Helmpflicht in Griechenland? Gibt es die?

Natürlich gibt es eine Helmpflicht!

Nur hält sich keiner dran. Auch wurde sie polizeilich die letzten Jahre nicht durchgesetzt. Das aber ändert sich grade. Erst letzte Woche kam es hier im Dorf zu Kontrollen.

Fahren ohne Sicherheitsgurt / Helm. 350€ 5 Punkte 10 Tage Führerscheinentzug
Motorradfahren ohne Schutzbrille (bei Tragen eines offenen Helms) 200€

Gerüchten zufolge sollen die Polizisten 25% Provision auf die Strafzettel bekommen. Das ist bei einem Gehalt von ca. 850€ auch notwendig, oder? Die neue Regierung hat die Mehrwertsteuer auf Helme von 24% auf 13% gesenkt. Das soll helfen.

In einem aktuellen Fall hat die Polizei grad 80€ für das Fahren ohne Helm verlangt. Hier schnitzt sich jeder seine Gesetze selber.

Vorbildlich. Co2 Austoß geteilt durch drei. Sehr umweltfreundlich.

Warum macht die Helmpflicht im Ort keinen Sinn?

Auf den Kurzstrecken nimmt niemand einen Helm. Und Unfälle in den engen Strassen der kretischen Dörfer sind verschwindend gering. Das ewige Auf und Ab geht auf die Nerven. Bei Temperaturen von 35° bis 40° verkleben einem die Haare. Mit dem Helm ist die Sicht eingeschränkt und man hört das so wichtige Hupen der anderen kaum noch mehr. Für die alten Männer auf den Mopeds macht das alles keinen Sinn.

Wassilis. 70 Jahre ohne Helm.

Wie wäre es mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung und Abschaffung der Helmpflicht in den Dörfer? Das würde die Raserei der jungen Leute beenden und die Lärmbelästigung wäre auch wesentlicher geringer.

Oder sind E-Bikes und E-Scooter die Lösung?

Gesetze kommen aus Athen. Aber Athen ist weit und die Kreter sind es ohnehin gewohnt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ganz wie Eleni sagt: „Natürlich gibt es Gesetze in Griechenland, aber wir sagen: Die Regierung macht uns Vorschläge!“.

Gilt die Helmpflicht auch für Fußgänger?

Verkehrskontrollen im August 2019.

Vom 20.08. – 25.08.2019 wurden 350 Polizeikontrollpunkte auf Kreta eingerichtet. Es wurden ca. 8.500 Fahrzeuge kontrolliert. Ca. 3.000 Verstöße gegen die Verkehrsgesetze. Fast jeder dritte hält sich nicht an die Verkehrsregeln.

Hier das Ergebnis:

  • Überhöhte Geschwindigkeit: 425
  • Fahren ohne Schutzhelm: 483
  • Nichtbenutzung des Sicherheitsgurts: 267
  • Fahren unter Alkoholeinfluss: 123
  • Verwenden eines Mobiltelefons: 61
  • Verbotenes Überholen: 37
  • Unregelmäßige Manöver: 107
  • Verletzung der roten Ampel: 49
  • Sonstige Verstöße: 1.351

Verkehrsregeln in Griechenland. Gibt es die?

Hier noch ein Leserbeitrag zum Thema Elektromobilität:

Habe heute dort ein mich erheiterndes Foto -zum Thema „Verkehrserziehung“ gesichtet: „Dreier-Partie auf einem kretischen Moped“, ha ha, wäre noch ausbaufähig: Hund vorne auf der Lenkstange balancierend z.B. Ähnlich Akrobatisches kann man im Süden – auch in Kroatien – öfters bewundern und ist, den Klimawandel und die Reduktion des CO 2-Ausstoßes betreffend, durchaus vorbildlich!

