Griechische Neujahrsbräuche: Granatäpfel zertrümmern und auf bemooste Steine treten.

Und heute – aus gegebenem Anlass des anstehenden Jahreswechsels – teilen wir mal wieder einen griechischen Neujahrsbrauch – Granatäpfel zertrümmern und auf moosbewachsene Steine treten. Hört sich komisch an, ist es aber nicht – zumindest nicht, wenn man die Hintergründe kennt.

In der griechischen Kultur ist der Granatapfel eine sehr bedeutsame Frucht. Sie ist ein Zeichen des Glücks, Wohlstand und Fruchtbarkeit, sowie der Erneuerung und Regeneration. Und genau darum geht es ja zu Silvester und Neujahr – man wünscht sich gegenseitig Glück und bemüht dazu gerne – manchmal auch seltsam anmutende – Rituale.

Und um genau so eines geht es heute wieder – um den Granatapfel und seine Bedeutung für die Neujahrswünsche:

Silvester in Griechenland

Am Silvesterabend ist es auch in Griechenland üblich, dass griechische Familien und Freunde zusammenkommen und in das neue Jahr reinfeiern. An vielen Eingangstüren werden Granatäpfel aufgehängt – oft auch schon zu Weihnachten und bleibt dann dort bis zum Neujahrstag hängen. Viele Griechen lassen diesen Granatapfel sogar vorher vom örtlichen Popen segnen – sicher ist sicher.

Und dann ist es soweit: am Silvesterabend um Mitternacht geht die ganze Bande (Familie und Freunde) kurz vor die Haustür – nicht ohne vorher alle Lichter im Haus ausgemacht zu haben. Dann wird aus der Gruppe diejenige Person ausgewählt, die im kommenden Jahr besonders viel Glück haben soll und diese betritt dann Haus wieder als Erste(r) – und zwar unbedingt mit dem rechten Fuß zuerst, sonst wird das nichts mit dem Glück für friends & family!

Nachdem der zuerst eingetretene Glückspilz über die Hausschwelle ist, darf er den Granatapfel von der Tür nehmen und ihn mit größtmöglicher Wucht gegen die Haustür werfen, so dass im Idealfall alle Granatapfelkerne vor der Haustür versprengt werden. Je mehr Kerne aus der zerschmetterten Frucht rausfallen, um so größer das Glück im neuen Jahr.

Kein Wunder, dass die meisten potentiellen „Zerschmetterer“ im Vorfeld dieses Silvesterbrauches richtiggehend trainieren, um ihrer Familie und Freunden so viel Glück wie möglich zu bescheren.

raki-und-granatapfel
Zu Granatapfel passt gut Raki.

Aber aufpassen: zerplatzte Granatapfelkerne hinterlassen fiese Flecken, die man nur ganz schlecht wieder aus den Klamotten rausbekommt…!

Dieser Neujahrsbrauch steht auch in engem Zusammenhang mit einem weiteren – nämlich dem Brauch, vor Silvester mossbewachsene Steine in die Nähe der Hauseingangstür zu legen. Bevor nun der „Erstbetreter“ und der Rest der Silvestergruppe wieder in´s Haus eintreten, tritt jeder von ihnen auf diese bemoosten Steine (hilft vermutlich auch gegen die zertretenen Granatapfelkerne an den Schuhsohlen…) und wird ebenfalls als glückbringendes Ritual für das neue Jahr betrachtet.

Wenn also der Granatapfel-Zerschmetterer seinen Job korrekt und schwungvoll ausgeführt hat, wird die entsprechende Familie jede Menge Glück im ganzen neuen Jahr haben – so zumindest die Theorie.

Radio Kreta wünscht „kaló podariko“ (καλό ποδάρικο) – viele gute Omen!

Und wer zu Silvester noch Platz an der Haustür hat, kann sich ja noch eine Weiße Meereszwiebel dazuhängen.

2 Kommentare

  1. Wäre toll, wenn in Deutschland an Sylvester oder vor allem in der Ukraine auch nur GranatÄPFEL anstatt Granaten zerdeppert würden!!

  2. Immer wieder toll und spannend diese Dinge zu erfahren. Ich freu mich sehr, dass ihr mir Kreta und die Bräuche der Griechen noch näher bringt. Vielen Dank an Euch!

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