Delikate Meeresfrüchte: Seeigel.

Ein Spartaner war zu einem Festmahl geladen. Man setzte ihm bei Tisch Seeigel vor. Er nahm sich einen, wusste aber nicht, wie er mit der Speise umgehen sollte und achtete auch nicht darauf, wie die anderen Tischgäste damit fertig wurden. Er führte ihn mit der harten Schale zum Mund und versuchte, ihn mit den Zähnen aufzubeißen (Anm.d. Red: Aua!!!!).

Als er mit dem Essen nicht vorankam und nicht zugebenwollte, dass die harte Schale ihm Widerstand leistete, rief er: „Gemeines Gericht! Ich werde jetzt nicht schwach werden und dich gehen lassen, aber mehr von deiner Art werde ich mir auch nicht nehmen!“.

Aus dieser Anekdoten, die Athenaios von Naukratis Ende des 2. Jhd. n.Chr. in seinem „Gelehrtenmahl“ kolportiert und wie in der „Culinaria Griechenland“ nachzulesen ist, kann man zumindest lernen, voreilige Versprechungen zu vermeiden.

Eine Delikatesse

Denn Seeigel (gr. „Achinos“ – αχινός) zählen zu den geheimen Delikatessen, die es lohnen, im Umgang damit einige Mühe auf sich zu nehmen – und das obwohl sie die Meeresfrucht mit dem proportional zu ihrer Körpergröße geringsten essbaren Anteil sind. Zum Verzehr geeignet sind nur die Eierstöcke bzw. Gonaden der zweigeschlechtlichen Tiere, die an der Wandung der Schale befestigt sind und jedem orangerot entgegen leuchten, der den natürlichen Verteidigungsreflex der Tiere überwunden hat und bis in ihr Inneres vorgedrungen ist.

Wie isst man die?

Griechischen Kindern kann man an den Küsten dabei zusehen, wie sie diese Aufgabe souverän, wenn auch vielleicht wenig elegant mit einem Stein bewältigen. Wem dazu die Übung fehlt, dem sei anfangs die Benutzung einer Serviette und einer starken Schere empfohlen. Man legt sich den Seeigel mit der nach innen gewölbten Seite (also mit der Bauchseite) nach oben in die Hand und schneidet rund um die Mundöffnung ein nicht zu kleines Loch in den Panzer. Mit etwas Glück hat man ein Weibchen mit Rogen gefunden, was als besonders köstlich gilt. 

Seeigel – sollte man nicht drauf treten.

An den griechischen Küsten trifft man überwiegend auf Steinseeigel (Paracentrotus lividus), die im gesamten Mittelmeerraum und in den wärmeren europäischen Atlantikgebieten verbreitet sind. Sie können einen Schalendurchmesser von bis zu acht Zentimetern erreichen, gelten als die Schmackhaftesten und bevölkern – entgegenkommenderweise nach Ansicht ihrer Fangemeinde – in manchen Jahren die Strände und Küsten zu tausenden, so dass vor der Touristensaison regelrechte Säuberungsaktionen durchgeführt werden.

Seeigel sind nützlich

Denn obwohl die im Flachwasser bis in 80 cm Tiefe vorkommenden Steinseeigel eher zu den Nützlingen zählen, da sie ja schließlich den Algenbewuchs regelrecht „abweiden“, ist die Freude über „Seeigelschwemmen“ doch recht geteilt: Badegäste ohne Gourmet-Ambitionen können gut darauf verzichten, denn eine zu nahe Bekanntschaft mit den Stachelhäutern gehört zu den eher unangenehmen Urlaubserfahrungen am Strand…

Seeigel schmecken nach Meer.

Überraschenderweise hat Plinius der Ältere in seiner „Naturgeschichte“ ausgerechnet die medizinische Wirksamkeit von Seeigeln gegen Hautekzeme hervorgehoben (die man ohne die Biester vermutlich gar nicht gehabt hätte….).

Ebenfalls schloss er aus der Beobachtung, dass manche Seeigel sich mit Muscheln und kleinen Steinen tarnen, dass sie sich durch ein größeres Gewicht mehr Halt in einem heraufziehenden Unwetter verschaffen wollen und betrachtete Seeigel seither als Sturm- und Unwetterwarnsystem.

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Auch lecker: Seeigelsalat