Diese kleinen Dörfer sind die wahre Seele Kretas.
Gebirgssiedlungen, Bräuche, Menschen, Traditionen: Wenn Ihr die geschäftige Küste, das Hinterland und die größeren – meist sehr touristischen – Städte Kretas hinter Euch lasst, erlebt Ihr die authentischsten Aspekte des echten kretischen Temperaments.
Kreta ist trotz 1066 km Küstenlänge eben nicht nur Küste, Strand und Meer. Es ist viel mehr! Das „wahre“ Kreta beginnt, wie die Kreter selbst sagen, im Hinterland. Nämlich in den Bergen und den bergigsten Siedlungen, in denen die Tradition und Kultur der Insel geschmiedet wurden.
Geleitet von den Gipfeln der Weißen Berge und des Psiloritis betritt man das Hinterland. Man macht Halt in den Olivenhainen von Skine, auf dem Omalos-Plateau, in Vamos und auf dem Plateau von Askifos, bevor man die wilde Sfakia und die wunderschöne Aradena-Schlucht erreicht. Desweiteren wartet natürlich auch Kretas höchster Berg – der wundervolle Psiloritis – auf Euren Besuch, genau so wie die Dörfer von Mylopotamos, das berühmt-berüchtigte Bergdorf Anogia und das Tal von Amari.
Und viele weitere wundervolle Kleinode des kretischen Hinterlandes, von denen wir Euch einige (viel zu wenige, aber alles andere sprengt den Rahmen) hier näher bringen wollen:
Aradena, Sfakia.
Was auch immer Ihr in den Dörfern der ebenfalls berühmt-berüchtigten Sfakia aufschnappt, es hat sicherlich mit Geschichten über Kämpfe und Schlachten in der Region zu tun. In der Aradena-Schlucht, nur ein paar Schritte vom Dorf entfernt, wurden in grauer Vorzeit viele Schlachten geschlagen. Heute ist das Dorf verlassen, das Ergebnis einer blutigen Rache, die 1948 begann, obwohl einige ehemalige Einwohner von Zeit zu Zeit zurückkehrten und sich um ihre Häuser kümmerten. Ein Spaziergang zwischen den verlassenen Häusern ist ein Muss – und ein Bungee-Sprung von der 138 Meter hohen Brücke gibt den entsprechenden Kick!
Theriso, Chania .
Theriso ist in die Geschichte eingegangen für die zeitlosen Kämpfe der rebellischen Kreter gegen jeden Eroberer. Ein gutes Beispiel ist das Jahr 1905, als militante Rebellen unter der Führung von Eleftherios Venizelos hier ihr Hauptquartier errichteten und auf Ersuchen der Union einen bewaffneten Kampf gegen Georg II. erklärten. Heute ist das Hauptquartier ein Museum, Theriso ist mittlerweile ein viel ruhigeres und friedlicheres Dorf und bietet viele Tavernen und sogar ein Käsemuseum. Unser eigener Ausflug (leider mitten im Winter bei gruseligem Wetter) war trotzdem wunderschön – nur 16 km südlich von Chania taucht man sogar im kretischen Winter in eine komplett andere Welt ein.
Vamos, Apokoronas – Ein Modell des Agrotourismus.
Vamos ist ein Sonderfall, in jeder Hinsicht: ein neoklassiztisches Dorf mit vielen unerwarteten Villen, mit unzähligen blühenden Innenhöfen, mit Dutzenden von Herbergen, die Platz für das Zwei- oder Dreifache der lokalen Bevölkerung bieten. Letzteres ist natürlich auf das vorbildliche Engagement seiner Bewohner für das Thema „Agrotourismus“ zurückzuführen, das vor etwa einem Jahrzehnt begann und Vamos über die Grenzen Kretas hinaus bekannt machte. Nachhaltigkeit und umweltbewusstsein sind auch auf Kreta schon lange keine Fremdwörter mehr!
Vamos liegt ca. 30 km östlich von Chania und der hauptsächliche Charme des Dorfes liegt in der Kombination von der Lage direkt am Meer (naja, 15min Fahrzeit sind es schon) und dem wundervollen Blick „zurück“ auf die oft noch im Mai schneebedeckten Levka Ori – den weißen Bergen.
