Man findet es meist auf dem Dorfplatz, unweigerlich in der Nähe eines Maulbeerbaumes oder einer ausladenden Platane: das Kafenion.
Es handelt es sich meist um eine karge Halle mit einer Theke am Kopfende, eingerichtet mit den charakteristischen harten Holzstühlen mit strohgeflochtener Sitzfläche und kleinen Tischchen, die sich zum Teil im Freien befinden und an denen, wie zum Inventar gehörig, immer ein paar alte Männer sitzen.
Trotz des irreführenden Namens ist ein Kafenion kein Café im uns geläufigen Sinn – es ist eine Institution, in der bis heute Touristen und Frauen nicht allzu gerne gesehen sind.
Das kleine Arbeitsamt
Traditionell kommen hier die Männer zusammen, werktags und tagsüber vor allem jene, die nicht mehr berufstätig sind, wobei es am frühen Morgen oft durchaus auch als Arbeitsamt fungiert.
Besagte Männer sitzen meist stundenlang zusammen, ein Glas Wasser oder Kaffee trinkend, nie (oder nur manchmal) Alkohol und debattieren über Gott und die Welt, Fußball, Basketball, aktuelle Preise für Olivenöl, Holz, Hühner, Schafe und Ziegen, für Tierfutter und Benzin und was die Gemüter aktuell noch so beschäftigt.
Gerne wird auch Tavli – das „griechische Backgammon“ oder Karten gespielt, manche sehen auch fern und wieder andere sitzen einfach nur da und drehen die Perlen ihres Kombolois, des griechischen „Stressvernichters“. Dabei geben sie meist unfreiwillig ein beliebtes Fotomotiv für Touristen ab.
Eine soziale Einrichtung
Das Kafenion ist eine soziale Einrichtung – hier konsumiert man nicht, hier löst man Probleme (eigene oder die der anderen), schlägt die Zeit tot oder entflieht der Einsamkeit.
Sofern es in einem Ort mehrere Kafenia gibt, scheiden sich oft die Geister: man frequentiert das eine oder eben das andere meist nach parteipolitischer Zugehörigkeit bzw. Sympathie. Ursprünglich unterschieden sich die verschiedenen Kafenia sogar optisch: rötlich-braune Türen und Fensterrahmen waren ein klarer Hinweis auf kommunistische Gesinnung, Grün deutete auf Sozialisten und Blau auf Konservative hin.
Noch heute sind die schlicht bis spartanisch ausgestatteten Gasträume mit dem Charme einer Bahnhofshalle vor allem in kleinen Dörfern zu finden, während sie in den Städten mehr und mehr aussterben und von touristisch aufgemachten „modernen“ Cafés abgelöst werden.
Was nicht verwundert, denn im traditionellen Kafenion herrscht kein Verzehrzwang, lediglich eine Ausleihgebühr für Karten und Tavli-Bretter fällt gegebenenfalls an, und alte Männer, die über Stunden an einem kleinen griechischen Kaffee nippen, sind natürlich weniger lukrativ als konsumfreudige Touristen, die Cocktails und Häppchen verlangen.
Grober Fehler!
Der Kretaner zur Rechten hält sich nicht an das Gebot, zwingend kretische Flechtstühle zu benutzen.
Naja, vielleicht liegt`s ja am fehlenden Raki….
Hallo Susanne, wo gibt es das Kafenion Bild als Poster ?
Moin Susanne, seit vielen Jahren sind Kafenea meine Leidenschaft. Ich dokumentiere überall auf Kreta die Kafenea, auch die seit vielen Jahren geschlossen haben. Notiere mir den Namen usw.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mal einen Artikel (eine Übersicht) über die Kafenea von Paleochóra schreibt.
Meine Beobachtungen sind, das es an der Südküste, die meisten Kafenea in Paleochóra und Agia Galini gibt.
Viele Grüße aus Hamburg, kv
Moin und Kalimera, das Herz und die Seele eines jedem kretischen Dorfes ist das Kafenion.
vg, kv