Griechische Essgewohnheiten.

Heute beschäftigen wir uns mal wieder mit einem griechisch-kretischen Phänomen, das sicher schon dem Einen oder der Anderen Anlass zum Grübeln gegeben hat, nämlich die griechischen bzw. kretischen Essgewohnheiten „gestern und heute“. Wobei zwischen „gestern“ und „heute“ – vom Leben in den Metropolen mal abgesehen – ein gar nicht so großer Unterschied besteht. Auch hier spielen Tradition und Kultur eine zentrale Rolle. Und die Familie – auch die im weiteren Sinne….

Wir haben einen Artikel aus dem Reiseführer „Kreta“ des „Reise-Know-How“-Verlages um unsere eigenen Erfahrungen bereichert, um Euch vielleicht ein paar Hintergründe griechisch-kretischer Gewohnheiten zu vermitteln.

„Die griechische Mahlzeit ist nicht Selbstzweck – sie ist vielmehr Vorwand und Anlass und Initialzündung der Geselligkeit, und sie glückt um so mehr, je gelungener der Anlass.“ Johannes Gaitanidis (Γιάννης Γαϊτανίδης) traf mit seiner Bemerkung den Nagel auf den Kopf, denn Essen ist für Griechen in erster Linie ein geselliges Ereignis – das Essen in guter Gesellschaft, der berühmt-berüchtigten „kali paréa“ (καλή παρέα). Alleine essen geht gar nicht – und deswegen wird manch ein – in den Augen der Griechen – „armer, alleinessender Tropf“ auch oft ratzfatz an den geselligen Tisch gebeten bzw. genötigt – ob er will oder nicht…. ;-)!

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In geselliger Runde bei Freund Nikos in Tsoutsouras

Gemeinsames Essen ist von jeher Tradition, Kultur und Pflicht

Wie wichtig das gemeinschaftliche Mahl schon in der Antike war, belegen viele antike Autoren, die ausgiebige Gelage und Festmähler beschreiben. In Homer´s „Odyssee“ beispielsweise wird Odysseus von König Nestor zunächst zu Tisch gebeten. Erst nach einem üppigen Mahl erkundigt sich der Gastgeber dann nach den Namen und dem Begehr seiner Gäste.

Auf Kreta und überall dort, wo die familiären Strukturen noch intakt sind, wird oft nur einmal am Tag – und zwar meist den ganzen Vormittag lang – für die ganze Familienbande gekocht. Die Töpfe und Kasserollen werden dann über den Tag warm gehalten. Für den Fall, dass die für den ganzen mitessenden Familienclan benötigten Kochtöpfe und Backformen die Abmessungen des heimischen Herdes überschreiten, wurde sogar hier in Paleochora bis vor kurzem noch der ortsansässige traditionelle Bäcker mit seinen riesigen Backöfen bemüht.

Dort schmurgelte die Moussaká von Eftychia und das Pastizio von Anastasía Blech an Blech mit Eleni´s Tsigariastó und Maria´s Giouvetsi und wurde nach Ende der „peripou“ Garzeit – der ungefähren Garzeit – dann wieder nach Hause geholt und in heimbackofentauglichen Kasserolen dann warmgehalten. Auch ein soziales „Event“!

Der Bäcker wartet auf die Rückkehr der „Ofenbesetzerinnen“…

A propos „warmgehalten“: manch ein Tourist wundert sich, dass das Essen auf Kreta gerade im Sommer oft nicht so wirklich heiß, soll heißen eher lauwarm serviert wird. Das ist ob der im Sommer herrschenden Außentemperaturen nur zu verständlich. Wenn es Euch trotzdem zu „lau“ ist, einfach 1-2 Minuten in die Sonne stellen, dann ist es wieder heiß 😉

Eine andere Variante der Speisenzubereitung entspricht dann eher dem ungeduldigen Charakter des Kreters. „Siga-siga“ („immer mit der Ruhe!“) gilt für fast alle alltäglichen Verrichtungen – aber mitnichten beim Essen! Das will man dann aber bitte „amessos“ (αμέσως – sofort!) oder doch zumindest „grigora“ (γρήγορα – flott!) – eigentlich steht das Essen am Besten schon auf dem Tisch, bevor man daran Platz genommen hat.