Ein kleiner Raki in einer traditionellen Taverne auf der „Plateia“ – dem zentralen Platz des Dorfes – rundet diesen Besuch auf jeden Fall ab (aber nur für die Beifaher, bitte ;-))
Anogia – Die Melodie des Psiloritis.
Xylourides und Skoulades haben Anogia in jeder Ecke Griechenlands bekannt gemacht. Anogia und Tradition sind schließlich identische Konzepte, sei es in der Musik, in der Volkskunst, in Textilien, in der Küche oder einfach in der reinen Gastfreundschaft, die hier am Psiloritis als etwas Heiliges geehrt wird. In den traditionellen Cafés des zentralen Platzes werdet Ihr mit Raki verwöhnt, Ihr werdetn Mantinaden von Anogia-Textern hören und im Allgemeinen werdet Ihr feststellen, dass der Tourismus, der Anogia endgültig erreicht hat, glücklicherweise den Charakter des Dorfes nicht verändert hat.
Und wenn Ihr in Anogia noch ein bisschen Zeit habt und Interesse an wundervoller Glasbläserkunst mit direkt angeschlossenere Oldtimer-Ausstellung habt, dann müsst Ihr unbedingt zu Mario und Natassa! Und bitte nicht vergessen, schöne Grüße von Radio Kreta auszurichten!!!
Amari – Harmonie zwischen Mensch und Natur.
Die Amari Schlucht ist ein großes Tal, das sich hauptsächlich zwischen Psiloritis und den kleineren Bergen Kedros und Samitos erstreckt: Hier findet Ihr eine grüne Oase mit reichlich fließendem Wasser, vielen traditionellen Dörfern, die wie alle ihre „Nachbarn“ heftigen Widerstand gegen die verschiedensten Eindringlinge geleistet haben. Mittlerweile ist auch hier der Tourismus angekommen, Siedlungen wie Kalogeros, Nevs Amari, Vistagi, Thronos und Fourfouras bieten einen Blick auf Kreta, den man gerne länger und öfter sehen würde…..
Maroulas, Rethymno – Ein mittelalterliches Erbe.
Hohe Türme, Häuser, die wie Festungen gebaut wurden, geschlossene Innenhöfe, wunderschön gemauerte Hauseingänge und -Bögen. Wenn es nicht nur 10 km von Rethymnon entfernt wäre, würde man nicht glauben, dass es auf Kreta ist – nicht einmal in Griechenland. Maroulas ist ein wundervolles Dorf mittelalterlichen Ursprungs, das dank einer glücklichen Fügung überleben konnte: 1980 wurde die gesamte Siedlung zum historischen Denkmal von großem archäologischen Wert erklärt. Man hat einen wundervollen Ausblick auf den 44 Meter hohen venezianischen Turm, die gepflasterten Straßen unter Bögen machen das ganze Dorf sehr heimelig, der Abstieg zum reich verzierten osmanischen Brunnen ist ein weiteres Highlight und getoppt wird der Ausflug von dem Blick, den man auf das ganze Dorf vom Hügel des Propheten Elias aus hat.
Avdou, Hersonissos – Unbedingt einen kleinen Stopp einlegen!
Auch wenn die Gegend von und um Hersonissos eher für angelsächsische Pauschal-Promillen-Touristen bekannt ist, hat auch hier da das Hinterland noch einige Schätzchen in petto. Dazu gehört das Dörfchen Avdou. Es taucht in der grünen Ebene von Lagada auf und ist eine Station auf dem Weg vom Lassithi-Plateau nach Heraklion. Es wird auch „Kapetanochori“ genannt und grenzt an die Schluchten von Rosa, Ampelos und die Höhle von Ag. Fotini und hat den See von Apsalemi vor sich. Ein wundervoller „Stop-Over“ auf Eurer Reise in´s Herakliotische Hinterland!
Kapetaniana, Asterousia – Das Adlernest von Kofinas.
Kapetaniana (Καπετανιανά) ist ein kleines Bergdorf mit ca. 80 Einwohnern auf Kreta im Asterousia-Gebirge und gehört zum Gemeindebezirk Kofinas der Gemeinde Gortyna. Das Dorf liegt in den steilen Berghängen des Kofinas auf 800 m Höhe. Von dem Gipfel des Berges hat man eine wunderbare Aussicht auf das libysche Meer und den Golf und die Ebene von Messara.
