Es ist Ende November 2018, der kalendarische Winteranfang ist noch gut 3 Wochen entfernt und dennoch macht sich bereits ein gewisses „Winterfeeling“ breit. Die Sommer-/Herbstsaison 2018 ist seit einigen Wochen vorbei, dennoch laufen hier noch einige Touristen durch die Gegend – viele von ihnen immer noch in Flipflops, T-Shirt und kurzen oder dreiviertel langen Hosen, wo der Einheimische oder doch dauerhaft hier Ansässige schon längst Stiefel, Daunenweste und Schal ausgegraben hat. Von daher immer noch gut und ein-eindeutig zu erkennen.
Aber es soll nun nicht um Überwinterungstourismus als Indiz für den Winteranfang gehen, sondern um andere Faktoren – einige davon sind dieselben wie jedes Jahr, andere sind komplett anders als sonst. Und das verdient Erwähnung, weil halt einfach ungewöhnlich und seltsam.
Indizien aus der Natur
Wetter und Tiere.
Nach einem bisher wettermäßig noch sehr schönen und meist milden November, wird es so langsam kühler bis „gefühlt kalt“, hin und wieder geht heftiger Regen runter und in den Bergen hängen die Wolken tief. Noch herrscht gerade mäßig warmer Südwind, aber damit soll es nun auch bald vorbei sein – dann kommt der kalte Wind aus dem Norden, der auch Schnee bis in die tieferen Berglagen (bis 300m) bringen soll.
Anzeichen für einen evtl. strengen Winter gibt es allerdings schon seit einiger Zeit, hört man doch bei Spaziergängen oder bei einer Fahrt durch die Berge doch schon seit einiger Zeit häufig die Motorsägen brüllen: in den Bergen bereitet man sich auf eine lange Heizsaison vor – und die Bergbewohner wissen genau, was sie tun!
Auch ein anderes Phänomen aus der Natur tritt zutage: nicht nur die vor vielen Jahren und dadurch verweichlichten „Zugezogenen“ flüchten sich abends wieder nach drinnen, sondern auch die Katzen. Und zwar nicht nur die Familienkatzen, sondern sogar die Streunerkatzen aus der Umgebung versuchen immer wieder, sich ein Plätzchen im Warmen zu suchen. Was natürlich oft genug Krach gibt, sei es mit besagten Familien-Katzen, sei es mit dem Familien-Wachhund Mitso.
Aber da bei uns meist „Tag der offenen Tür“ ist, finden sie in unserem separaten Gästezimmer Unterschlupf – zu nah wollen wir sie zwar nicht haben, aber frieren sollen sie ja nun mal auch nicht…
Die Winter-Speisekarte.
Und auch die Speisekarte verändert sich zunehmend. Im Angebot sind jetzt Nüsse und Kastanien – und Wildgemüse wie Stamnagathi und unser heißgeliebter Askolimbri, den es immer nur für einige Wochen im Winter gibt, wie zum Beispiel jetzt seit einigen Tagen (€ 5,60/kg).
Und Hülsenfrüchte sind natürlich für Eintöpfe und Salate noch angesagter als im Rest des Jahres, auch grüne Bohnen und Kürbisse sieht man zuhauf – und manchmal gibt´s sogar frischen Rosenkohl! Aus all diesen gesunden Zutaten aus der Natur zaubert unser lieber Wassilis fast täglich wieder die wundervollsten Gerichte – gerade heute gab es Askolimbri mit Saubohnen – und trotz Fleischlosigkeit des Zubereiteten hat sogar der Scheffredakteur gerne mitgegessen. Gerichte, die von innen raus warm machen und noch dazu gesund sind – genau richtig für den Winter.
Typische Wintergerichte mit Fleischanteilen sind natürlich alle „Stifados“ und das traditionelle Spetzofai – das gibt Energie! Und man kann sie, wie alle Schmurgelgerichte und Suppen, auch auf dem Somba zubereiten, der sowohl bei Haris im Water´s Edge Café seit kurzem wieder installiert ist und brennt, wie auch bei uns zu Hause (derzeit nur am Abend).
Olivenernte? Fehlanzeige!
Was diesen Winter aber – zumindest hier in unserer Region – komplett ausbleibt, ist die Olivenernte. Okay, das konnte man ob der (zur Freude der olivenblütenallergischen Scheffredakteuse) im Frühjahr ausgebliebenen Olivenblüte schon vermuten, dennoch mutet es sehr seltsam an, mit dem Radio-Hund Mitsos durch die Olivenhaine zu streifen und nix und niemanden zu sehen. Alle Netze sind und bleiben eingerollt, keine einzige Frucht hängt an den Bäumen oder liegt herabgefallen auf dem Weg – kein einziger Erntearbeiter ist zu sehen, keine vollbeladenen Pick-Ups rasen mehrfach hoch und runter zu den verschiedenen Ölmühlen – es herrscht fast gespenstige Ruhe in den Olivenhainen.
Das Ausbleiben der Oliven liegt aber nicht etwa am Wassermangel des vergangenen Winters, sondern – mal wieder – in der Natur der Dinge, denn Olivenbläume tragen „alternierend“, d.h. nur alle 2 Jahre. Bisher, also zumindest in meinen knapp 10 Jahren auf der Insel, ist es noch nie vorgekommen, dass die Ernte mal komplett ausgeblieben ist, denn die Bäume sind ja nicht alle gleich alt und die Bäume irgendeines Jahres tragen halt schon immer irgendwie. Aber dieses Jahr scheint irgendwie alles zusammen zu fallen und es hängt keine Olive am Baum.
Bleibt zu hoffen, dass das nicht überall auf der Insel so ist, es trotzdem genügend Oliven und Olivenöl gibt und dass die üblichen Erntehelfer und Ölmühlenbetreiber den Winter mit irgendeinem anderen Job überbrücken können.
Radio Kreta – Natur pur.
Interessante Winterrezepte: Kastanienstifado, Fasolada, Revythia, Rosenkohl & Co.