Heute zitieren wir unter dem Thema „Leben auf Kreta“ mal keine(n) mehr oder weniger renommierten Buchautor(in), sondern äußern uns mal wieder selbst ganz uneingeschränkt. Denn mittlerweile ähneln sogar die Wintermonate hier im Südwesten Kretas immer mehr den touristischen Sommermonaten. „Xeni“ (ξένοι) überall. Fremde und Gäste. Die sich aber halt leider nicht so benehmen, wie man das als Fremder und Gast so tun sollte (Stichwort: Kinderstube und eigene Ansprüche an „Fremde“ im Heimatland….).
Nun kann man natürlich – durchaus zu Recht – anführen, dass auch wir hier ja nun mal „Xeni“ – Fremde und Gäste – sind. Das stimmt natürlich, allerdings haben wir es doch größtenteils und mit gewisser Bemühung (Sprache, Saisonarbeit, Mentalität etc. ) geschafft, uns hier doch ziemlich zu integrieren. Und zwar nicht in die mannigfaltigen Grüppchen und Gruppen, die ausländische Männer und Frauen hier so etabliert haben, frei nach dem (gar nicht weit her geholten ) Motto: „am 1. Montag im Monat spielen wir Boule auf dem Campingplatz, am 2. Donnerstag im Monat spielen wir immer Badminton in der Turnhalle,am 3. Sonntag im Monat frühstücken wir alle bei Flora und am 4. Samstag im Monat feiern wir uns alle selbst mit Aperol-Spritz – komm doch auch mal! Ach so, ja, und zwischendurch streicheln wir alle mal ne Streuner-Katze, wir sind ja Tierschützer!!!“.
Och neeeee, Danke dann auch!
Wir leben hier, weil wir genau DAS noch nie und hier schon gar nicht woll(t)en, sondern gerne mit Griechen bzw. Kretern unsere freie Zeit verbringen, nachdem wir unsere Arbeit gemacht haben und uns um unseren eigenen, immer mal wieder in Anzahl und Artenvielfalt variierenden Streichelzoo, die Tiere der abwesenden Nachbarn und Freunde gekümmert haben und uns der Sinn mal nach guter Gesellschaft (außer der eigenen) steht.
Gerne findet die besagte „kali parea“ – die gute Gesellschaft – auch bei uns zu Hause statt. Jeder eingeladene und auch nicht eingeladene, sondern „mitgebrachte“ Gast bringt seinerseits selbst was mit, um das von der Küchenscheffin dargereichte noch zu bereichern, abzurunden und in seltenen Fällen (gell, Wassilis) auch noch zu toppen. Darben muss an solchen Tagen keiner, soviel ist sicher.
Aber zurück zum Thema…. Haben solche „Parees“ (die Mehrzahl von Parea) doch oft in einer der dorfansässigen Tavernen stattgefunden, flüchtet man derzeit – sogar im Winter! – eher mal wieder auf den Berg. Am vorletzten Sonntag war das Ziel Eftychis´ Kafenion in Sarakina, gestern war Treffpunkt bei uns in Kalamos. Und warum? Weil besagte Taverne(n) immer öfter und immer mehr von ebensolchen Ausländern frequentiert werden, die ihren Lebensmittelpunkt mit allen Konsequenzen, Traditionen und Bräuchen hierher verlagern. Gleiches Leben, besseres Wetter – naja, normalerweise, denn dieser Winter ist mal wieder einer, der seinen Namen verdient und ob dem die „Neuzugereisten“ durchaus mal an ihrer Entscheidung zweifeln…. Die sich weigern, auch nur ein Wort der Sprache zu erlernen oder sich auch nur ansatzweise an lokale Gepflogenheiten anzupassen.
Beschwerte sich neulich ein Engländer doch glatt, dass er morgens in Kadros seine Autoscheiben freikratzen musste. „Dafür bin ich ja nun wirklich nicht hierher umgezogen!“ meinte er vollkommen entrüstet. Schade – dabei ist der Hund der beiden soooo nett. Aber der ist ja auch Kreter…..
