflicht der Gläubigen erklärt, diese zu verfolgen. Amvrosios wurde daraufhin von neun Aktivisten der LGBTQ Bewegung angezeigt.

    vg, kv

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