Kapetaniana besteht aus den zwei Dörfern Kato Kapetaniana und Pano-Kapetaniana. Im Dorf ist kein Autoverkehr zugelassen.
In minoischer Zeit (ca. 3000 Jahre v. Chr.) befand sich auf dem Berg ein Gipfelheiligtum, davor lag ein Tempelzentrum, das der Geburtssgöttin Eileithyia geweiht war. Bedeutende archäologische Funde, so z. B. Bronzestatuen, stehen in den archäologischen Museen in Athen und Iraklio. Heute befindet sich auf dem Berg eine steinerne Kapelle, die Timion Stavron, d. h. dem aufgerichteten Kreuz geweiht ist. Am 14. September jeden Jahres gibt es die Gipfelmesse, zu der in den letzten Jahren vermehrt die Einheimischen aus den umliegenden Dörfern pilgern. Sie bringen Basilikum und Brotlaibe mit, die dort geweiht und gegessen werden.
Kapetaniana bedeutet im Griechischen ein Ort, wo die kapetanii wohnten. Ein kapetanios war jemand, der sich in der Besatzungszeit unter keinen Umständen vereinnahmen ließ, der unbestechlich, stolz und kämpferisch war. Das Dorf wurde nie von den Fremdherrschern besetzt, weder von den Arabern, noch von den Venezianern, noch von den Türken. Chapeau!!!!
Erst während des Zweiten Weltkriegs besetzten deutsche Truppen das Dorf und die Einheimischen mussten das Dorf verlassen, das wegen seiner exponierten Lage gut zur Beobachtung der Südküste geeignet war. Die Kapetaniani leisteten Widerstand und versuchten die deutsche Besatzung mit den Mitteln des Partisanenkampfes zu vertreiben. Noch heute besitzt fast jede Familie Waffen, als Zeichen der wehrsamen Sippe und für die Jagd, also gaaaaanz vorsichtig sein dort 😉
Archanes – Ein Kleinod im Hinterland von Heraklion und Knossos.
Zu einem farbenfrohen und heimeligenTraum hat sich dieses Dorf in den letzten 10 Jahren, nur 15 km vom Herzen von Heraklion entfernt, entwickelt. Archanes ist für uns immer ein „Geheimtipp“ (der er spätestens jetzt ja nun mal nicht mehr ist, aber man muss ja auch teilen können!) für Ausflüge nach Heraklion oder Knossos, bzw. auf dem Weg von der Hauptstadt in den Süden. Das Dorf liegt in einem fruchtbaren Tal am Fuße des Yukhta-Gebirges – dem Berg, der wie ein liegender Riese aussieht.
Ein Besuch der minoischen Stadt Archanes (Lower Archanes) und des obersten Heiligtums von Yukhta lohnt sich ebenso wie die Einrichtung des „Labyrinths“, der Musikwerkstatt des Iren Ross Daly. Eine kleine Fußnote zum äußerst interessanten und erfolgreichen Choudetsi Music Festival, falls Ihr mal im August nach Choudetsi kommt – ganz in der Nähe von Archanes…
Neapoli, Mirabello.
Dieses Dorf – schöne Grüße übrigens auch an unseren Freund Kimonas, für den Neapoli die schönste Stadt Kretas ist! – war bis 1904 die Hauptstadt der Präfektur Lassithi – dann übernahm Agios Nikolaos das Zepter und wurde Hauptstadt des Verwaltungsbezirks Lasithi. Neapoli war dann nur noch Verwaltungssitz der Provinz Mirambelo.
Dennoch ist und bleibt Neapoli aber wohl die „informelle“ Hauptstadt von Pano Mirabello und ist nicht zuletzt wegen seiner schönen Architektur, dem Hauptplatz „Megali Panagia“, seiner beliebten Käseprodukte, seinem „Amazonas Park“ und der Nähe zum Lassithi-Plateau und den bezaubernden Dörfchen Limnes, Houmeriako, Latsida, und Vrachasi, die sich auch durch Ihre hervorragende lokale Küche auszeichnen. Neapoli ist – trotz des Sitzes des Provinzgerichts und dem weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannten und durchaus (bisher nur von außen!) beeindruckenden Gefängniskomplexes – ein freundlicher und friedlicher Ort für einen Zwischenstopp auf dem Weg zum Lassithi-Plateau.