Und hier rettet natürlich sowohl das oben beschriebene, über Stunden warmgehaltene Essen, wie auch die „fast-food“-Variante „tis ores“ (της ώρες) bzw. „sxáras“ (σχάρας)- vom Grill. Fleisch oder Fisch wird kurz auf den heißen Grill geworfen und ist ruck-zuck fertig. Vorgefertigte „patatoules“ (πατατούλες – Kartöffelchen), ein paar „makaronakia“ (μακαρονάκια – Nüdelchen) oder ein bisschen „rizaki“ (ρυζάκι – Reis) dazu, einen Salat anbei und fertig ist das Hauptgericht.

Leckere Vorspeisen für alle – und „Jammas“!

Besänftigen bzw. über eine ggf. notwendige Wartezeit hinwegtrösten lässt sich der Kreter aber gerne mit diversen „Orektika“ (ορεκτικά ) oder „Mezé“  (μεζέδες) – diesen feinen kleinen Vorspeisen, von denen jeder am Tisch mal naschen darf. Diese bestehen oft aus Salaten, Oliven, Brot, Olivenöl, Tsatsiki, dem Kichererbsenpüree „Fava“, gefüllten Teigtaschen „Kallitsounia“, gefüllten Weinblättern „Dolmadakia“ und vielen anderen kleinen lokalen Spezialitäten. Da wird sogar der ungeduldigste Kreter zahm – denn „ipomoní“ (υπομονή – Geduld) ist durchaus ein griechisches Wort…

Achtung – bei gesellschaftlichen Anlässen oft extrem üppig!

Zu feierlichen Anlässen wie Namenstagen, Hochzeiten, Taufen u.ä. kann so ein „Essen“ im engsten Kreis mit gefühlten 1.500 anderen Gästen allerdings auch bis in die frühen Morgenstunden dauern. Also immer mit gutem Hunger hingehen, aber diesen nie schon mit den Vorspeisen stillen, denn bei einer Verweigerung des Hauptganges wird man als „xenos“ schon mal schief angeschaut. Und auch beim Hauptgang nicht übertreiben, denn meist kommt noch ein Nachtisch (bestellt oder vom Haus) hinterher. Wobei… „satt“ heißt ja nicht, dass keine Schokolade mehr reingeht… 😉

Die Kreter lieben und zelebrieren nach wie vor die „einfache“ Küche – kulinarische „Höhenflüge“ à la „Lafer, Lichter, Lecker“ oder ähnlichen deutschen TV-Seltsamkeiten wird man hier kaum erleben. Dafür besticht sie unbestritten durch die meist lokale Herkunft der Zutaten, der Frische derselben und auch den Abwechslungsreichtum z.B. lokaler Kräuter und Wildgemüse.

Frische „Meeresfrüchte“

Gemeinsam haben alle Speisen – egal, ob Vor- oder Hauptspeise – dass sie meist üppig mit lokalen Kräutern wie Oregano, Thymian, Rosmarin und/oder Minze gewürzt sind. Und gerade bei fleischigen Eintopf- oder Auflaufgerichten ist Zimt ein nicht wegzudenkendes Gewürz, was den Mitteleuropäer im Allgmeinen auch erst mal überrascht. 

Integraler Bestandteil fast jeder Speise ist natürlich das köstliche und gesunde kretische Olivenöl – oft von den eigenen Bäumen und „extra vergine“ (έξτρα παρθένο – extra parthéno). Sobald der daran nicht gewöhnte nord- und mitteleuropäische Organismus sich damit angefreundet hat (das geht normalerweise recht schnell, da einfach gesund!), mag er es nicht mehr missen… Essig wird oft duch frischen Zitronensaft ersetzt, was den Gerichten ebenfalls oft eine frische Note verpasst.

Andere Länder – andere Essgewohnheiten….

Über kretische Essenszeiten und „auswärts essen“ erfahrt Ihr hier demnächst mehr.

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