Dazu auch von mir ein Foto samt Beitrag zum Thema „Verkehr“: Es gibt seit nicht allzu langer Zeit eine neue „Segnung der Menschheit“: den Elektro-Scooter. Hier in Österreich bereichern diese eleganten Flitzer das ohnehin schon bunte Treiben speziell auf den Radwegen: waren bisher „nur“ Fahrräder aller Arten, mit und ohne Anhänger, E-Bikes, Kinderwägen schiebende Mütter -oft selbst beschleunigt auf Rollschuhen dahingleitend, knatternde Roller-Skates und zahlreiche in dem Trubel entnervte Hunde an der Leine unterwegs, den Radweg im Zick-Zack-Kurs für sich erobernd (was sportlichen Sprintern ein erweitertes Trainingsprogramm mit spontanen Hochsprung-Einlagen ermöglicht), so ist nun die Königsdisziplin dieses Fortbewegungs-Zirkusses im unaufhaltsamen Anrollen, eben dieser E-Scooter: lautlos gleitet er dahin, erst einer, dann zwei, dann zehn … ja, im Minutentakt scheint er sich wie durch Zellteilung zu vermehren – um seither die Zahl der diversen Kollisions-Unfälle auf Österreichs Radwegen und Straßen sprunghaft ansteigen zu lassen.

E-Scooter in Heraklion am Morosini-Brunnen.

Diese verkehrstechnische Segnung ist – Zeus sei Dank (als Ober-Gott ist er selbstverständlich auch für den Verkehr, nicht nur für den zwischen Menschen zumeist verschiedenen Geschlechts zuständig, denke ich) – auch in Kreta längst angekommen, wie mein Foto aus Iraklio: „E-Scooter am Morosini-Brunnen“ vom August dieses Jahres beweist. Ein Glücksfall: Wissenschaftler werden noch Jahrhunderte später genau datieren können, wann dieses Foto am Brunnen geschossen wurde: es war 2019, im Jahr der Geburtsstunde des E-Scooters ( inzwischen technisch längst überholt durch „botox-gepolsterte elastische Fußballen, mit deren Hilfe die Menschheit sich seit damals sprunghaft und gänzlich CO 2-frei fortbewegt!)

Aber zurück nach Iraklio 2019: wer sich im August in den Straßen und Gassen der Innenstadt bewegt, der erkennt bald, dass ein zügiges Fortkommen mit Hilfe des Scooters eine Unmöglichkeit ist, es sei denn, man schnallt sich das Ding um und bahnt sich solcherart den Weg durch die dichtgedrängte Menschenmenge von Touristen und Einheimischen!

Liebe Radioaktive, soweit mein Ausflug ins Absurdistan des technischen Fortschritt-Strebens des „Homo sapiens“.

2 Kommentare

  1. Wir wohnen in Ostkreta, Agios Nikolaos, und ich kann nur sagen: hier ist die Helmpflicht schon seit Jahren durchgesetzt.
    Die Verkehrskontrollen fingen damals (vor gefühlt 15-20 Jahren) zunächst an, außerhalb der Ortschaft ziemlich verschärft zu kontrollieren und saftige Strafen zu verhängen, die auch meist nicht „bemauschelt“ (gestrichen) werden konnten.
    Dann sind nochmal ein paar junge Männer mit ihren Mopeds innerhalb der Stadt Agios Nikolaos z.T. tödlich verunglückt und dann standen die Kontrollen auch innerhalb der Stadt an fast jeder Ecke, wechselnd ziemlich jeden Tag.
    Ich kann nur sagen – auch heute noch sieht man in Agios Nikolaos und Umgebung kaum jemanden ohne Helm fahren (das gilt übrigens nur für den Fahrer, der Sozius interessiert egtl. niemanden) und es wird immer noch scharf kontrolliert.
    Herzliche Grüße aus dem Osten
    Sabina

  2. Ich weiß nicht, wieviel wirklich passiert und mit welchen Folgen. Die Höhe der Knöllchen ist horrend. Dennoch
    trägt wirklich kaum einer einen Kopfschutz. Die Befolgung von Vorschriften erinnert mich schon auch an das
    Ballerverbot, das ebenso wenig befolgt wird-, naja etwas besser sehen die Verkehrsschilder in den letzten Jahren doch auch aus. Auch scheint man etwas „gesitteter“ Auto zu fahren. Ist doch was. Geringe Fortschrit- te sind allemal besser als die immer brutalere (nicht bei allen !) Fahrerei bei uns.

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