Lieber Jörg,
hier kommt das Interview zurück. Ich habe die Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet. Zu Paleochora kann ich leider nichts sagen. Ich hänge einfach zu sehr an Kalamki, und dienstlich hat es mich stets nur an die Nordküste verschlagen – Elounda etwa oder Agios Nikolaos.
Zum Buch „Der Foulspieler“: Du wirst es vielleicht schon gemerkt haben, aber obwohl es ein „Hamburg-Krimi“ ist, spielen große Teile auf Kreta und in Athen. Hauptfiguren sind die Hamburger Staatsanwältin Eleni Kamenis und Kriminalhauptkommissar Giannis Kostapoulos, ein in Hamburg geborener Sohn griechischer Diplomaten. Kostapoulos entscheidet sich im Zuge der europäischen Unterstützung während der Finanzkrise als eine Art „Aufbauhelfer“ zeitlich befristet nach Griechenland zu gehen und landet in Mires aus Kreta.
Hier wird er auf Umwegen mit einem korrupten Schiedsrichter konfrontiert, der in Deutschland Fußballspiele manipuliert hat und auf Kreta durch Verkettung unglücklicher Umstände in eine Unfall verwickelt wird und Fahrerflucht begeht – und so die Ermittler auf seine Spur bringt. Kostapoulos arbeitet später auch im Auftrag von Europol mit der Athener Staatsanwaltschaft zusammen….
Natürlich hat der fiktive Krimi vor sehr realem Hintergrund sehr viel mit meiner persönlichen Vita zu tun und mit meinem Recherchen. Auch und gerade deswegen würde mich Euer Lese-Festival und die Teilnahme daran so sehr reizen.
Das Interview
Wenn Du nur 5 Worte hast, um dich selbst zu beschreiben. Was würdest du sagen?
In Substantiven: Vater, Opa, Ehmann, Autor, Fußballfan;
In Adjektiven: Treu, loyal, integer, ungeduldig, kämpferisch.
Wann, warum und wie hast du Kreta für dich entdeckt?
Das erste Mal als blutjunger Mensch, als Bali Beach an der Nordküste noch eine völlig verschlafene Bucht zum Nacktbaden und Agia Galini im Süden ein Geheimtipp waren. Richtig liebgewonnen in den Neunzigern, nachdem ich Kalamaki und Komos Beach auf der Suche nach Ruhe und Natur entdeckt hatte. Seitdem bin ich praktisch jedes Jahr mindestens einmal hier.
Was schätzt du am meisten am Urlaub hier?
Die Natur, das Meer, die Gelassenheit des Alltags und die Tavernen mit der wiederentdeckten kretischen Küche und den frischen Fischen. Und natürlich die neuen und hervorragenden kretischen Weine.
Was vermisst du am Meisten im Vergleich zum Leben zu Hause?
Nichts. Kalamaki ist für mich Ergänzung zum Hamburger Alltag, Ausgleich zum normalen deutschen Wochenstress und die Möglichkeit, Sonne und Energie zu tanken. Manchmal fehlt der Fußball ein bisschen.
Wie nimmst du als XENOS-als Fremder und Gast die Menschen hier wahr?
Vor allem als überaus gastfreundlich, so dass ich mich ganz wenig als „Xenos“ fühle. Da ich als Journalist die Finanz- und Wirtschaftskrise in Griechenland sehr genau verfolgt, kennengelernt und beschrieben habe, sehe ich natürlich auch, welche gesellschaftlichen Folgen und Verwerfungen die Krise für die Menschen bis nach Kreta bringen. Sicher weniger als in Athen oder Thessaloniki, aber immer noch viel zu viele.
Womit sind deine Tage ausgefüllt, was treibt dich um?
Privat sind es meine beiden kleinen Enkel und meine berufliche Leidenschaft – das Schreiben. Auf Kreta sind es die Muße und der Müßiggang: In der Natur sitzen, aufs Meer schauen, schwimmen, lesen, und Abends in der Taverne sitzen, Freunde treffen.
Was schätzt Du am meisten an Deinen griechischen Gastgebern ?
Die Gastfreundschaft und ungezwungene Herzlichkeit und Gelassenheit, die Lebenskunst, die wir Deutschen gern Savoir-vivre nennen, auch wenn die Franzosen darunter etwas anderes verstehen.
Welches ist dein Lieblingsstrand und deine Lieblingstaverne hier in der Gegend und warum?
Lieblingsstrand ist eindeutig der Komos Beach – ein herrliches Stück geschützter Natur zwischen Timbaki und Matala an der Südküste. Lieblingstavernen gibt es gleich drei: Taverna Avra in Kalamaki für kretische Ofen-Gerichte, „Sactouris und Sofia“ in Sivas für tolle und vielfältige Vorspeisen und „Mysticle View“ auf der Steilküste zwischen Pitsidia und Matala für besonders frischen Fisch. Wir haben jedes Mal wieder Mühe, während unseres Aufenthaltes die unterschiedlichen Vorzüge aller drei ausreichend wahrzunehmen.
Wovon möchtest du, dass es sich in Paleochora/auf Kreta nie ändert?
Kann ich leider nicht beantworten, da ich viel gutes und interessantes über Paleochora gehört habe, ich es aber leider nicht fertig bringe, mich von meinen Lieblingsplätzen auf Kreta abzuwenden…
Und was sollte sich hier unbedingt ändern?
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Was wünschst du dir für die Zukunft Griechenlands im Allgemeinen und Kreta im Besonderen?
Ich wünsche Griechenland und vor allem den Griechen, dass sie die Folgen der Finanzkrise endlich und nachhaltig überwinden. Das wird auf absehbare Zeit nicht ohne europäische Hilfe gehen, die mehr als bisher den Menschen, ihrem Lebensstandard und ihrer sozialen Sicherheit zugute kommen muss, zum Beispiel durch Investitionen in neue und zukunftssichere Arbeitsplätze. Dazu gehört aber auch bessere Governance durch Steuergerechtigkeit, größere Rechtsstaatlichkeit, Bekämpfung von Filz und Korruption sowie ausgeprägterer zivilgesellschaftlicher Gemeinsinn. Von Nichts kommt nichts.
Für Kreta erhoffe ich mich eine etwas bessere Erreichbarkeit für Reisende, eine leichte Ausweitung der touristischen Saison – ohne auch in Zukunft den fatalen Fehlern des Massen- und All-inclusive-Tourismus zu verfallen.
Ich liebe Kreta über alles; ich kenne Paleochora gut, war dort vor vielen Jahren 2 Wochen, um die Westküste zu bereisen. Danach wohnte ich weitere 2 Wochen in Agia Galini um die östliche Südküste zu besuchen. Wenn ich es hätte machen können: ich wäre in Kreta für immer geblieben. Habe faast die ganze Insel bereist, konnte aber nie lange genug an einem Orrt bleiben. Nun lebe ich hauptsächlich in Thessalien; der Pindos ist ja schön, aber mir fehlt die Kombination aus hohen beregen und der See….