Es hält sich ja hartnäckig das Gerücht, dass man im Leben nicht zu früh nach Kreta kommen sollte, weil man sonst nie mehr etwas vom Rest der Welt sehen wird. Einmal Kreta, immer Kreta. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass an diesem Gerücht, das vermutlich keines ist, doch was dran ist.
Dennoch gibt es den einen oder die andere Kreta-Virus-Infizierte(n), der/die vielleicht doch nochmal etwas anderes sehen will. Oder sich zwar immer auf Radio Kreta über die Insel informiert, aber noch nie hier war. Dann sollte man unserem heutigen Tipp vielleicht noch vor einer Reise nach Kreta nachkommen, denn die „Gefahr“, hier hängen zu bleiben, ist einfach zu groß.
Aber wie gesagt: es gibt auch noch andere Fleckchen auf diesem Globus, die durchaus Aufmerksamkeit verdienen. Und wer uns schon ein bisschen kennt, weiß vielleicht, dass die Scheffredakteuse lange Zeit in Spanien gelebt hat und auch immer noch ein Faible für die iberische Halbinsel hat. Deswegen ist es mir heute eine Freude, über das wunderschöne und spannende Andalusien zu berichten, das Kreta weder in Natur noch in Kultur und Architektur nachsteht.
Andalusien ist die südlichste der 17 autonomen Gemeinschaften auf dem Festland Spaniens und setzt sich aus den Provinzen Huelva, Cádiz, Almería, Córdoba, Granada, Malaga, Jaén und Sevilla zusammen. Einige dieser Namen werden Euch vermutlich etwas sagen, denn sie sind international bekannt.
So zum Beispiel die Hauptstadt Andalusiens: Sevilla. Eine wunderschöne Stadt mit beeindruckender historischer Architektur, die allerdings mittlerweile auch recht modern geworden ist. Am bekanntesten ist Sevilla vermutlich durch ihre Osterfeierlichkeiten, die in der Karwoche – der „Semana Santa“ – vom Palmsonntag bis Ostersonntag das Leben in der Stadt deutlich prägen. Da werden auch dem hartgesottenen Atheisten die Knie weich. Es ist wirklich beeindruckend, wenn die sehr kommunikativen Spanier – sie stehen den Kretern da in nichts nach – ihr Geschnatter prompt einstellen, sobald die Prozession in Sichtweite ist. Diese passiert die – meist sehr gläubigen – Zuschauer quasi in Totenstille.
Almeria ist sicherlich vor allem durch ihre Gewächshäuser im Hinterland bekannt – Plastik so weit das Auge reicht, was sehr schade für die Optik und sicherlich auch die eigentliche Natur ist – eine weitere Parallele zu Kreta. Allerdings ist die Natur in diesem südwestlichsten Teil Andalusiens dermaßen karg, dass hier sonst vermutlich nicht viel auf „normalem Weg“ gedeihen würde. Und eben diese Kargheit hat diese Provinz auch international bekannt gemacht, denn einige Teile der verschiedensten Karl-May-Filme wurden seinerzeit hier gedreht.
Soviel zum Hinterland Almerías – die Strände an der Mittelmeerküste dieser Provinz lassen einen das „Hinterland“ schnell vergessen – Traumstrände und glasklares Wasser erwarten Euch hier!
Granada verbindet wohl jede(r) vor allem mit der Alhambra (von arab. al-Ḥamra’-u „die Rote“) – die wohl beeindruckendste Festung Spaniens. Sie stammt aus der islamisch-arabischen Zeit und ist eine Ansammlung von Palästen und die größte Anlage dieser Art in Spanien. Sie wurde auf älteren Anlagen im 13. und 14. Jahrhundert als Residenz der muslimischen Könige der Nasriden-Dynastie errichtet. Sie ist vor allem berühmt für ihre wunderschönen Stuckdecken und den Löwenbrunnen. Hier kann man sich locker einen ganzen Tag aufhalten, auf Türme hoch und in Keller hinunterkrabbeln und sich besagte Stuckdecken bis zur Genicksteife anschauen. Es lohnt sich!
Und weiter geht´s in die Provinz Malaga mit ihrer gleichnamigen Hauptstadt, die ebenfalls eine tolle maurische Architektur aufweist und ebenso einerseits „wuselig“, andererseits aber auch wieder sehr gemütlich daher kommt.
Die Mittelmeerküste dieser Provinz wird „Costa del Sol“ – die Sonnenküste genannt. Hier befindet sich z.B. auch das bekannte und oft sehr prominente Marbella – ein Paradies für die Reichen und Schönen. Aber auch der Normalsterbliche fühlt sich hier sehr wohl, allerdings sollte man immer etwas mehr Geld dabei bzw. auf dem Konto haben, denn die Preise für so ziemlich alles sind hier doch etwas „gehobener“. Und nicht wundern, wenn des Nachts das Riesenkaufhaus „El Corte Inglés“ mal gut besucht ist: da hat mal wieder irgendein arabischer Scheich das Kaufhaus für seine Gespielinnen öffnen lassen, auf dass die Ladies nicht vom normalen Fußvolk beim shoppen behelligt werden….. Und besagter Scheich verbringt die Wartezeit mit seinen Begleitern (bzw. Bodyguards oder Bewährungshelfern) vermutlich im legendären Hafen „Puerto Banús und passt auf seine Yacht auf. Und hier spielt sich auch der Großteil des Marbella`schen Nachtlebens ab (an dieser Stelle nochmal der Hinweis auf Eure Geldreserven….).
