Subject: Die „Kurz-Brief“-Schreiberin Sigrun schlägt wieder mal zu!
Liebe Redakteuse & Redakteur!
Da ich mich so nebulos erinnere, einmal gelesen zu haben, dass die Redakteuse Susanne im Sommer zwecks Broterwerb sich der Tourismus-Branche in die arbeitsträchtigen Arme werfen muss, sollte ich wirklich an mich halten und meinem Mail hirnschonende Kürze verordnen, mich jeglicher barocker Gedankenschnörkel asketisch enthaltend (was mir mit diesem schlichten ersten Satz hoffentlich schon gut gelungen ist, oder?)
Die Erde in Athen hat gebebt, wie ich besorgt las! Aber vorher gab es ein anderes Beben in Kreta -Kolimbari, Suzanne Keaton (Anm. der Red.: Mord auf Kreta) – das mich erschüttert hat wie viele andere Kreta-Freunde auch!! Seit Jahrzehnten, wenn mich Frauen fragten: „Kann man als Frau unbeschadet allein durch Kreta reisen?“ konnte ich, überzeugt durch meine Erfahrungen sagen: „Ja! Kein Problem!“ Eine ca 60jährige Wanderin aus Bayern, die oft auch allein, z.B. von Anopolis aus, in entlegenste Gebiete der Lefka Ori unterwegs ist, fragte ich, ob sie keine Angst habe als Frau so allein umherzustreifen, wo nur Männer, meist Schäfer, unterwegs sind und sie sagte mir, ein Einheimischer habe zu dem Thema gesagt: „Wenn hier bei uns ein Mann sich an einer Frau vergreifen würde, also sie vergewaltigt, er würde nicht erst vor Gericht gestellt: er würde von der gesamten Dorfgemeinschaft schon vorher gelyncht, also gesteinigt.“
Mag sein, dass solche archaische Sitten und Gebräuche noch im dörflichen Süden gelten -wie ja auch noch in manchen Bergdörfern die Blutrache praktiziert wird (siehe Anogia vor drei Jahren)- , an der Nordküste ist man da vielleicht kriminell schon lockerer. Mein Sarkasmus hilft mir im Moment über das Grauen hinweg, das die Kolimbari-Videos in mir ausgelöst haben.
Das Grauen war so groß, dass ich arg mit mir gerungen habe, ob ich es wagen sollte, mich im August für eine Woche an diese bedrohliche Nordküste – Iraklio, Rethymnon – zu wagen, um wie im vorigen Jahr 2 Konzerte mit meinem mich so begeisternden Michalis Tzouganakis zu besuchen (Iraklio: 8.August, Rethymnon: 10.August). Aber meine Freude, dass er doch wieder auftritt, war größer als die Angst, am Heimweg von den Konzerten vielleicht auch von einem Irren abgemurkst zu werden.
Redakteuse und Redakteur haben vielleicht bis hierher schon leicht ungeduldig gesucht, welchem Thema mein heutiger Schreibdrang wohl gewidmet sein mag: voila – Musik liegt in der Luft, Michalis und seine Wunder-Laute! Und immer noch ich, sein treuester und nun wohl ältester Fan noch einmal auf dem Weg zum „sinkenden Stern am Musikerhimmel von Kreta“! Die Videos, die ich bei seinen Konzerten im Vorjahr fabriziert hatte, werden seither ca 40 mal pro Tag bei YouTube angeklickt (unser Parademusiker in Österreich, der Lederhosen-Rocker, hat pro Song Millionen-Klicks, ha ha!) Michalis war laut Facebook einige Tage Ende Juni mit Alexandros in Amerika zu Gast und seither kamen etliche Klicks auch von dort, was mich für ihn freut.
Und so schwenke ich bei Radio Kreta hier noch einmal die Werbe-Fahne: M.Tz.: 50.Geburtstag am 31.Juli!
Ich wollte ihm auch irgendwie zum Geburtstag gratulieren und habe ein Lied von ihm gesucht, das mir -auch im Text- gefällt, um dazu eine Foto-Collage nach eigener Phantasie zu basteln. Ich wurde fündig beim Lied: Aetos (Adler), Text und Musik von Michalis, 1. Lied auf der CD: „Sta revmata tou kosmou“, den deutschen Text dazu fand ich auf der dt. Fanseite von M.Tz.
Und so habe ich mit einem meiner Fotos von der Aradena-Schlucht, von einem Adler über dem Yuchtas und einem Foto von Michalis bei seinem Konzert in Iraklio eine Collage gemacht, die ich ihm im Sommer geben wollte. Nun kam mir aber die Eingebung: der Zugang der Kreter, was ich so an den Wänden von Kafenions sehe, zu Bildern aller Art ist so gut wie null. Also ließ ich die Collage verkürzt auf einen Kissenbezug drucken und eine Kopie davon auf ein T-Shirt, in der Hoffnung, dass die Familie Tzouganakis damit mehr anfangen kann. Ich nehme also diese meine Geburtstags-Gaben mit zum Konzert in Iraklio – einziges Problem: ich bin im Grunde ein schüchterner Mensch, hoffentlich wage ich mich nach dem Konzert hinter die Bühne.
Liebe Susanne, ich gehe wohl recht in der Annahme, dass Sie Ihr touristisches Arbeitsgebiet in Chania haben und nicht etwa in Rethymnon, sonst wäre es nett einander mal zu beaugapfeln?
Ich schicke nun noch ein Foto meiner collagierten Bildumsetzung des Liedes „Aetos“ mit.
Und um in dieses Mail auch ein bisschen wenigstens auch Heiterkeit einzubringen: ein Hinweis auf mein letztes Video auf Sigrun Steinwender Youtube von meinem Urlaub im Juni auf der Insel Rab: ein musikalischer Leckerbissen anderer Art, Video-Titel: Froschkonzert – dreistimmig: 2 Wasserfrösche und ich.
Kurze, aber dennoch liebe Grüße
Sigrun Steinwender, Graz
Noch ein Beitrag von Sigrun: „Da drehen sie die Steine um“ . Der Wander-Wahnsinn auf Kreta.