Nun gut, die Kafenion- und Tavernenbesitzer scheinen offensichtlich mitzumachen – der schnöde Mammon lockt. Und dabei merken sie nicht mal, dass sie ihre Stammkunden verlieren. Nämlich die, die jeden – und wirklich JEDEN! – Tag so um die 20-30 Euro dort ausgeben, in guter Gesellschaft, da wird der eine um den anderen auf ein Getränk eingeladen, Wassilis bringt und verteilt selbst- und hausgemachte Mezedes, ein Highlight für jeden Tavernenbesitzer im Winter!
Aber das ist nun leider vorbei, denn „Backgammon-Tournaments“, „Live-Music“ und „Scrabble“-Turniere wechseln sich ab – vorreservierte Tische inclusive. Da kommt man in seine Stammkneipe und wird doch tatsächlich gefragt, ob man denn reserviert hätte. Und wenn nicht, dass man doch bitte spätestens um 14h das Feld zu räumen hätte! Na gut, message received, man ist nur noch willkommen, wenn eh grade nix los ist, ansonsen bitte ein anderes Mal. Gute Geschäftsidee? Wir glauben: Nööööööööö – eher nicht.
Aber egal – Fazit aus der ganzen Sache, wie auch aus so vielen Umständen hier: Selber machen. Selbst ein Kafenion eröffnen, Schwachmaten und Vereinsmeier direkt beim ersten Auftreten rausschmeißen und mit Kretern und anderen Lokalmatadoren Spaß haben. Bis zur Sperrstunde, die man selbst bestimmt.
Moin und Kalimera Susanne, „Da kommt man in seine Stammkneipe und wird doch tatsächlich gefragt, ob man denn reserviert hätte.“ Das ist natürlich eine blöde Erfahrung in seinem 2.Wohnzimmer/Stammladen.
Die Bessitzer kann ich aber auch verstehen, wenn sie im Winter sich was einfallen lassen, damit die „Xeni“ (Wintergäste/Langzeitmieter) kommen, und ein paar zusätzliche Euros da lassen.
Als ich im Norden/Drapanos-Halbinsel ein Haus gemietet hatte, bin ich auch öfters zum wöchentlichen deutschsprachigen Stammtisch gegangen. Das findet jeden Dienstag in einem Kafenio in Vamos statt, einen anderen Tag treffen sich dann die Engländer. Mir ging es darum sich über Wanderungen, die Geschichte des Dorfes, um Kreta allgemein, also um Land und Leute sich mit anderen Kreta-Freunden in deiner Landessprache auszutauschen. Meine Erfahrung sind aber gewesen, das es fast immer um Tratsch und Gerede über andere geht. So was brauch ich nicht.
Einheimische gab es kaum in dem Kafenio, die gingen in eins der Nachbar-Kafenia. Die Besitzer (super liebe Leute) kann ich aber verstehen, bringen doch die Stammtische der „Xeni“ ein regelmäßiges zusätzliches Einkommen. Gerade die vielen Engländer die man jeden Tag von früh bis abends in dem Kafenio angetroffen hat und die sehr trinkfest sind, lassen so einige Euros da.
In Frangokastello gibt es auch im Winter einen wöchentlichen Stammtisch aller „Xeni“ zusammen. Ich hatte mich ersteinmal an einen anderen Tisch gesetzt, um zu schauen. Bei diesem Stammtisch war das Durchschnittsalter um die 80 Jahre, daß musste ich auch nicht haben.
Grundsätzlich meide ich auch die „Kartoffelaufläufe“, ich bin ja nicht über 2000 km von zu Hause weg um dann hier mit anderen Kartoffeln abzuhängen. Bei diesen Runden sehen ja auch alle gleich aus, Birkenstock-Sandalen und teure Jack Wolfskin-Klamotten, die Typen alle einen Bart.
Ich tausche mich auch sehr gerne in meiner Landessprache mit gleichgesinnten Kreta-Freunden aus. Ich spreche dann gezielt an, im Bus, am Strand, meine Zimmernachbarn, im Kafenio – so habe ich die besten Erfahrungen gemacht.
Ta Leme, kv