Puerto Banús bietet Liegeplätze für Yachten – ein Liegeplatz ist gut und gerne mal 50m lang und kostet im Jahr schlappe 500.000€. Auch der Herr Armani wurde dort schon gesichtet – vermutlich bevor er weiter gen Paleochora schipperte, denn dort ist er mit seiner Crew auch relativ zuverlässig mindestens einmal pro Jahr zu Besuch.
Klingt dekadent, ist es in Teilbereichen auch, dennoch ist Marbella wunderschön, mit seinen Villen und Anwesen, auf denen u.a. die Bougainvillea derart wächst und gedeiht, dass es dem Auge eine absolute Freude ist.
Ein weiterer Tipp für die Provinz Malaga ist das Dorf Ronda – ein Traum in weiß. Mich hierüber auszulassen würde den Rahmen sprengen, behaltet das einfach nur im Hinterkopf und googelt es selbst – für mich das schönste Dorf ganz Spaniens.
Und weiter geht es nach Cádiz an der wohlbekannten „Costa de la Luz“ – der Küste des Lichtes.
In früher Vorzeit – ca. 500 v. Chr. – entwickelte Cádiz sich mit der Ausbreitung der Herrschaft der Katharger. zum bedeutendsten Handelszentrum des karthagischen Atlantikverkehrs. Die Provinzhauptstadt Cádiz diente seit 237 v. Chr. den verschiedensten Kriegsherren als Zentrum ihrer Kriegszüge, so z.B. auch Hannibal im Jahr 218 v. Chr.
Also auch hier Kultur und arabisch beeinflusste Architektur in Hülle und Fülle!
Der allerdings sicherlich zumindest unter Surfern bekannteste Ort der Provinz Cádiz ist Tarifa – das Surferparadies par excellence. Hier in Tarifa, am südlichsten Punkt der iberischen Halbinsel, direkt an der Straße von Gibraltar, weht fast immer eine „steife Brise“ durch besagte Meerenge und bietet Surfern idealste Bedingungen.
Ich erinnere mich immer gerne mit einem Grinsen auf dem Gesicht an den Tag, an dem ich Tarifa mit meinen Eltern besucht habe. Sonne satt, angenehmer Wind, klare Sicht. Da fragte meine Mutter ….
Sie: „Sag mal, du hast doch gesagt, das hier sei der südlichste Punkt Spaniens!“
Ich: „Das ist er auch!“
Sie: „Und da drüben? Was ist das dann? Da ist doch Land!“
Ich: „Ja Mutti, das ist Afrika“.
Sie: „Du sollst mich nicht immer verarschen!“
Ich: „Tu ich nicht, das ist wirklich Afrika, ich zeig´s dir nachher auf der Karte.“
Gesagt, getan – sie war überwältigt. Dabei ist zu erwähnen, dass Afrika an dieser Stelle tatsächlich nur 14 km entfernt ist – das ist schon seltsam, so auf nen anderen Kontinent rüber zu blicken.
Und um den Rahmen nicht zu sprengen bzw. den Tourismus auf Kreta nicht allzusehr zu boykottieren, gehe ich jetzt nicht mehr auf die vielen anderen Sehenswürdigkeiten und Kultur ein – ich widme mich nun „nur“ noch dem mit seinen 657 km fünftlängsten Fluss Spaniens und dem längsten Fluss Andalusiens: dem Guadalquivir.
Sein auf den ersten Blick fast unaussprechliche Namen stammt aus dem Arabischen. Sein auf den ersten Blick fast unaussprechliche Namen stammt aus dem Arabischen (al-wād al-kabir oder Wadi al-Kabir- „das große Tal).
Der Guadalquivir ist der einzige schiffbare Fluss Spaniens. Manchmal ist er bis Sevilla sogar für Hochseeschiffe schiffbar – zu Zeiten der Römer war er bis Córdoba zu befahren.
Er entspringt bei Cañada de las Fuentes in der Sierra de Cazorla (Provinz Jaén), passiert Córdoba und Sevilla und mündet schließlich bei Sanlúcar de Barrameda in den Golf von Cádiz. Der Guadalquivir grenzt auch an Spaniens ältesten Nationalpark, den Doñana Nationalpark („Coto de Doñana“). Das Gebiet ist bekannt für die zweitgrößte Population des stark bedrohten Pardel-Luchses, desweiteren dient er der Überwinterung tausender Zugvögel und beheimatet seltene Vogelarten in seinen Feuchtgebieten, die durch periodische leichte Überschwemmungen ihren Charakter beibehalten haben.
Wie bereits erwähnt ist das nur ein kurzer Abriss über meine persönlichen „Favourites“ in Andalusien, das durchaus Parallelen zu Kreta aufweist. Heiße und trockene Sommer, kühle und niederschlagsreiche Winter, eine unglaubliche Natur, sehr viel alte und überwältigende Architektur, Tradition und Kultur werden groß geschrieben doch trotzdem zeigt sich Andalusien vor allem in seinen Städten durchaus modern. Auch geschichtlich gibt es Parallelen: auch Andalusien war über Jahrhunderte immer wieder von fremden Kulturen besetzt – hier waren es vor allem Araber und Mauren, aber auch die Römer fanden Gefallen am südlichsten Zipfel Festland-Spaniens. Auch die Kartharger hatten hier ihren Brückenkopf für den Handel zu Wasser in alle Welt eingerichtet.
Andalusien ist ebenso hochinteressant wie Kreta – aber halt doch anders.