Kritsa auf der fast unbekannten Katharó-Hochebene.
Am östlichen Rand des Dikti-Gebirges, rund neun Kilometer von Agios Nikólaos entfernt, bietet Kritsa ein Paradebeispiel des ländlichen Lebens auf Kreta. Es ist für ein kretisches Dorf relativ groß und erstreckt sich mit einem schönen Blick nach Osten zum Golf von Mirabellou vor der Kulisse mächtiger Felswände den Hang hinauf.
Das bergige Gelände hinter dem Dorf bietet ideale Bedingungen für ausgedehnte Wanderungen auf den gepflasterten Kalderimi (Ziehwegen) und auf uralten Wegen, die teils bis auf die Zeit der minoischen Kultur zurückgehen. Dabei sind beinahe vergessene minoische Häuser und dorische Siedlungen zu entdecken.
In Kritsá gibt es bedeutende Kirchen, von denen Panagía Kera am unteren Ortseingang die Sehenswerteste darstellt. Hier zeigen die restaurierten Fresken auf eindrucksvolle Weise den Glanz der byzantinischen Kunst auf Kreta. Die zentrale Kuppel schmückt eine Taufe Christi aus dem 13. Jahrhundert, überschwenglich voller Segeln und Fische – und im Mittelschiff balanciert Salome den Kopf Johannes des Täufers auf ihrem eigenen.
Pezoulas, Perivolakia.
In der Umgebung von Sitia findet Ihr all die vergessenen Siedlungen, die Ihre Eure Seele anzieht, bezirzt und vielleicht sogar beruhigt oder gar heilt! Karydi, Sitanos, Chamaitoulo und – in diesem Fall Pezoulas, bei dem es sich um einen der Bezirke der malerischen Perivolakia handelt, scheinen einfach aus den Erinnerungen an alte Postkarten zu stammen. Es ist eine karge Gegend mit wenigen bis gar keinen Einwohnern, gut getarnt vor den Augen von Feinden, die Farbe des trockenen Landes. Perivolakia ist auch berühmt für die 4,5 km lange gleichnamige Schlucht, die am Kapsa-Kloster, dem „Moni Kapsa“ (Μονή Κάψα) endet.Sicherlich auch einen Besuch wert auf dem Weg an´s Meer – das Libysche Meer nämlich, dessen „heimliche Hauptstadt“ im Osten Ierápetra ist.
Ierápetra ist für uns ein absolutes „Muss“ für einen Stop-Over, wobei wir schon oft erfahren haben, dass sich an dieser Stadt die Geister scheiden. Man liebt sie – oder halt nicht. Bei uns trifft Ersteres zu…. – nicht schwer zu erraten….
Radio Kreta wünscht viel Spaß beim Village-Hopping auf Kreta!
PS: Fortsetzung folgt!
Kalispera zusammen, … und ich würde aus dem eigenen Erleben unbedingt Kallikrátis, südwestlich von Asígonia in den Bergen gelegen, in die Liste der stillen Bergdörfer einreihen. Hier findet man nur sehr wenig Touristen.
… und eigtl liegt Vamos auch nicht westlich von Chania. Zwischen Rethymno und Chania würd ich jetzt eher als östlich bezeichnen. Aber hübsch ist Vamos allemal.
Kalamafka fehlt noch finde ich.
Danke für diesen sehr informativen Bericht! Freuen uns auf die Fortsetzung!
Ach und Fritzi: Das haben Sie wohl im Ramos-Bericht überlesen: „(naja, 15min Fahrzeit sind es schon) „.
Vamos- direkt am Meer ???? Recherchiert doch bitte etwas genauer. Wie glaubwürdig sind Eure Beiträge ? Die meisten, der wunderschönen Bergdörfern sind leider von Touristen überlaufen.
Moin und Kalimera Susanne, für mich macht der Charme und Charakter von Kreta auch die vielen tausend Dörfer im Hinterland aus. Ich liebe es in jedem Dorf anzuhalten, durch die Gassen zu schlendern, ins Kafeneio ein zukehren……
Freue mich auf die Fortsetzung.
Kalí Evdomáda, kv